Der verflixte Bahnhofsbau
offenhalten könne. Tatta Knobel, Ehrengast bei der heutigen Sitzung, bietet sich an, während dieser Zeit als Ersatz mit seinem Hund am Bahnhof zu wachen.
Und so trennen sich die Männer. Schon in der Tür sagt der Feuerwehrhauptmann: „Wir sollten aufhören mit diesem vermaledeiten Bahnhof und ein Spritzenhaus bauen!“
DAS SIEBENTE KAPITEL
Der Räuber im Gespensterhaus!
Das geht bestimmt nickt friedlich aus.
Die Maurer legen Stein auf Stein, der Bahnhof wächst. Auch die umgestürzte Wand steht wieder.
Der Dieb kommt jede Nacht, ohne daß Tatta Knobel etwas merkt. Er schläft in der Baubude wie ein Siebenschläfer, und sein Hund leckt dem Dieb die Hände wie einem alten Bekannten. Gott sei Dank ist in der vierten Nacht der ausgeruhte Calli Zabel mit seinen Riesenohren wieder zur Stelle. Er hört den Dieb und benachrichtigt Tatta Knobel, der wieder zu Hause schläft, jedesmal. Bevor der jedoch seine Hosen gefunden und den Bahnhof erreicht hat, hat der Dieb ihn längst verlassen.
Jetzt merkt der Polizist endlich, daß es ihm so niemals gelingen wird, den Räuber zu fassen. Er beschließt daher, noch einen Versuch zu machen, Henner Blau im Wald zu fangen. Und zwar will er den östlichen Teil des Brakenbusches, weit hinter der Räuberhöhle, durchforschen, wo ein ganz einsamer und unheimlicher Weg nach Wiesengrün verläuft. Jochen Krumm und der englische Hund sollen ihn auch diesmal begleiten. Er bittet die klugen Männer, eine Stunde später nachzukommen, um notfalls das Schlimmste verhüten zu können. Henner Blau, so sagt Tatta, sei ihnen gegenüber ja leider im Vorteil, da er sich verstecken könne, sie sich aber offen zeigen müßten.
Bei strahlendem Sonnenschein schleichen die beiden Räuberfänger über die Brakebrücke. Ebax springt um sie herum und fängt Fliegen. Sie kriechen in jeden Busch und klettern auf manchen Baum. Sie übersehen auch nicht das kleinste Versteck, so gewissenhaft betreiben sie ihre Arbeit. Inzwischen aber geschieht an anderer Stelle des Waldes etwas ganz Erstaunliches.
Der Räuber, der nicht ahnt, daß die Polizei auf dem Weg zu ihm ist, erreicht soeben mit einer vollen Schiebkarre seine Höhle, in der er immer noch wohnt. Er wischt sich mit dem bunten Hemd den Schweiß von der Stirn und stöhnt und ächzt. Es ist ein hartes Stück Arbeit, fünfzig Steine mit einer so alten Karre durch den Wald zu schieben. Hinter dem Baum befindet sich schon wieder ein ansehnlicher Haufen Steine, und jetzt stapelt er die neuen dazu. Als die Karre leer ist, schiebt er wieder los, und das am hellen Nachmittag. Er geht nicht nach Hasenkrug, sondern schlägt den einsamen und unheimlichen Weg nach Wiesengrün ein und gelangt in die Gegend, die Tatta Knobel heute durchforschen will. Da ist es so dunkel wie am Abend, weil die Tannen alles Licht schlucken. Ab und zu schreit ein Waldkauz oder miaut ein Mäusebussard.
Henner ist mit dem Weg sehr vertraut, denn er schreitet rüstig aus. Bald öffnet sich der Wald zu einer Lichtung. Es wird heller. Am Rande des freien Platzes steht, moosbewachsen und efeuumsponnen, das verfallene alte Spukhaus. Vor vielen Jahren, keiner weiß genau wann, lebte hier ein Jäger. Jetzt ist es verlassen. Im Sonnenschein sieht es gar nicht unheimlich aus, aber jeder weiß, daß in diesem Haus fürchterliche Dinge geschehen. Nachts, wenn die Kirchturmuhr in Hasenkrug zwölfmal schlägt und der Mond sich hinter Wolken versteckt, spukt es darin. Jokel Vossen hat es selbst einmal erlebt. Als er von seiner Tante, die in Wiesengrün wohnt, nach Hause ging und dabei nachts an dem alten Haus vorüberkam, spukte es so laut, daß das halbe Dach herunterkrachte. Es mußten mindestens sieben Gespenster in dem Haus gewesen sein, wenn nicht sogar neun.
Seitdem geht keiner mehr freiwillig an dem Haus vorbei. Henner Blau allerdings hat keine Angst. Er schiebt seine Karre hinter das Haus und tritt mutig durch die leere Türöffnung in das vordere Zimmer. Da das Dach eingestürzt ist, scheint die Sonne von oben hinein und genau auf einen alten Tisch, auf dem vier Mäuse Haschen spielen. An der Wand hängt der ausgestopfte Kopf von einem gewaltigen Wildschwein. Die kleinen Augen schauen wütend auf den Räuber. Henner Blau geht vorsichtig an den Kamin, zieht einen Hammer aus der Tasche und klopft an den losen Steinen herum. Einen löst er heraus, bekratzt ihn von allen Seiten, damit der Mörtel abfällt, und wirft ihn dann durch die Fensteröffnung nach hinten, wo seine Karre
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