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Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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Wächter übernehmen.“
    Die Worte des alten Mannes erklangen wie ein Donnerschlag in Kiras Kopf. „ Sein Nachfolger, ich? Ein Wächter? “ Noch bevor sie ihre Gedanken in Worte formen und protestieren konnte, brachte Borresch sie mit einer klaren Handbewegung zum Schweigen. „Es ist nicht an dir, die Berufung zum Wächter abzulehnen. Wenn dein Meister dir diese Bürde auferlegte, dann tat er es mit gutem Grund. Sich gegen sein Urteil zu stellen käme einem Ungehorsam an ihm gleich.“ Sofort schossKira Blut in ihr Gesicht, sie wusste noch in demselben Augenblick, dass sie bereits rot angelaufen war wie eine Tomate. Schnell sprang sie auf und begann, Entschuldigungen für ihre respektlosen Gedanken zu stammeln, während sie sich mehrfach tief verbeugte.
    „Und du brauchst nicht so frech zu grinsen, Herm, denn du wirst mein Nachfolger hier in Magystra werden.“ Nun war es an dem frechen Jungen, rot anzulaufen. Wo sie eben noch ein belustigtes Grinsen in seinem Gesicht gesehen hatte, war es nun zu einer Fratze gefroren. „Du brauchst mir nichts vorzumachen, Junge. Die drei Türme haben dich abgelehnt, richtig? Und nun hast du keine Heimat mehr und keinen Plan für die Zukunft. Martek hat nur in den besten Tönen von dir geschrieben und seinem Wort traue ich mehr wie dem eines jeden Anderen. Ich habe selbst keine Kinder, also sollst du mein Nachfolger hier sein. Sieh dich um, es ist kein schlechtes Leben und es wird dir an nichts fehlen.“
    Mit ausdruckslosem Gesicht ließ sich der Neffe des Hausherrn langsam wieder in seinen Stuhl fallen, aus dem er bei den ersten Worten seines Onkels aufgesprungen war. Offenbar nicht weniger überrascht und verwirrt wie sie selbst saß er nun reglos neben ihr und schien seine Gedanken zu ordnen.
    „Ich muss ein Schreiben aufsetzen. Er muss es erfahren, alles was passiert ist und zwar schnell. Lasst mich jetzt allein, ich muss nachdenken. Morgen schon werdet ihr gemeinsam losziehen und meine Nachricht überbringen. Und nun geht.“
    Verwirrt und mit offenem Mund, in dem sich hunderte Fragen formten, stand Kira langsam auf. „ Er? Wer ist er? Und wieso sollen ausgerechnet wir beide diese Nachricht überbringen? “ Kira hatte stets ihre Mission im Fokus ihrer Gedanken gehalten und sich nicht weiter mit der Zeit nach der Abgabe ihrer Nachricht befasst.Sie hatte gehofft, dass sie in die weiße Blume zurückkehren und ihr Training wieder würde aufnehmen können. Doch stattdessen fand sie sich nun als Botin in dieser fremden Welt wieder, gekettet an einen frechen Jungen mit klaren blauen Augen, gefangen in einer neuen Mission, die sie nicht verstand.
    Borreschs Neffe, der ebenso ratlos und überrascht wie sie selbst wirkte, stand nun ebenfalls vom Tisch auf. Ihm war offenbar ebenso klar wie ihr, das er heute keine Antworten mehr bekommen würde und so ging er langsam an ihr vorbei aus dem Ess-Saal in den Hof des kleinen Anwesens, wo er auf sie wartete. Mit einer tiefen Verbeugung verabschiedete sie sich, um dann ebenfalls in den Hof zu gehen.
    „Mein kleiner Freund sagt mir, dass ich dir trauen soll, kann ich das?“ Die absurde Frage, die er ihr stellte, sobald sie in den Hof trat, trug nur noch mehr zu ihrer Verwirrung bei. „ Er redet mit einer Echse? “ Kira überhörte die Unhöflichkeit, die in der Frage des Jungen lag und sah ihm direkt in seine Augen. „Die Frage wird wohl sein, ob ich einem Koch trauen soll, der die Prüfungen zum Magier versucht hat und gescheitert ist.“ Sie hatte genau auf die Worte Borreschs gehört und wusste, was es bedeutete, die Prüfungen der drei Türme abzulegen. Offenbar hatte sein Neffe versucht, ein Magier zu werden und war gescheitert. Doch wie ein Koch überhaupt dazu kam, war für sie völlig unverständlich. In ihrem Land würden nur die edelsten und besten, mit Unterstützung ihrer Familien in das große Land reisen und die Türme aufsuchen.
    Der schmerzverzerrte Ausdruck in seinem Gesicht verriet ihr, das sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Ruckartig wendete er sich von ihr ab und ging in Richtung seines Zimmers, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
    „ Na toll. Erst ist er frech und dann unhöflich. Und sein Zimmer liegt genau neben meinem .“ Mit einem Seufzen ging auch Kira in ihre Kammer. Der Tag hatte so gut begonnen, und nun das. Was hatte sich ihr Meister nur dabei gedacht? Mit einem Kopfschütteln schloss sie die Tür ihrer Kammer hinter sich und begann mit einigen stillen Übungen. Sie würde noch nicht schlafen

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