Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
können, die Formen des Kampfes würden ihren Geist zurück in Harmonie mit ihrem Körper bringen.
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Langsam ging Herm durch die zerstörten Ruinen. Der Boden war zu Asche verbrannt und kein Anzeichen von Leben, weder Tier noch Pflanze, war zu sehen. Wie von einem unsichtbaren Sog gezogen wurde er durch die alten Straßen der einst so mächtigen Stadt geführt. „ Wo bin ich? “ Die Ruinen einer zerfallenen Arena türmten sich zu seiner Rechten und gaben einen Hinweis, wie riesig das Bauwerk in den Himmel geragt hatte, bevor es zerfallen war. „ Zerfallen? Oder zerstört? “ Wie ein unbeteiligter Zuschauer folgte Herm seinem eigenen Körper tiefer in die fremdartigen Ruinen, die mit nichts, was er je gesehen hatte, eine Ähnlichkeit hatten. Immer stärker wurde der Sog, der ihn antrieb, bis er schließlich zu laufen anfing, schneller und schneller. Schon bald ließ er die Ruinen hinter sich und rannte über verbrannte Erde auf ein Ziel zu, das er nicht kannte.
Dann, am Horizont, noch unendlich weit entfernt, sah er es, sein Ziel, das Ende seines Weges. Ein schwarzer Turm übertrohnte seine Umgebung, dunkel und mächtig ließ er alles um ihn herum winzig und unwichtig erscheinen. Herms Herz fing an zu schlagen, noch schneller und begieriger rannte er auf sein Ziel zu,das ihm grenzenlose Macht versprach. „ Komm zu mir, ich warte! “ Die eiskalte machtvolle Stimme, die alle anderen Gedanken in Herms Kopf übertönte, hallte tausendfach in ihm wieder. „ Der schwarze Turm, er ist mein. “ Immer weiter rannte er auf sein Ziel zu, doch dann spürte er, das etwas nicht stimmte, sein Körper fing an zu zucken und zu krampfen, verzweifelt rang er nach Luft. „ Atmen, ich muss atmen. “
Mit kaltem Schweiß auf der Stirn und rasendem Herzschlag erwachte Herm aus seinem Traum. Eine Hand lag auf seinem Mund und unterdrückte den Schrei, den er in der Panik des Wachwerdens versuchte auszustoßen. Geschockt sah er in mandelbraune Augen, die ihn ernst und abschätzend ansahen. „Sei still, du Narr. Es ist jemand hier, wir sind nicht allein.“
Noch immer desorientiert versuchte Herm, seine Gedanken zu sortieren. „ Es war nur ein Traum. Wirklich? Es war so real . Was tut sie hier, was meint sie mit ‚nicht allein’? “ Tausend Eindrücke wirkten gleichzeitig auf Herm ein und nur mühsam konnte er den Impuls unterdrücken, die Hand der mandeläugigen Schönheit von seinem Mund zu schlagen und aufzuspringen. Dann nahm er zum ersten Mal ihren Geruch war, fremdartig und erregend. Für einen Moment vergaß er seine Umgebung und atmete tief ein, während sich sein Puls beruhigte und sein Körper entspannte. „Gut, bleib ruhig und steh auf. Hast du eine Waffe?“ Kiras Stimme klang leise und flüsternd, während sie nahezu lautlos weg von seinem Bett in Richtung der Tür schlich, um an ihr zu horchen.
Noch immer verwirrt, aber ruhiger wie zuvor erhob er sich langsam aus seinem Bett. Ob sie wohl ahnte, dass es ihr erregender Geruch war, der ihn beruhigt hatte und nicht etwa seine Selbstdisziplin, wie sie vielleicht vermutet hatte? Vorsichtig und bemüht, kein Geräuschzu machen, legte Herm seinen Waffengurt um seine nackten Hüften, während er die kleine Frau aus Begos betrachtete. Sie war klein und wirkte extrem durchtrainiert, ihre Bewegungen glichen eher der einer Katze wie denen eines Menschen. In feste Leinen gekleidet blieben ihre angedeuteten weiblichen Rundungen seinem Blick nicht verborgen, doch wirkten sie zu klein auf ihn, um seine Aufmerksamkeit einfangen zu können. „ Doch warum sehe ich sie dann dauernd an? “
Mit einem leisen Fluch zwang er sich, seine Augen von dem festen Hinterteil Kiras zu nehmen und sich auf seine Lage zu konzentrieren. „Was ist los? Was meinst du damit, dass wir nicht allein sind?“ Flüsternd bewegte sich Herm neben Kira zur Tür und lauschte den Geräuschen der Umgebung. Nichts war zu hören außer seiner eigenen leisen Atmung, doch schien sich die kleine Fremde vor ihm auf irgendetwas zu konzentrieren. Dann, mit einer blitzschnellen Bewegung riss sie plötzlich die Tür auf und sprang einer Raubkatze gleich in den dunklen Gang. Zuerst konnte Herm nichts erkennen, doch dann sah er die Silhouette eines kleinen Mannes, der in dunkle Leinen gehüllt beinahe unsichtbar in der Mitte des Ganges stand. Für einen Moment schien es ihm, als würden sich die beiden Silhouetten auf dem dunklen Flur vor seinem Zimmer nur abschätzen, während sie sich gegenüber standen, doch dann
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