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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dir.«
    »Ich habe … Domenics Beerdigung versäumt«, flüsterte er. Dann kehrte die Erinnerung zurück, und sein Gesicht verkrampfte sich vor Leid. »Dezi«, flüsterte er, »wo ich auch gewesen sein mag, ich … ich fühlte ihn sterben, den armen Jungen. Ich bin nicht schuldlos …«
    Callista löste seine zur Faust geballte rauhe Hand mit ihren schlanken Fingern. »Vater, was er auch Schlechtes getan haben mag, er hat jetzt Frieden. Nun darfst du nur noch an dich selbst denken, Valdir braucht dich.« Sie sah, daß ihn das bißchen Reden schon erschöpft hatte. Er sagte: »Damon …«, und sie verstand, was er wollte. Schnell versicherte sie ihm: »Die Domäne ist sicher in seinen Händen, und es ist alles gut.«
    Befriedigt sank er wieder in Schlaf, und Callista dachte, der Rat müsse Damon als Regenten bestätigen. Es war sonst niemand da, der auch nur den geringsten Anspruch hatte. Andrew war ein Terraner; selbst wenn er etwas von Regierungsgeschäften verstanden hätte, würden sie ihn nicht akzeptieren. Dorians junger Ehemann war ein Nedestro von Ardais und wußte nichts von Armida, während es Damons zweite Heimat war. Aber Damons Regentschaft war beschattet von Leonies Drohungen. Gerade als Callista sich fragte, wann wohl die Verhandlung im Rat stattfinden werde, öffnete Damon die Tür und winkte ihr.
    »Laß Ferrika bei ihm und komm.«
    Im Vorderzimmer sagte er: »Wir sollen in einer Stunde in der Kristallkammer sein, Andrew und ich. Ich denke, wir sollten alle gehen, Callista.«
    In dem gedämpften Licht wurden ihre Augen hart. Sie waren nicht mehr blau, sondern von einem kalten, blitzenden Grau. »Bin ich als Eidesbrecherin angeklagt?«
    Er nickte. »Aber als Regent von Alton bin ich dein Vormund, und dein Gatte ist mein geschworener Mann. Du brauchst dich der Anklage nicht zu stellen, wenn du es nicht selbst möchtest.« Er faßte mit beiden Händen ihre Schultern. »Verstehst du, Callista? Ich werde mich ihnen widersetzen! Hast du den Mut, es ebenfalls zu tun? Bist du stark genug, an meiner Seite zu stehen, oder wirst du wie ein nasser Lumpen zusammenbrechen und damit der Sache unserer Ankläger dienen?«
    Seine Stimme klang unerbittlich, und seine Hände auf ihren Schultern taten ihr weh. »Wir können uns mutig zu dem bekennen, was wir getan haben, und uns ihnen widersetzen. Aber wenn du es nicht tust, wirst du Andrew verlieren, und mich auch, das mache dir klar. Willst du zurück nach Arilinn, Callista?« Er hob eine Hand zu ihrem Gesicht und fuhr mit leichtem Finger die roten Male auf ihrer Wange nach. »Du hast immer noch die Wahl, du bist immer noch Jungfrau. Diese Tür bleibt offen, bis du sie selbst schließt.«
    Ihre Hand wanderte zu der Matrix an ihrer Kehle. »Ich habe meinen Eid aus freiem Willen zurückgegeben; ich habe nie daran gedacht, ihn zu brechen.«
    »Es wäre leicht gewesen, ein für alle Mal eine klare Entscheidung zu treffen«, sagte Damon. »Was du jetzt tun mußt, ist schwerer. Aber du bist eine Frau und stehst unter Vormundschaft. Ist es dein Wille, daß ich im Rat für dich antworte, Callista?«
    Sie schüttelte seine Hand ab. »Ich bin Comynara , und ich war Callista von Arilinn. Ich brauche keinen Mann, der für mich antwortet!« Sie drehte sich um und ging auf das Zimmer zu, das sie mit Andrew teilte. »Ich werde bereit sein!«
    Damon begab sich in sein eigenes Zimmer. Er hatte absichtlich ihren Widerspruch hervorgerufen, aber er mußte damit rechnen, daß er sich ebenso gut gegen ihn richten konnte.
    Er selbst war ganz auf Herausforderung eingestimmt. Er würde seinen Anklägern nicht wie ein vor Gericht gezerrter Dieb gegenübertreten! Damon legte seine besten Kleider an, Jacke und Breeches aus Leder in den Farben seiner Domäne. Am Gürtel trug er einen juwelenbesetzten Dolch. Er suchte in seinen Sachen nach einem Halsschmuck mit Feuersteinen, und dabei fiel ihm in einer Schublade ein in ein Tuch gewickeltes Päckchen in die Hände.
    Es war der Vorrat an Kireseth -Blüten, den er, ohne zu wissen, warum, aus Callistas Destillierraum mitgenommen hatte.
    Ihn hatte ein Impuls getrieben, den er immer noch nicht verstand. Es mochte eine Vorausschau von der Dauer eines Blitzes gewesen sein oder etwas noch Undeutlicheres. Weder Callista noch sonst jemandem hatte er erklären können, warum er es getan hatte.
    Aber jetzt, als er die Kireseth -Blüten in der Hand hielt, wußte er es. Er konnte nicht entscheiden, ob es der leise Duft nach den Ölen war, der aus dem Tuch

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