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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Klingen, die in Lederscheiden steckten.
    »Das sind Wacalas«, erklärte er. »Gute Rudenforster Arbeitsmesser. Sie sind schwer genug, um Äste abzuschlagen. Oder Hände, die nach euch grapschen. Und sie sind so hart wie scharf: Die Waldarbeiter schneiden damit ihre Brote ebenso wie Leder in Streifen.«
    Finn kam sich äußerst seltsam vor, als er es Mellow nachmachte und das für ihn bestimmte Wacala an seinen Gürtel schnallte. Er zog es heraus und wog es in der Hand. Es war schwer für eine Vahithand, aber im Vergleich mit Circendils Schwert wenigstens handhabbar. Es hatte ein Heft mit festem Horngriff. Die Klinge leicht gebogen, lief es in einer gekrümmten Spitze aus und war fast so lang wie sein Unterarm.
    »Besser als nichts in der Hand ist es allemal. Wenn man einem dieser Gidrogs gegenübersteht, sollte es nützlich sein«, fügte Sahaso hinzu. »Das hoffe ich wenigstens«, grinste er und schlug vielsagend auf seinen Gürtel. Kampo und er trugen jetzt gleichfalls Wacalas an ihrer Seite.
    Auch Circendil nahm sein Schwert und gürtete sich; dann schulterte er seinen Rucksack, der praller und schwerer war als gestern: Dhela hatte ihm Brote und Käse eingepackt, und als besonderen Schatz obenauf einen verschlossenen Topf mit Rudenforster Honig.
    Als alle abmarschbereit waren, bat Rorig den Mönch und die beiden Vahits hinaus zum Stall. Er lächelte verschmitzt, als er das Stalltor zur Seite schob. Dann verschwand der Wirt eine Weile im Innern und kam mit einem großen, kräftigen braunen Pony wieder heraus, dessen Zügel er in Circendils Hände legte. »Das ist Gwaeth«, erklärte er. »Er ist stark genug, um Euch zu tragen, und auch mit schwerer Last scheut er keine Hügel. Ihr werdet mit ihm zufrieden sein. Leider kann ich Euch nur eine Decke und keinen passenden Sattel bieten.« Gwaeth schnaubte neugierig, als Circendil ihm die Hand an die Nüstern legte. Dann spielte er mit den Ohren und schielte zu Mellow hinüber, ob der eine Möhre für ihn hatte; eine Vermutung, die sich bestätigte.
    Anschließend brachte Rorig Vanku heraus, Mellows eigenes, fast schwarzes Pony, auf dem er nach Rudenforst geritten war. Vanku tänzelte freudig, als er seinen Herrn erkannte. Finn dachte betrübt an Smod, und jähe Trauer überfiel ihn. Vor seinem geistigen Auge sah er Criargs, die mit blutigen Raubschnäbeln an dem toten Pony rissen. Da sah er Rorig abermals ins Freie treten, weißbraunes Fell glänzte hinter ihm, und über dem Hufgeklapper hörte Finn ein fröhliches Wiehern, das er nur zu gut kannte. Und er wollte seinen Augen nicht trauen, kniff sie zusammen und glaubte es doch nicht   – da trottete Smod gut gelaunt aus dem Stall, rieb seinen Kopf an Finns Wange und leckte ihm mit seiner rosaroten Zunge voller Wiedersehensfreude über das Gesicht.
    »Aber   … wie ist das möglich?«, brachte er endlich heraus. Er schämte sich nicht, seine Tränen zu zeigen. »Wir dachten, er sei tot; und jetzt ist er hier und völlig unverletzt   … Ja, doch, Smod! Mein Guter!«, lachte er aus vollem Herzen und struwwelte dem ungestümen Pony die Mähne.
    »Ich bitte um Verzeihung, Herr Finn«, schmunzelte der alte Rorig. »In all der Aufregung über eure Wiederkehr habe ich glatt vergessen, es euch zu sagen. Smod ist um vieles klüger, als du annahmst. Es bleibt sein Geheimnis, wie er es geschafft hat   – irgendwie ist er euren Feinden entkommen, das ist mal sicher. Dann ist er brav den Weg zurückgelaufen, den er kannte. Es war am Donnerstag, zwei Stunden nach Mittag, als er in den Hof trabte, und da ahnten wir schon, dass die Dinge nicht so standen, wie sie sollten. Etwas war geschehen, das war klar. Kampo wollte sofort los und nach euch suchen. Ich sagte, lass uns warten. Wir wissen nicht, was geschehen ist. Und die Dunkelheit hätte uns eingeholt, ehe wir zurück gewesen wären. Übrigens war es das, was wir heute morgen eigentlich hatten tun wollen: Frühmorgens aufbrechen und ins Wirrelbachtal hinüberreiten und nach euch Ausschau halten. Nun, es ist anders gekommen. Und besser, wie mir scheint.«
    Smod trug jetzt einen Sattel, den Kampo ihm aufgelegt hatte. Alle Ponys hätten sich satt gefressen und -getrunken, versicherte er. Zwei weitere standen noch im Stall; sie würden Karren und Wagen der Rohrsangs ziehen.
    »Dann sehen wir uns in Mechellinde«, sagte Circendil. »Brecht so bald auf, wie ihr könnt, trödelt nicht und gebt auf große Vögel acht. Bis später   – und danke für alles.«
    Sie reichten den

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