Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
Nachtischs durchflutete umgehend den Raum und brachte die inzwischen übersättigten Anwesenden zum Stöhnen. „Bei Jesah, du willst uns zum Platzen bringen.“ Die Magd sprach aus, was wohl alle Anwesenden dachten, und doch konnte keiner von ihnen dem verführerischen Duft widerstehen und nahm sich eine der köstlich aussehenden Früchte.
Auch Kira griff zu, obwohl ihr inzwischen bis zum Anschlag gefüllter Magen dagegen zu rebellieren schien. „Keine Sorge, Nachtisch geht in einen anderen Magen.“ Mit einem leichten Schmunzeln verteilte er die süßen Früchte, um dann die Letzte auf seinen eigenen Teller zu legen. Mit einem Schulterzucken begann auch Kira, den Nachtisch zu verschlingen. Ob in denselben Magen oder einen anderen, irgendwo würde sie Platz für diese Köstlichkeit finden.
Wenige Minuten später hatte auch der letzte der Anwesenden aufgegessen und eine zufriedene Stille legte sich über den mit Essensresten und Geschirr bedeckten Tisch. Schließlich stand Martha auf und begann, den Tisch abzuräumen. „Schon gut Junge, wer so gut kochen kann, braucht nicht abwaschen. Ich mach das schon, wenn ich mich jetzt nicht etwas bewege werde ich sowieso platzen.“ Mit einer bestimmenden Handbewegung deutete sie Borreschs Neffen an, sitzenzu bleiben, während sie die Teller und Platten in die Küche brachte. Der Wachmann stand ebenfalls auf und verabschiedete sich, er wolle noch etwas von dem Fest genießen, offenbar sollte es um Mitternacht sogar ein Feuerwerk am Hafen geben.
Kira wollte für einen kurzen Augenblick ihrem Impuls folgen und fragen, ob sie ihn begleiten dürfe, doch dann besann sie sich schnell eines besseren. Sie liebte Feuerwerke, auch wenn sie erst zweimal in ihrem Leben eines gesehen hatte, aber jetzt und hier gab es wichtigeres zu bereden. Sie hatte ihre Mission zu erfüllen und so sah sie Borresch mit einem fragenden Blick zu Herm an, der noch immer reglos auf seinem Platz saß und keine Anstalten machte, den Raum zu verlassen.
„Schon gut, du kannst frei vor Herm sprechen. Mein Bruder hat mir versichert, dass man ihm bedingungslos vertrauen kann und ich werde sein Wort ehren.“ Der alte Händler hatte Kiras Zögern wohl bemerkt und hatte eine Entscheidung gefällt. Kira konnte den älteren und weiseren Mann nicht überstimmen, also nahm sie nach einem kurzen Zögern die Nachrichtenrolle ihres Meisters aus ihrem Gewand und legte sie auf den Tisch.
„Die weiße Blume ist überfallen worden. Es gab viele Tote und Verletzte, es war auch ein Magier unter den Attentätern. Am Ende haben wir gesiegt, aber der Magier konnte entkommen. Meister Yi wurde schwer verletzt….er gab mir dies auf seinem Sterbebett…bevor er für immer die Augen schloss.“
Eine bedrückende Stille legte sich über den Raum. Der junge Neffe des Hausherrn sah verwirrt auf Kira und seinen Onkel, er hatte offensichtlich keinerlei Ahnung, wovon sie gerade geredet hatte. Borresch aber sah traurig und wütend zugleich aus, seine Augen zuckten nervös zwischen Kira und der Rolle hin und her, bevor er wütend mit seiner Hand auf den Tisch schlug.
„Verflucht. Erst Martek und dann Yi. Ich erhalte schon seit Monaten keine Berichte mehr und jetzt sterben meine Freunde wie die Fliegen.“ Kira hatte keine Ahnung, wer Martek war, aber es war offensichtlich, dass der alte Händler um Yi nicht nur als einen Freund trauerte. Etwas beunruhigte ihn und schien ihm Angst zu machen. „ Berichte? Was für Berichte? “ Sie war nun genauso ratlos wie Borreschs Neffe, der noch immer mit fragendem Blick am Tisch saß und so langsam stieg die Vermutung in ihr auf, dass Yi ihr nicht mehr alles über Borresch hatte erzählen können, bevor er starb.
Nach einer längeren Pause schließlich nahm Borresch die Nachrichtenrolle und zog ein beschriebenes Pergament aus ihr hervor. Langsam las er die von ihrem Meister geschriebenen Zeilen, um schließlich ein lautes Grunzen von sich zu geben. „Unmöglich! Wahnsinn! Das kann nicht sein!“ Besorgt sahen Kira und Herm sich an, es war klar, dass der Inhalt des Pergaments keine guten Nachrichten beinhaltete. „Yi hat es dir also gesagt, du weißt Bescheid über den Bund?“ Die Worte waren mehr eine Feststellung als eine Frage gewesen, trotzdem antwortete sie höflich. „Ja, er zeigte mir auch das Zeichen.“ Noch einmal las Borresch über die letzten Zeilen des Pergaments und sah dann noch einmal zu ihr auf. „Er hat dich zu seinem Nachfolger bestimmt. Du sollst seine Aufgabe als
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