Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
das auf den Gerüsten. Sind das Kugeln ?“ Ratlos betrachtete Herm die seltsamen hölzernen Bauten, auf denen große Kugeln standen, je eine an jedem Feuer. „Ich sag das nicht gerne, aber ich glaube ich habe noch nie solche Angst gehabt wie jetzt.“ Ises Kommentar drückte aus, was sie alle fühlten. Die Feuer, die reglosen Gestalten, die sie zu erwarten schienen, die ganze Szenerie wirkte gespenstisch und Furcht einflößend.
Schließlich entschied sich Herm, seine Begleiter zwischen zwei der Feuer hindurch zu führen, um direkt den Turm anzusteuern. Jegliche schnelle Bewegung vermeidend ging die kleine Gruppe langsam weiter, lediglich Ketara wirkte überraschend nervös. Herm konnte fühlen, dass sie eine Witterung aufgenommen hatte, die sie in Alarm versetzte. „ Vielleicht nur ein großes Tier. Aber Tiere bereiten mir momentan die geringsten Sorgen. “ Dann spürte er es. Es war wie eine Wand, eine unsichtbare Barriere, die sich direkt vor ihm aufbaute. Das Rufen des Turms zog ihn unvermindert an, doch die Barriere war stärker. Mit einer nahezu unglaublichen Kraft hielt sie jeden und alles davon ab, sich dem Turm zu nähern. Während Herm und seine Begleiter nun anhielten und er noch wie betäubt die gewaltige Kraft spürte, die ihn von seinem Ziel abhielt, spürte erplötzlich eine eisige Kälte, die sich wie der Mantel des Winters über ihn legte.
„Ich grüße euch, Herm Pendrak. Wie ihr sehen könnt, haben wir ein gemeinsames Problem.“ Eine Wolke eisigen Atems verließ Herms Mund, während er die Gestalt betrachtete, die plötzlich in ihr Sichtfeld getreten war. Der Mann war komplett in eine metallische Rüstung eingehüllt, lediglich ein Paar rot leuchtende Augen war in dem Sichtschlitz der Rüstung zu erkennen. Die Stimme, mit der er gesprochen hatte, war so kalt wie die Aura, die um ihn herum jede Wärme aufzusaugen schien.
„Der Prätor! Das ist unmöglich.“ Secans Worte sprühten vor Hass, noch während er sie sprach löste er seine Blutkrallen aus der Halterung und brachte sie mit einem Ruck in Kampfposition. Doch bevor er einen Angriff starten konnte, trat eine weitere Gestalt ins Licht von Kalindes Flamme. „Es ist also wahr, auch die Chi Tsume sind erwacht. Aber jetzt ist nicht die Zeit für unseren Kampf, wir werden später noch Gelegenheit dazu bekommen.“ Die neu aufgetauchte Gestalt war beinahe ebenso beeindruckend wie der Mann in Rüstung. Komplett in rot gekleidet, mit zwei schwarzen Sai im Waffengurt wusste Herm umgehend, dass er keinen einfachen Krieger vor sich hatte, die Erinnerung an die Frau in rot, mit der Secan im Hafenviertel Phrygias gekämpft hatte, war noch frisch in seiner Erinnerung.
„Er hat recht, Secan. Hab Geduld, wir sollten zuerst reden, bevor die Waffen sprechen.“ Mit einer beruhigenden Handbewegung hielt er Secan zurück und stellte sich aufrecht vor den Mann in Rüstung, dessen Nähe allein Herm das Blut in seinen Adern gefrieren ließ. „Also gut, sprechen wir über Kira. Wo ist sie, ich will sie sehen, sofort!“ Angestrengt versuchte er, eine Reaktion in den kalten Augen seines Gegenübers zu erkennen,doch es war eine andere Stimme, die ihm eine Antwort gab. „Sie sprang vor der Küste Keldurs über Bord und entkam...oder ertrank in den Wellen.“ Der Mann, der die Worte sprach und dabei ins Licht trat, war ein durch trainierter glatzköpfiger Mann aus Begos, dem eine kleine außergewöhnlich hübsche Frau folgte. Herm brauchte keinen zweiten Blick, um zu erkennen, dass sie auf die Beschreibung von Kiras Entführern passten. „ Kira ertrunken? Niemals! “ Wütend ging er einen Schritt auf die beiden zu und wurde umgehend von der Macht des schwarzen Mondes durchflossen. Er hatte die Magie nicht gerufen, sie war einfach zu ihm gekommen. „Was ist passiert? Bei allen Monden, wenn sie tot ist, werdet ihr euch wünschen, nie geboren worden zu sein.“ Ohne es zu merken, ging Herm einen weiteren Schritt auf sie zu, inzwischen schwarz leuchtend, umgeben von pulsierender Magie seines Mondes, der voll am Nachthimmel stand. Er selbst nahm es nicht wahr, aber der plötzliche Anflug von Angst in den Augen der Frau, die reflexartig einen Schritt zurück machte, war ein klares Zeichen, wie bedrohlich er wirken musste. Wut durchfloss ihn in Wellen und brachte sein Blut zum Kochen, Herm konnte spüren, dass er kurz davor stand, die Kontrolle zu verlieren.
„Aber, aber, mein Bruder. So aufgebracht kenne ich dich ja gar nicht. Denkst du nicht, dass es hier
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