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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Rechnung zu tragen«, lachte sie. »Ich möchte nicht aussehen, als hätte ich im Gras gelegen, wenn es auch mit meinem eigenen Mann war!«
    Andrew lachte, nahm den Beutel mit Blüten auf und legte ihn auf Callistas Sattelknopf. Was war mit ihnen geschehen?, fragte er sich. Die Sonne, die Pollen, was war das? Er wollte sich aufs Pferd heben, als sie ihn zurückhielt und plötzlich die Arme um seinen Hals legte.
    Sie sagte: »Andrew, o bitte …«, und sah zum Rand des Feldes hin, wo Bäume ein Obdach boten. Er erfaßte ihre Gedanken; es war nicht nötig, sie in Worte zu kleiden.
    »Ich möchte … ich möchte ganz dein sein.«
    Seine Hände faßten ihre Taille fester, aber er bewegte sich nicht.
    Sehr sanft antwortete er: »Liebling, nein. Wir wollen kein Risiko eingehen.«
    Es hatte ja den Anschein, als sei alles in Ordnung, aber er war sich nicht sicher. Wenn sich die Kanäle von neuem überluden … Er ertrug es nicht, sie so leiden zu sehen. Nicht schon wieder.
    Enttäuscht holte Callista tief Atem, aber sie fügte sich seiner Entscheidung. Als sie wieder die Augen zu ihm hob, standen sie voll Tränen, und doch lächelte sie. Ich will auf diesen wundervollen Tag keinen Schatten werfen, indem ich wie ein gieriges Kind mehr verlange . Andrew legte ihr den Reitmantel um die Schultern, denn von den Höhen blies jetzt ein scharfer Wind, und es war kalt. Als er sie in den Sattel hob, hatte er das Blumenfeld vor sich. Nun war es eisig blau ohne den goldenen Schimmer, der vorher darauf gelegen hatte. Der Himmel verdunkelte sich; Regen tröpfelte. Andrew stieg selbst auf. Die weidenden Pferde auf dem Hang jenseits des Tales scharten sich zusammen und bewegten sich unruhig. Auch sie sahen sich nach einem Obdach um.
    Der Ritt zurück verlief schweigend. Andrew sagte sich niedergeschlagen, daß er sich wie ein Tor verhalten hatte. Er hätte den Augenblick nutzen sollen, als Callista plötzlich ganz frei von Furcht und Zögern gewesen war. Warum hatte sein blödes Gewissen ihn zurückgehalten?
    Wenn die Überladung der Kanäle durch Callistas Reaktion auf ihn erzeugt wurde, dann war bereits ebenso viel Schaden geschehen, als wenn er sie tatsächlich genommen hätte. Wie es ihr Wunsch gewesen war! Was war er für ein Idiot gewesen, was für ein verdammter Idiot!
    Auch Callista schwieg. Hin und wieder warf sie ihm einen unbeschreiblichen Blick zu, in dem Schuldbewußtsein und Angst lagen. Die Angst übertrug sich auf ihn und löschte alle Freude aus.
    Ich bin froh, daß ich noch einmal erlebt habe, wie es ist, ihn zu begehren, seine Liebe zu erwidern … aber ich fürchte mich . Und Andrew spürte das lähmende Gestrick ihrer Angst, die Erinnerung an die Schmerzen, die ihrem ersten Versuch, sich ihm hinzugeben, gefolgt waren. Ich könnte es nicht noch einmal aushalten. Nicht einmal mit Kirian. Und auch für Damon wäre es gräßlich. Gnädige Avarra, was habe ich getan?
    Bis sie Armida erreichten, regnete es heftig. Andrew hob Callista aus dem Sattel und merkte zu seinem Entsetzen, daß sich ihr Körper unter seiner Berührung wieder versteifte. Er küßte ihr nasses Gesicht unter der durchweichten Kapuze. Sie zog sich nicht von ihm zurück, aber sie erwiderte den Kuß auch nicht. Verwirrt, doch voll von dem Bestreben, Verständnis zu haben – sie fürchtete sich, das arme Mädchen, und wer konnte ihr nach der Tortur, die sie hinter sich hatte, daraus einen Vorwurf machen? –, trug Andrew sie die Stufen hinauf und stellte sie auf die Füße.
    »Geh und zieh dir trockene Kleider an, mein Schatz; warte nicht auf mich. Ich muß mich erst vergewissern, daß die Pferde richtig versorgt werden.«
    Langsam und trübselig stieg Callista die Treppe hinauf. Ihre Fröhlichkeit war verschwunden. Jetzt war sie nur noch müde und krank vor Angst. Eins der stärksten Tabus in Arilinn war das gegen die unbehandelte Kireseth -Pflanze. Obwohl die Gesetze des Turms keine Gültigkeit mehr für sie hatten, fühlte sie Schuld und Scham. Sie hatte gemerkt, daß sie unter dem Einfluß der Blüten stand, und sie hatte die Wirkung genossen, statt sich außer Reichweite zu begeben. Und neben der Schuld stand die Furcht. Zwar spürte sie nichts von einer Überladung der Kanäle – es war ihr selten besser gegangen –, aber der Gedanke, was sie mit sich hatte geschehen lassen, jagte ihr tödliche Schrecken ein.
    Sie suchte Damon auf, und er erriet sofort, was passiert war. »Bist du Kireseth ausgesetzt gewesen, Callista? Erzähle es mir.«
    Sie

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