Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
war sie kaum zwanzig, also vermutlich eine der geringeren Anwärterinnen. Und sie war schön, auf ihre Art. Ihr Körper entsprach mehr dem eines jungen Mannes, muskulös mit kleinen festen Brüsten, doch ihr Gesicht verriet ihre Weiblichkeit und die schöne Blume, die einmal aus ihr wachsen könnte. Ihr Haar war in einem festen Zopf geknotet, lang und schwarz, mit einer einfachen Nadel auf dem Kopf befestigt. „ Und sie war verletzt. “ Die Erinnerung schärfte sich in seinem Geist. Ein blutiger Verband hatte ihre linke Schulter bedeckt, offenbar hatte sie einen von Semkais Mördern getroffen, bevor sie wie aus dem Nichts auf ihn gefallen war.
„ Gut, diese Verletzung war erst der Anfang. Wenn ich dich in die Finger kriege, wird dein ganzer Körper von Blut bedeckt sein. “ Die Erinnerung in seinem Gedächtnis gespeichert, ließ Karrek sich in einen langen heilsamen Schlaf fallen, die Energien Jatuls kanalisierend brachte er seinen Körper in eine Trance, aus der er geheilt erwachen würde. Es könnte Wochen dauern, bis er erwachte, aber er hatte Zeit. Er wusste, wo er sie finden würde, sie und Meister Yi, sein Auftrag war noch nicht vorbei.
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Die Augen des Mörders waren starr auf Kira fixiert, als er über ihr stehend die Muskeln zum Todeshieb anspannte. Anders als sein Meister war er muskulös und groß und er schien seine schwarzen Tücher zu zersprengen, als seine breiten Schultern sich spannten. Er war kräftig, gut durchtrainiert und schnell, sein Angriff hatte sein Talent für den Schwertkampf mehr als deutlich gezeigt. Selbst wenn sie unverletzt wäre, wäre es ein harter Kampf gewesen, aber mit gebrochenem Bein und dem Blutverlust aus ihrer Schulter war sie kein ebenbürtiger Gegner für den kaltäugigen Mörder.
Sein Schwert raste auf sie hinab und für einen Moment sah sie alle Farben des Regenbogens vor ihren Augen. Dann war sie umgeben von einem Meer aus Kirschblüten, lag im hohen Gras unter einem Kirschbaum und lehnte ihren Kopf auf die Brust eines Mannes. „ Wie gut es sich anfühlt, in seiner Nähe zu sein. “ Leise schnurrend genoss sie die kraulende Bewegung ihres Gefährten, wie er ihr langsam den Nacken massierte und atmete den bestechenden Duft von tausenden Wildblumen um sie herum. „ Aber wer ist er nur? “
Ein Schrei riss sie aus ihrem seltsamen Wachtraum und verdutzt blickte sie auf ihren Gegner, wie er aufseine Hände starrte. Sein Schwert noch in der Hand wurde er von seiner eigenen Klinge durchbohrt. Meister Yi stand neben ihm, seine Hände um die des Attentäters gelegt hatte er den tödlichen Stoss von seiner Schülerin auf den Mörder selbst umgelenkt.
Kiras Erleichterung wandelte sich in Entsetzen, als sie den Anführer der Mörder auf ihren Meister zuspringen sah. Sie wusste sofort, dass er den Angriff nicht würde abwehren können, er hatte seine Verteidigung geöffnet, um ihr Leben zu retten. Hilflos wie in Zeitlupe sah sie, wie der erste Sai des Mörders in die Brust ihres Meisters eindrang, während der zweite nur knapp seine Kehle verfehlte. Doch noch in demselben Moment zog Kiras Meister mit seiner linken Hand die Haarnadel aus Kiras Zopf und stieß sie seinem überraschten Gegner direkt durch das linke Auge in seinen Kopf. Wie erstarrt blickte Kira auf das Bild, das sich ihr bot. Beide Attentäter tot, brach ihr Mentor mit der kurzen schwarzen Klinge in seiner Brust röchelnd neben ihr zusammen, während der große Angreifer, der über ihr stand, nun nicht mehr durch den stahlharten Griff ihres Meisters gehalten, auf sie fiel. Mit letzter Kraft verließ ein Hilfeschrei ihre Kehle bevor die kalte Dunkelheit der Ohnmacht von ihr Besitz ergriff.
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Langsam und beinahe ängstlich betrat Kira die Kammer ihres sterbenden Meisters. Die letzten Tage waren die schlimmsten ihres Lebens gewesen. In Ungewissheit, ob ihr Meister die schwere Wunde überleben würde, hatten ihre zahlreichen Verletzungen sie hilflos ans Bett gefesselt. Die Wunde in ihrer Schulter hatte sich infiziert und sie wurde von Fieber geplagt,neben dem gebrochenen Bein hatte sie zahlreiche Prellungen am ganzen Körper erlitten. Eine der jungen Anwärterinnen, die den Angriff überlebt hatte, hatte Kira in den letzten Wochen versorgt und ihr dabei auch die schreckliche Liste der Toten genannt. Fast ein Drittel der Bewohner ihres Klosters war dem feigen Anschlag zum Opfer gefallen. Mit Erleichterung hatte sie erfahren, das die meisten Jünglinge überlebt hatten, der Angriff hatte sich auf das
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