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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Ben.
    »Dann benehmt euch jetzt wie erwachsene Männer«, sagte Elisabeth.
    Ein weiterer Polizist trat ins Zimmer. »Ich habe eben die Nachricht bekommen, daß Jablonski und Leona Dorn möglicherweise gesehen wurden. Wir fahnden jetzt auch nach ihnen übers Radio, und gerade hat ein Apotheker aus einem Dorf südlich von Hannover angerufen. Er hat heute Notdienst, und eine junge Frau, auf die Leona Dorns Beschreibung zutrifft, hat bei ihm starke Kopfschmerztabletten für ihren Begleiter gekauft. Er kennt die Autonummer nicht, aber er hat das wartende Fahrzeug gesehen. Farbe und Marke stimmen jedenfalls.«
    »War Leona in Ordnung?« fragte Elisabeth mit schwankender Stimme.

    Der Polizist nickte beruhigend. »Sie war in Ordnung. Der Apotheker sagt, ihm sei nur ihre Nervosität aufgefallen. Und dann hat er mitbekommen, daß der Wagen mit absolut überhöhter Geschwindigkeit das Dorf verließ. Kurz darauf hörte er die Fahndungsmeldung und meinte, das könnten sie gewesen sein.«
    »Wenn sie es waren – warum steigt Leona denn dann wieder bei ihm ein?« fragte Wolfgang verzweifelt.
    »Sie will unter allen Umständen herausfinden, wo Felix ist«, flüsterte Carolin.
    Der Polizist zögerte. »Nach Aussage des Apothekers kam es wohl zu einer Art Handgemenge zwischen den beiden, nachdem die Frau erneut in das Auto gestiegen war. Er hatte den Eindruck, daß sie wieder hinauswollte, daß ihr Begleiter sie aber daran hinderte. Das hat ihn stutzig gemacht.«
    »O Gott«, murmelte Julius.
    »Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich um die von uns gesuchten Personen handelt, scheint recht hoch«, sagte der Beamte, »und das bedeutet, daß wir jetzt ziemlich genau wissen, wo sie sind. Wir umgrenzen das ganze Gebiet mit unseren Einsatzfahrzeugen. Sie kommen da nicht mehr raus.«
    Niemand sagte etwas, aber alle dachten dasselbe: Wie würde Robert Jablonski reagieren, sobald er bemerkte, daß er in der Falle saß?
    12
    Von jenem Moment an, da er die Suchmeldung nach dem Kind im Radio gehört hatte, durchlief Robert in der darauffolgenden Stunde jede Stufe des langsamen Begreifens,
daß er verloren war. Auf sein erstes wüstes Schimpfen hin folgten finsteres Grübeln, hastiges Planen, rasches Verwerfen gerade eben gefaßter Vorhaben. Immerhin bewirkten die Tabletten, die Leona ihm gekauft hatte, daß seine Kopfschmerzen nachließen. Er hatte wieder etwas Farbe im Gesicht bekommen, und die zerquälten, steilen Falten auf seiner Stirn waren verschwunden.
    Er fuhr noch immer einen Zickzackkurs, benutzte vor allem Landstraßen und durchquerte abgelegene Gegenden. Es schien ihm vor allem darum zu gehen, nicht anhalten zu müssen.
    Zwischendurch schlug er mit der Faust auf das Lenkrad, fluchte, tobte, heizte den Wagen zu halsbrecherischem Tempo hoch und schimpfte dabei auf Gott und die Welt.
    Dann wieder wurde er ruhiger, langsamer, schien angestrengt zu versuchen, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    »Wir können über keine Grenze«, sagte er, »das steht fest. Die haben die Autonummer. Die werden sofort versuchen, uns zu schnappen.«
    »Vielleicht …«, begann Leona zaghaft, aber er unterbrach sie sofort: »Nichts vielleicht! Vergiß es! Vergiß den Traum von Südamerika! Glaubst du, wir kommen je in das Flugzeug? Glaubst du, wir kommen durch irgendeine Paßkontrolle?«
    Leona wagte nicht, darauf hinzuweisen, daß seine Papiere schon vorher aufgrund der gegen ihn laufenden Fahndung niemals den Weg in die Freiheit hätten ebnen können. Insofern hatte sich an seiner Situation nicht so viel verändert, wie er offenbar glaubte. Aber zuvor hatte er jedes Problem verdrängt und abgeleugnet; nun schien die ganze Wucht der Schwierigkeiten und des unvermeidlichen Verhängnisses
über ihn hereinzubrechen. Zugleich balancierte er noch immer auf dem schmalen Grat zwischen dem irrealen Wunsch, in Leona die Gefährtin zu sehen, die unverbrüchlich zu ihm hielt, und der instinktiven Erkenntnis, daß sich Leona längst gegen ihn gestellt hatte und nicht zögern würde, ihn auszutricksen, sowie sie sich davon einen Vorteil versprechen konnte. Je nach Dominanz der einen oder der anderen Version in seiner Vorstellung behandelte er Leona mit Zuneigung oder mit Kälte und Wut.
    Leona ihrerseits versuchte ihn zu beruhigen, so gut sie es vermochte. Schrie und fluchte er und nannte sie eine Verräterin, so erwiderte sie nichts, zog sich in sich selbst zurück, ließ seinen Zorn wie eine Welle über sich hinwegbrausen. Wurde seine Stimme sanft, und behandelte

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