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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nach ein paar Monaten oder so aus Arilinn weggeschickt worden war, mußte er die grundlegenden Techniken kennen.
    Ellemir war nach unten gekommen und half Dezi in der unteren Halle dabei, die Füße der weniger schwer verletzten Männer zu baden und zu verbinden. Die Männer stöhnten und schrien vor Schmerz auf, als die Blutzirkulation in ihren erfrorenen Gliedern wieder einsetzte, aber obwohl ihre Leiden schrecklich waren, wußte Damon, daß sie weit besser davongekommen waren als die anderen Männer.
    Einer der Männer blickte mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihm auf und flehte: »Können wir denn keinen Schluck Alkohol bekommen, Lord Damon? Es mag ja unseren Füßen nichts helfen, aber es würde den Schmerz dämpfen.«
    »Es tut mir leid«, bedauerte Damon. »Ihr könnt so viel Suppe und heiße Speisen haben, wie ihr wollt, aber weder Wein noch Schnaps, denn das ist Gift für den Blutkreislauf. Bald wird Ferrika euch etwas bringen, das den Schmerz lindert und euch hilft zu schlafen.« Aber es würde mehr vonnöten sein, um den anderen Männern zu helfen, jenen, deren Füße ernste Erfrierungen hatten.
    Er sagte: »Ich muß zurück und nach euren Kameraden sehen, denjenigen, die am schlimmsten dran sind. Dezi …«
    Der rothaarige Junge sah hoch, und Damon bat ihn: »Wenn du diese Männer versorgt hast, komm zu mir, damit wir etwas besprechen können, ja?«
    Dezi nickte und beugte sich wieder über den Mann, dessen Füße er mit einer stark riechenden Salbe bedeckte und dann verband. Damon bemerkte, daß seine Hände geschickt waren und daß er schnell und sachverständig arbeitete. Damon blieb neben Ellemir stehen, die eine Binde um erfrorene Finger wickelte, und mahnte: »Sieh dich vor, daß du nicht zu schwer arbeitest, mein Liebling.«
    Ihr Lächeln war schnell und fröhlich. »Oh, krank bin ich immer nur früh am Morgen. Wenn es später am Tag ist, so wie jetzt, habe ich mich nie besser gefühlt! Damon, kannst du etwas für die armen Kerle da drin tun? Darrill und Piedro und Raimon haben mit Callista und mir gespielt, als wir kleine Mädchen waren, und Raimon ist Domenics Pflegebruder.«
    »Das wußte ich nicht«, gestand Damon erschüttert. »Ich werde alles für sie tun, was ich kann, Liebes.«
    Er ging dahin zurück, wo Ferrika die am schlimmsten verletzten Männer behandelte, und begann nun ebenfalls, als erste Maßnahme Packungen und Verbände anzubringen und ihnen starke Drogen einzugeben, die den Schmerz betäubten oder zumindest abstumpften. Aber das war, wie er wußte, nur ein Anfang. Ohne bessere Hilfe, als Ferrika und ihre Kräutermedizinen ihnen bringen konnten, würden die Männer sterben oder fürs Leben verkrüppelt werden. Zumindest würden sie Zehen und Finger verlieren und monatelang hilflos und unbeweglich daliegen.
    Callista hatte inzwischen ihre kühle Selbstbeherrschung zurückgewonnen und arbeitete mit Ferrika daran, Packungen zu machen. Die Anregung der Blutzirkulation war das einzige Mittel, bei dem einen oder anderen noch die Füße zu retten, und wenn das Gefühl in einen Teil ihrer Glieder zurückkehrte, war es ein Sieg. Damon beobachtete Callista mit dumpfer Traurigkeit. Einen Vorwurf machte er ihr im Grunde nicht. Es wurde ihm selbst schwer, seine eigene Unruhe zu ersticken, die ihn bei dem Gedanken überkam, zur Matrix-Arbeit zurückzukehren.
    Leonie hatte ihm gesagt, er sei zu empfindsam, zu verwundbar, und wenn er mit der Arbeit fortfahre, werde sie ihn zerstören.
    Sie hatte außerdem gesagt, wenn er eine Frau wäre, würde er eine gute Bewahrerin abgeben.
    Er ermahnte sich streng, daß er das damals nicht geglaubt habe und daß er sich weigere, es jetzt zu glauben. Jeder gute Matrix-Mechaniker konnte die Arbeit einer Bewahrerin verrichten, hielt er sich vor. Doch er empfand kalte Furcht, es außerhalb der sicheren Mauern eines Turms zu tun.
    Aber hier war der Ort, wo die Arbeit nötig war, und hier mußte sie getan werden. Vielleicht war der Bedarf an Matrix-Mechanikern außerhalb eines Turms größer als drinnen … Damon kam zu Bewußtsein, wohin seine Gedanken sich verirrten, und erschauerte wegen der Blasphemie. Die Türme – Arilinn, Hali, Neskaya, Dalereuth und die anderen über die Domänen verstreuten – waren der einzige Weg, auf dem die alten Matrix-Wissenschaften Darkovers nach ihrem schrecklichen Mißbrauch im Zeitalter des Chaos sicher gemacht worden waren. Unter der Überwachung der Bewahrerinnen – durch Eid gebunden, abgeschlossen, jungfräulich,

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