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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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beizubringen. Es wurde »Burgen« genannt, und die Figuren aus geschnitztem Kristall wurden nicht in bestimmter Ordnung aufgestellt, sondern auf das Brett geschüttet. Von dem Platz aus, auf den sie zufällig fielen, bewegten sie sich nach komplizierten Regeln weiter. Dom Esteban nahm eine Figur aus rotem Kristall vom Brett, grinste Caradoc triumphierend an und richtete den Blick dann auf Andrew.
    »Guten Morgen, oder meine ich Guten Abend? Ich nehme an, du hast gut geschlafen?«
    »Recht gut, Sir, aber Callista ist … ist ein wenig indisponiert. Und Ellemir kümmert sich um sie.«
    »Und ihr beiden Männer kümmert euch um die Frauen, so schickt es sich auch«, meinte Dom Esteban grinsend.
    »Ist irgendeine Arbeit zu erledigen, Schwiegervater?«
    »Bei dem Wetter?« Der alte Mann wies auf den Schneesturm draußen. »Keine, und du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
    Andrew dachte daran, daß der alte Mann ebenfalls ein starker Telepath war. Wenn das Geschehen der Nacht sogar Damon und Ellemir aus ihrem Ehebett gerissen hatte, mußte es dann nicht auch den alten Mann aufgeschreckt haben? Wenn das so war, verriet Lord Alton es durch kein Wimpernzucken. Er sagte nur: »Grüße Callista herzlich von mir und sage ihr, ich hoffte, sie sei bald wieder wohlauf. Und Ellemir soll sich getrost um ihre Schwester kümmern. Ich habe genug Gesellschaft, daß ich einen Tag lang oder so ohne einen von euch auskommen kann.«
    Caradoc machte in dem breiten Bergdialekt eine Bemerkung, die Jahreszeit der Blizzards sei die richtige Zeit, im Haus zu bleiben und sich der Gesellschaft einer Ehefrau zu erfreuen. Dom Esteban lachte auf, aber der Witz war Andrew nicht ganz verständlich. Er war dem alten Mann dankbar, und doch fühlte er sich auf peinliche Weise nackt und bloß. Niemand, der auch nur einen Funken telepathischer Begabung besaß, konnte die ganze Nacht durchgeschlafen haben! Bis nach Thendara mußten sämtliche Telepathen aufgewacht sein!
    Andrew ging wieder nach oben. Das Essen war bereits gebracht worden, und Damon hatte es Callista ans Bett getragen. Callista hatte sich wieder hingelegt. Sie sah bleich und müde aus. Ellemir redete ihr zu, kleine Bissen zu sich zu nehmen, wie sie es bei einem kranken Kind getan hätte. Damon machte für Andrew neben sich Platz und reichte ihm ein Brötchen. »Wir haben nicht auf dich gewartet. Ich war hungrig nach dieser Nacht. Die Diener denken wahrscheinlich, wir hätten hier oben eine Orgie gefeiert!«
    Callista lachte leise. »Ich wünschte, sie hätten Recht. Verglichen mit der jetzigen Situation wäre es eine Verbesserung.« Ellemir reichte ihr ein Stück warmes Brot, bestrichen mit dem aromatischen Berghonig, und Callista schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich, ich kann nicht.«
    Damon beobachtete sie besorgt. Sie hatte ein paar Schluck Milch getrunken, sich aber geweigert zu essen, als sei ihr die Anstrengung des Schluckens schon zu viel. Schließlich fragte er sie: »Du hast den Destillierraum übernommen, Callista, hast du schon Kirian hergestellt?«
    »Nein, ich bin noch nicht dazu gekommen. Hier ist ja auch niemand, der ihn braucht, wo Valdir doch in Nevarsin ist. Und er macht viel Mühe, da er dreimal destilliert werden muß.«
    »Ich weiß. Ich habe nie selbst Kirian hergestellt, aber ich habe schon dabei zugesehen.« Damon sah sie scharf an, als sie ihr Gewicht verlagerte. »Hast du noch Schmerzen?«
    Callista nickte und gestand kläglich: »Ich blute.«
    »Das auch noch!« Wurde ihr denn gar nichts erspart? »Wie lange vor der richtigen Zeit ist es? Wenn es sich nur um ein paar Tage handelt, kann es einfach von dem Schock kommen.«
    Callista schüttelte den Kopf. »Du verstehst immer noch nicht. Es gibt keine … keine richtige Zeit für mich. Dies ist das erste Mal …«
    Er starrte sie schockiert, beinahe ungläubig an. »Aber du warst dreizehn, als du in den Turm kamst. Hattest du den weiblichen Zyklus da noch nicht?«
    Andrew hatte den Eindruck, daß Callista verlegen war, ja, sich schämte. »Nein. Leonie sagte, es sei gut, daß es noch nicht begonnen habe.«
    Zornig rief Damon aus: »Sie hätte darauf warten sollen, bevor sie mit deiner Ausbildung begann!«
    Callista blickte zur Seite und wurde rot. »Sie sagte mir … wenn ich so jung begänne, würden einige der normalen körperlichen Prozesse unterbunden werden. Und für mich würde es leichter sein, wenn es mir von Anfang an erspart bliebe.«
    »Das habe ich für einen barbarischen Brauch aus dem Zeitalter des

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