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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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es nicht an. Ein kurzer vorwurfsvoller Gedanke, daß Eitelkeit eine gefährliche Schwäche für einen Matrix-Techniker sei – und Dezi fing auch diesen auf –, schien genug.
    »Gut«, erklärte Damon, »wir werden es versuchen. Es ist keine Zeit zu verlieren. Glaubst du, du kannst mit mir und Andrew arbeiten?«
    Dezi meinte verdrießlich: »Andrew kann mich nicht leiden.«
    »Du bist immer zu schnell mit dem Verdacht bei der Hand, daß die Leute dich nicht leiden können«, schalt Damon ihn freundschaftlich. Es war schlimm genug für Dezi, zu wissen, daß er ihn gewählt hatte, weil Callista sich weigerte! Aber auf Callistas Leid mußte er Rücksicht nehmen. Und Ellemir sollte so früh in ihrer Schwangerschaft diese Arbeit nicht tun. Das ungeborene Kind konnte dabei zu Schaden kommen, und so war Schwangerschaft fast das Einzige, was eine Matrix-Arbeiterin für einige Zeit außer Gefecht setzte. Und in den letzten ein oder zwei Tagen hatte er, mit Ellemir verbunden, die ersten schwachen Ausstrahlungen des sich entwickelnden Gehirns empfangen.
    Es mußte einen Weg geben, auch das zu kompensieren, dachte er, einen Weg, das sich entwickelnde Kind zu schützen. Aber er kannte keinen, und er dachte nicht daran, Experimente mit seinem eigenen Kind zu machen! So waren es also er selbst, Andrew und Dezi.
    Als Damon kurz darauf mit Andrew sprach, runzelte dieser die Stirn. »Ich kann nicht sagen, ich sei hellauf begeistert davon, mit Dezi zusammenzuarbeiten.« Doch auf Damons Vorhaltungen hin gab er zu, es sei eines Erwachsenen nicht würdig, einem Jungen etwas nachzutragen, das er in betrunkenem Zustand getan hatte.
    »Und Dezi ist jung für sein Alter«, gab Damon noch zu bedenken. »Wäre er als Nedestro anerkannt worden, hätte er mit seinen Privilegien auch Verantwortung übertragen bekommen. Ein oder zwei Jahre bei den Kadetten hätten einen großen Unterschied bedeutet, oder auch ein Jahr harter, mönchischer Disziplin in Nevarsin. Es ist unsere Schuld, nicht die Dezis, daß er sich zu dem entwickelt hat, was er heute ist.«
    Andrew widersetzte sich nicht länger, aber wohl war ihm auch nicht zumute. Ganz gleich, wessen Schuld es war, daß Dezi charakterliche Mängel hatte, Andrew war es unangenehm, mit ihm zu arbeiten.
    Aber Damon mußte wissen, was er tat. Andrew sah ihm bei den Vorbereitungen zu und rief sich ins Gedächtnis zurück, was er über den Gebrauch einer Matrix bereits gelernt hatte. Damals war Callista Teil der geistigen Verschmelzung gewesen, obwohl sie noch in den Höhlen gefangen lag und er sie mit körperlichen Augen noch nie gesehen hatte. Und jetzt war sie keine Bewahrerin mehr, jetzt war sie seine Frau …
    Damon hielt seine eigene Matrix in beiden hohlen Händen und erklärte mit verlegenem Lächeln: »Ich habe immer Angst, das außerhalb eines Turms zu tun. Nie verliere ich die Furcht, es sei nicht sicher. Das mag eine absurde Furcht sein, aber sie ist real.«
    Dezi meinte leise: »Ich bin froh, daß du dich auch fürchtest, Damon. Ich bin froh, daß ich es nicht allein bin.«
    Damons Stimme zitterte. »Meiner Meinung nach sollte jemand, der sich nicht davor fürchtet, diese Art von Energie zu entfesseln, auch keine Gewalt darüber haben dürfen. Die Kräfte wurden im Zeitalter des Chaos dermaßen mißbraucht, daß Regis Hastur der Vierte ein Gesetz erließ, nach dem von diesem Tage an kein Matrix-Kreis mehr außerhalb der anerkannten Türme die großen Schirme und Relais benutzen durfte. Das Gesetz bezog sich nicht auf Arbeiten wie unsere hier, aber trotzdem hat man das Gefühl, ein Tabu zu verletzen.« Er wandte sich an Andrew. »Wie würde man Erfrierungen in deiner Welt behandeln?«
    Andrew dachte nach. »Die beste Behandlung ist die arterielle Injektion von Nervenstimulanzien, Azetylcholin oder etwas Ähnliches. Vielleicht auch eine Transfusion, aber die Medizin ist wirklich nicht mein Fach.«
    Damon seufzte. »Ich bin zu dieser Arbeit öfter gezwungen worden, als mir lieb war. Nun ja, fangen wir an damit.« Er ließ seine Gedanken tief in die Matrix sinken und begann, den Kontakt mit Andrew herzustellen. Sie hatten sich früher schon zusammengeschlossen, und der alte Rapport baute sich schnell von selbst auf. Für einen Augenblick war da eine schattenhafte Berührung von Ellemir, nur ein Hauch wie die schwache Erinnerung an einen Kuß. Auf Damons Ermahnung hin ließ sie sich schnell aus dem Rapport fallen. Sie mußte jetzt an sich und ihr Kind denken. Ganz kurz erschien auch Callista in

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