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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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eben noch rechtzeitig gewesen: Nur zwei Schritte weiter krallten sich die Wurzeln des Baumes in das Steilufer des Wirrelbachs. Der Criargreiter zwang sein Tier in einem Bogen zu mir zurück und landete in der Nähe. Er war wütend und wild entschlossen.
    Wir kämpften am Rand der Klippe, und es war kein gerechter Kampf: Er drang mit seinem Schwert auf mich ein, und ich besaß nur meinen Dolch. Ich besiegte ihn nach zähem Ringen, denn erwar plump, wenn auch stark. Doch wir Davenamönche haben gelernt, uns der Kraft eines Gegners zu bedienen, und das wurde ihm zum Verhängnis. Er starb, mit geöffnetem Hals, am eigenen Blut erstickend.
    Als der Criarg sah, wie sein Herr fiel, kreischte er auf, ob aus Schmerz über den Verlust oder weil er wehrlose Beute in ihm witterte. Ich weiß es nicht zu sagen. Er schlug mit den Flügeln und drang seinerseits auf mich ein. Hier half kein Ausweichen   – ich riss das am Boden liegende Axtschwert des Gidrogs an mich und schlug dem Vogel den Kopf vom Rumpf. Obwohl der Criarg sofort tot war, lief er noch drei oder vier Schritte, ehe er das Steilufer hinabstürzte, seinem Herrn hinterher. Das Schwert und der abgetrennte Kopf ekelten mich. Ich warf beides fort. Dann wandte ich mich um und lauschte in die Nacht hinein.
    Bald schon hörte ich Flügelschlag über mir. Ich verbarg mich unter den Bäumen. Was mit euch war, ahnte ich nicht, aber ich wusste auch, dass es jetzt töricht gewesen wäre, zum Wall zurückzukehren. Denn wenn sie euch erwischt hatten, wart ihr längst tot. Wenn ihr aber entkommen konntet, so war ich euch dank des Criargs schon ein Stück weit voraus. Folglich musste ich euch zu finden trachten. Nur mein Schwert vermisste ich schmerzlich, und für einen Moment schwankte ich, ob ich nicht doch zurücksollte, um es zu holen. Aber konnte ich sicher sein, ob es noch oben auf der Ringmauer lag? Ich fürchtete, es wäre für mich verloren, und jetzt haderte ich doch mit mir in der Dunkelheit, weil ich das Gidrogschwert in den Fluss geworfen hatte. Dann wurde das Flügelschlagen schwächer und entfernte sich endlich nach Norden. Als ich sicher war, dass sie meine Spur nicht gefunden hatten, lief ich querfeldein nach Süden und hoffte, die Straße zu finden, was mir gelang.
    Ich folgte ihr vorsichtig und fand zwei Straßenposten. Einen umging ich, denn sie waren zu viert und entzündeten eben ein Feuer, und ich nahm nicht an, ihr würdet euch zu ihnen gesellen wollen. Der andere war nur ein Doppelposten: zwei Gidrogs lauerten im Verborgenen und eben da, wo die Straße im Wald verschwindet.Es ist eine gute Stelle für einen Hinterhalt, denn ihr musstet dort vorbeikommen. Das sagten sie sich gewiss, denn ich sah ebenso wie sie das verfilzte Unterholz, das längs des Waldsaumes für euch undurchdringlich war. Ich wäre vielleicht hindurchgekommen, aber nicht ohne weithin hörbaren Lärm. So hockten sie schweigend da und lauschten. Ich sah keinen von beiden, malte mir aber aus, wo sie in etwa stecken mochten. Und genau da lauerten sie.
    Ich lockte einen von ihnen fort. Mit dem ältesten Trick der Welt   – ich warf Steinchen in die Büsche, und der Gidrog entfernte sich, um nachzusehen, was es war. Nun, er sah nicht viel von dem Knüppel, mit dem ich ihn zu Boden schlug. Und dem anderen erging es nicht viel besser. Danach rührte sich nichts mehr, obwohl ich weitere Steinchen warf. Ich schleifte die Gidrogs ins Unterholz und band sie aneinander. Zumindest einer lebte noch, denn er stöhnte, und ich brachte es nicht über mich, ihn zu töten. Dann lief ich zur Straße zurück und ließ einen Apfel dort als Zeichen. Sodann machte ich mich daran, die Straße weiter südlich abzusuchen. Als ich keine weiteren Posten mehr fand, wollte ich umkehren. Da entdeckte ich den Köhlerpfad und opferte meine letzten Äpfel, um euch zu weisen.
    Den Rest kennt ihr. Und dies will ich noch sagen, weil es gesagt werden muss: Meine Erleichterung war groß, als ich dich mit meinem Schwert sah, Mellow, und sie war größer, als ich es mir anmerken ließ. Mein Herz frohlockte, mehr will ich nicht sagen! Und wenn es etwas gibt, das du dir wünschst und das ich dir zum Dank dafür erfüllen kann, dann lass es mich bitte wissen.«
    Mellow nickte und rieb sich den Nacken. »Ich werde dich erinnern, und sei es nur meiner schmerzenden Schulter wegen. Aber schaut, da ist bereits Lammspring. Was wollen wir den Leuten im Brada erzählen?«
    Finn blickte nach vorn und sah tatsächlich grauweiße Flecken auf

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