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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Tod überantwortet hatte …
    Sein ganzes Leben lang. Sein ganzes Leben lang hatte er Angst gehabt. Hatte es auch nur einen Tag gegeben, an dem er sich nicht bewußt gewesen war, daß er ein Feigling war, der Tapferkeit nur vortäuschte, damit niemand erkannte, welch ein sich krümmender Wurm er war, welch ein hilfloser Lügner, welch armseliges Ding in der äußeren Gestalt eines Mannes? Sein Leben bedeutete ihm wenig. Er wäre lieber gestorben, als sich entlarvt zu sehen als der schändlich feige Schwächling, der er war.
    Aber jetzt drohte man ihm das eine an, das er wirklich nicht ertragen konnte, nicht ertragen würde. Es wäre leichter, jetzt zu sterben, sich das Messer durch die Kehle zu stoßen, als geblendet, verstümmelt, wie ein wandelnder Leichnam das Leben zu fristen.
    Langsam wurde er sich durch den Nebel aus Panik und Angst bewußt, daß Andrew neben ihm kniete, blaß und besorgt. Er flehte ihn an, aber Worte konnten Damon durch diesen tödlichen Nebel der Furcht nicht erreichen.
    Wie Andrew mich verachten muß! Er ist so stark …
    Bestürzt sah Andrew dem stummen Kampf seines Freundes zu. Er versuchte, vernünftig mit ihm zu reden, aber er konnte sich ihm einfach nicht verständlich machen. Hörte Damon ihn überhaupt? In dem Versuch, zu ihm durchzubrechen, setzte er sich neben ihn, beugte sich zu ihm und legte einen Arm um ihn.
    »Nicht, nicht«, bat er unbeholfen. »Es ist alles in Ordnung, Damon, ich bin hier.« Und dann, verlegen und scheu wie immer, wenn es sich um ihre enge Verbundenheit handelte, sagte er beinahe flüsternd: »Ich werde nicht zulassen, daß sie dir etwas tun, Bredu .«
    Damons Eisesstarre zerbrach, und der innerliche Aufruhr überwältigte sie beide. Damon schluchzte krampfhaft; die letzten Reste seiner Selbstbeherrschung waren verschwunden. Erschüttert wollte Andrew sich zurückziehen, denn er meinte, Damon sei es nicht recht, wenn er ihn in diesem Zustand sah. Doch dann wurde ihm klar, daß das immer noch terranisches Denken war. Er konnte sich nicht vor Damons Schmerz zurückziehen, weil es sein eigener Schmerz war, und eine Bedrohung Damons war eine Bedrohung seiner selbst. Er mußte Damons Schwäche und Furcht akzeptieren, wie er alles andere an ihm akzeptierte, seine Liebe und seine Fürsorge.
    Ja, Liebe. Andrew drückte den schluchzenden Damon an sich, und Damons Entsetzen schlug über ihm zusammen wie eine Springflut. Jetzt erkannte er, daß er Damon liebte wie sich selbst, wie er Callista und Ellemir liebte – er war ebenso Teil von ihnen. Von allem Anfang an hatte Damon das gewußt und richtig gefunden, aber er, Andrew, hatte sich immer zurückgehalten, hatte sich gesagt, ja, Damon sei sein Freund, aber die Freundschaft habe ihre Grenzen, und gewisse Dinge seien eben ungehörig.
    Er hatte es übel genommen, als Damon und Ellemir sich in seinen Versuch einmischten, seine Ehe zu vollziehen. Er hatte versucht, sich mit Callista zu isolieren, weil sein Gefühl ihm sagte, seine Liebe zu ihr könne und wolle er nicht teilen. Er hatte sich über Damons enge Verbundenheit mit Callista geärgert, und nie, das erkannte er jetzt, hatte er richtig verstanden, aus welchem Grund Ellemir sich ihm angeboten hatte. Er hatte sich geschämt und vor Verlegenheit gewunden, als Damon ihn mit Ellemir fand, obwohl er sein Einverständnis vorausgesetzt hatte. Er hatte seine Beziehung zu Ellemir als etwas betrachtet, das mit Damon ebenso wenig zu tun hatte wie mit Callista. Und als Damon seine Euphorie, seine überfließende Liebe für sie alle teilen, Andrews eigenen unausgesprochen Wunsch ausdrücken wollte – Ich wünschte, ich könnte euch alle gleichzeitig lieben –, da hatte er ihn mit unvorstellbarer Grausamkeit zurückgestoßen und die zerbrechliche Verbindung zerrissen.
    Er hatte sich sogar darüber Gedanken gemacht, ob sie beide die falsche Frau geheiratet hätten. Aber er, Andrew, war derjenige, der Unrecht hatte, das wußte er jetzt.
    Sie waren nicht zwei Paare, die die Partner tauschten. Sie gehörten alle vier zusammen, und das Band zwischen Damon und ihm war ebenso stark wie zwischen dem einen oder anderen von ihnen und den Frauen.
    In diesem Augenblick drang Andrew in Tiefen der Selbsterkenntnis vor, in die er sich noch nie gewagt hatte. Vielleicht war das Band zwischen Damon und ihm sogar stärker. Denn jeder konnte im anderen sein Spiegelbild sehen, eine Art Bestätigung der eigenen Mannheit finden. Er verstand jetzt, was Damon gemeint hatte, als er sagte, er liebe

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