Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
aussehen musste. „Schon gut, ich muss nur etwas durchatmen. Lasst uns eine Rast einlegen.“ Mit einem konzentrierten Gedanken ließ Herm den von ihm magisch erschaffenen Sattel verschwinden, umgehend fühlte er sich erleichtert und atmete tief ein.
Während seine Begleiter damit begannen, ein kleines Lager zu errichten, betrachtete er nun noch einmal das Ziel seiner langen Reise. Der schwarze Turm schien bis hoch in den Himmel selbst zu ragen, majestätisch und furchterregend zugleich. War es Einbildung oder wurde das Gefühl, das ihn zum Turm zog, stärker? Die Sonne würde nur noch wenige Stunden am Himmel stehen und dann dem Mantel der Nacht weichen. Einer Nacht des schwarzen Mondes, an der die Quelle seiner Macht voll im Zenit stehen würde.
„Du willst ihn heute Nacht erreichen?“ Secans Frage klang emotionslos wie immer, aber sie ließ umgehend alle Versammelten verstummen. Bisher war ihre Reise zum schwarzen Turm noch eine Idee gewesen, nur ein ungewisser Weg. Doch jetzt wo sie ihn sahen, standen sie unmittelbar unter seiner Wirkung. Herm war sich sicher, dass der Anblick des monströsen Bauwerks nicht nur für ihn furchteinflößend war. „Ja. Es hängt alles zusammen. Der Turm, mein Mond, Kira, das Rufen das ich höre. Heute Nacht wird es enden, auf die eine oder andere Weise.“ Stumm nickend bestätigte Secan seinen Plan. Der Krieger war kein Mann vieler Worte, doch Herm konnte in seinen Augen sehen, dass er nicht damit rechnete, diese Nacht zu überleben. „ Noch ist es nicht vorbei, noch haben wir einen Trumpf. “
Nur wenige Stunden später ging Herm wieder frisch und ausgeruht neben Ketara über die verbrannte Ebene. Einige Stunden Schlaf hatten ihm gut getan und die Energie des schwarzen Mondes, der nun voll am Himmelszelt stand, schien ihn wie von selbst zu durchfließen. Secan ging einige Meter voraus, seine Muskeln unter ständiger Anspannung, was ihm die Erscheinung einer hungrigen Raubkatze gab. Kalinde ging konzentriert hinter Ketara, ausnahmsweise ohne ständig zu plappern. Sie war an der Reihe, Verbindung zur Magie zu halten, was ihr sichtbar viel Konzentration abverlangte. Sie war noch jung und hatte viel zu lernen, aber Herm hatte keine Zweifel, dass sie einmal eine starke Magierin werden würde. Lediglich Ise bewegte sich entspannt. Sie musste ihre Kräfte schonen, sie war ihr Trumpf. „ Oder unser Untergang! “
Mit jedem Meter, den sie sich dem Turm näherten, wirkte der alte Sitz der schwarzen Magier bedrohlicher. „ Ist er das? Oder ist es nur eine alte Ruine und ein Irrtum? “ Genau genommen gab es keinen wirklichen Hinweis darauf, was der schwarze Turm wirklich war, aber Herm hatte keinen Zweifel daran, dass seine Reise zu ihm unumgänglich war. Heute Nacht würde sich sein Schicksal entscheiden. „ Und ich werde Kira wieder sehen. “ Der Gedanke an die kleine Kriegerin aus Begos gab ihm umgehend neuen Mut und ließ ihn seine Schritte beschleunigen. So lange war er nun schon unterwegs, es war kaum zu glauben, dass es heute Nacht enden würde.
„Seht, wir sind nicht allein.“ Herm war nicht überrascht von Secans Warnung. Er hatte seine Träume über den Turm und den zweiten Mann noch in guter Erinnerung. Wer auch immer es war, der auch zu ihm unterwegs war, er würde ihn heute Nacht treffen. Einen weiteren Blick zum Turm werfend sah jetzt auch Herm, was Secan erspäht hatte. Vier Feuer waren am Fuß des Turms entfacht worden und erhellten das Bauwerk in einem gespenstischen roten Leuchten. Diejenigen, die dort warteten, hatten offenbar nicht vor, sich zu verstecken.
„Kalinde, kannst du eine kleine Flamme entfachen, die vor uns leuchtet?“ Für einen Moment zögerte die Runenleserin. „Ist das klug? Sehr wahrscheinlich sind die da unten am Turm mehr wie wir und sicher auch besser ausgerüstet. Sollten wir nicht den Vorteil der Dunkelheit nutzen?“ Kalindes Einwand war berechtigt,aber Herm hatte seine Entscheidung bereits getroffen. „Nein, sie warten dort auf mich. Es wäre sinnlos, sich anzuschleichen.“ Mit einem Schulterzucken akzeptierte sie seine Entscheidung und erschuf eine kleine Flamme, die über ihrem Kopf schwebte und die Umgebung in einigen Metern hell erleuchtete. „ Spätestens jetzt wissen sie, dass wir kommen. “
Ohne weitere Unterbrechungen näherten sie sich den vier Feuern und dem Turm, der von ihnen umgeben wurde. Inzwischen konnten sie auch Umrisse von Menschen an den Feuern sehen, die reglos dort zu stehen schienen. „ Aber was ist
Weitere Kostenlose Bücher