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Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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Küche ist, der Bengel. Ich sollte ihn übers Knie legen dafür.“ Kira seufzte leise in sich hinein. „ Ein Junge macht das Essen? “ Angesichts des prunkvollen Anwesens hatte sie auf einen guten Koch gehofft, der den großen Tisch des Saals mit bestem Essen füllen würde, die Aussicht auf das Essen eines offenbar unerfahrenen Jungen ließ Enttäuschung in ihr aufkommen.
    Gerade, als sie Borresch auf ihre Nachricht ansprechen wollte, öffnete sich die Tür zur Küche und offenbarte einen Anblick, der ihr die Sprache verschlug. Der Junge vom Hafen, dessen klare blaue Augen sich so fest in ihr Gedächtnis eingebrannt hatten, stand in der Türöffnung und trug eine gewaltige Platte vor sich her, auf der eine große Fleischkeule, umrundet von Kartoffeln, kunstvoll angerichtet war.
    Verdutzt sah der Junge mit der hellen Haut sie einen Moment an, um dann in ein freches breites Grinsen umzuschwenken. „Herm, dies ist Kira, ein weiterer Gast meines Hauses. Sie kommt aus Begos und bringt Nachricht von einem alten Freund. Kira, dies ist Herm aus Kaldarra, mein...hmm...Neffe.“ Die Stimme des Hausherrn, der sie formell vorstellte, hallte in ihrem Kopf wie ein unwirkliches Echo. Noch immer verwirrt ob des unglaublichen Zufalls stammelte sie einige höfliche Floskeln, gepaart mit einer angedeuteten Verbeugung, während der Junge ihr grinsend zunickte und die Essensplatte auf dem Tisch abstellte.
    Ein unglaublicher Duft stieg ihr in die Nase und betäubte ihre Sinne. Kräuter und Gewürze, zu einem perfekten Duett vereint, umspielten harmonisch ihren Geruchssinn und ließen sie augenblicklich alles andere um sie herum vergessen. Noch niemals zuvor hatte sie ein so fantastisch riechendes Mahl vor sich stehen gehabt und während sie noch mit immer größer werdenden Augen verlangend auf die Platte sah, brachte der Fremde mit der hellen Haut, den Borresch zögernd als seinen Neffen bezeichnet hatte, noch Brot und eine exotisch duftende Soße aus der Küche.
    Der Duft des angerichteten Essens fand offensichtlich auch breite Zustimmung bei Borresch und seinen Bediensteten, die ebenfalls mit großen Augen auf das angerichtete Fleisch und die Beilagen blickten. „Beiallen Drachen des großen Meeres. Junge, das riecht fantastisch.“ Als Hausherr nahm Borresch das erste Stück der großen Keule und deutete kurz danach an, dass das Essen eröffnet war.
    Kira ließ sich das nicht zweimal sagen, ihre Disziplin und Höflichkeit vergessend füllte sie die süß riechenden Kartoffeln, eine große Scheibe Fleisch, Brot und Soße auf den Teller, um sogleich damit zu beginnen, diesen wieder leer zu essen. In den nächsten Minuten war außer dem zustimmenden Schmatzen und gelegentlichem Rülpsen nichts am Tisch zu hören, keiner der Anwesenden schien auf ein Gespräch aus zu sein, solange noch das verführerische Essen auf dem Tisch stand. Auch der Koch selbst hatte sich, offenbar zufrieden mit sich selbst, eine gute Portion genommen und begonnen, diese still schmatzend zu verputzen.
    Gerade, als Kira ihren zweiten Teller in sich hinein geschlungen hatte, hielt sie plötzlich inne. Eine Bewegung auf der Schulter des Jungen hatte ihre Aufmerksamkeit erregt, irgendetwas stimmte nicht. Verdutzt sah sie genauer auf die Stelle, an der sie meinte, eine Bewegung zu sehen, als auch der Junge innehielt und sie ansah. „Mein kleiner Freund, ein Chamäleon. Ihr müsst es nicht fürchten, aber es hält die Spinnen von mir fern.“
    Seine Worte trafen Kira wie ein Blitz. „ Ein Chamäleon, wie in der Vision! “ Konnte das sein, konnte er es sein? Ihre Gedanken überschlugen sich, während sie nun klar die Umrisse der kleinen Echse sehen konnte, die auf seiner linken Schulter saß. Offenbar zeigte es sich ihr nun absichtlich, bevor es wieder mit den Farben seiner Kleidung verschmolz.
    „ Nur ein Zufall. Ich suche einen Auserwählten, keinen Koch. “ Noch immer essend versuchte sie sich selbst davon zu überzeugen, dass die seltsamen Begegnungen mit dem jungen hellhäutigen Neffen desHausherrn nur Zufall waren und eine kleine Echse auf seiner Schulter würde sie nicht vom Gegenteil überzeugen.
    Gerade, als der Letzte von ihnen sein Messer auf seinen Teller gelegt hatte, um das Ende seines Mahles anzuzeigen, stand der Junge wortlos auf und ging in die Küche. Nur Momente später kam er wieder mit einem Korb dampfender heißer Pfirsiche, die offenbar mit Waldbeeren und Honig gefüllt über der Flamme gegart worden waren. Der süße Duft des warmen

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