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Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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oder einem Baum. Das war der Grund, warum Magier die Teleportation nur in größten Notfällen nutzten, denn jedes Mal setzten sie ihr Leben aufs Spiel.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht schüttelte Kira die Gedanken an den Magier von sich und versuchte, durch den aufgewirbelten Staub zu blicken. Zwei Gestalten standen nur wenige Meter entfernt von ihr, unbewegt und lauernd. Wo vor ihrem unfreiwilligen Sturz die beidenMeister noch in ein tödliches Duell versunken waren, standen sie nun still und sahen Kira mit überraschten Augen an. Sie hatten eingehalten, in mitten ihrer Formen und blickten auf die Mönchin, wie sie sich nackt und blutüberströmt aus einem Haufen Schutt erhob, der nun den Platz eingenommen hatte, wo noch vor Sekunden der grüne Magier gestanden hatte. „ Was mochten sie nun denken “ Beinahe hätte sie angefangen zu lachen, was für ein verwirrender Anblick musste sie sein, wie sie sich aus der Lawine von Steinen erhob. Die Stille hielt nur für eine weitere Sekunde, dann explodierten die beiden Kämpfer erneut. Diesmal ging ihr Meister in die Offensive und es war der Mörder in Schwarz, der Angriffe parierte und auswich. Schnell realisierte Kira, das ihr Meister überlegen war, er hatte seinen Gegner getäuscht und auf Zeit gespielt, wohl wissend, das er allein gegen den Magier nicht würde bestehen können. Doch nun waren die Karten neu gemischt und Meister Yi entfaltete sein volles Können. Schlag um Schlag drängte er den Attentäter zurück, schnell erkannte Kira die Schlange, die bevorzugte Offensivform des Meisters. Blitzartig wie der Angriff einer Giftschlange stachen seine Arme hervor, drängten den Gegner zurück und trafen. Das unterdrückte Stöhnen des Mannes in Schwarz zeigte, das der Treffer seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Ihr Meister würde siegen, und dann würden sie die übrigen Attentäter suchen und töten, jeden einzelnen.
    Mit einiger Anstrengung schaffte sie es schließlich, sich aufzurichten, indem sie ihr gesamtes Gewicht auf das gesunde Bein verlagerte. Ihre Hilflosigkeit verfluchend sah sie sich in der großen Halle um, die sie seit ihrer Kindheit mit so angenehmen Gefühlen verbunden hatte. Als sie noch ein Jüngling war, hatte sie oft in den Wintern über Nacht die Feuer geschürt und später, als sie in die hohen Shitsu aufgenommen wurde, wurde diegroße Halle zu ihrer Heimat. Hier speisten ihre Brüder und Schwestern zusammen und hier war es auch, wo sie die wenigen Geschichten der Außenwelt gehört hatte, wenn einer der Mönche von einer seiner seltenen Reisen zurückgekommen war. Sie wusste genug von der Welt außerhalb des Klosters, um sicher zu sein, das sie in der weißen Blume bleiben wollte. Machtgierige Fürsten, Kriege, tödliche Jäger wie der Tempok, all das versprach die Welt außerhalb der schützenden Mauern ihres Klosters – und doch hatte sie schon immer einen Drang verspürt, diese Welt zu erkunden, wie einen leisen Ruf in ihrem Kopf. Sie erinnerte sich wieder an die Kirschblüten in der Ebene von Tong, wie sie von dem Duft und der Schönheit überwältigt wurde, aber auch wie diese Ablenkung beinahe in den Tentakeln eines Tempok geendet war. Und jetzt war ihre Heimat zerstört, ihre Zuflucht in Blut getränkt. Drei tote Jünglinge lagen bewegungslos vor den Feuern, die regungslosen Körper von drei weiteren Mönchen aus den höheren Shitsu verlängerten die Liste der Toten in Kiras Kopf. Bänke und Tische, sonst so ordentlich und sauber aufgestellt für das gemeinsame Mahl am Morgen waren umgestürzt oder zerborsten, Blut schwamm in Pfützen auf dem Boden.
    Ein lautes Krachen ließ Kira aus ihren Überlegungen aufschrecken, als die schwere hölzerne Tür, die als Verbindung zu den Kammern der linken Seite fungierte, aus ihrer Aufhängung sprang und mit einem lauten Donner zu Boden fiel. Wo eben noch die Tür den Blick in den Gang versperrt hatte, gab es nun freie Sicht in den Bereich, in dem die Anwärter der vierten und fünften Shitsu ihre Bleibe hatten. Mitten in der Türöffnung stand Kam-Li und hielt sich die rechte Hand verkrampft auf seine Brust, aus der Blut in einem Rinnsal herabfloss und auf den Boden vor ihn tropfte. Kam-Li lebte schon viele Jahre in der weißen Blume, er war in dervierten Shitsu, doch würde er nie die Fünfte erreichen. Erste graue Haare auf seinem kurzgeschorenen Haupt verrieten ebenso wie die sonnengegerbten Falten in seinem Gesicht, das er seine besten Jahre bereits hinter sich gelassen hatte. Es war stets ein

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