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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Hut.«
    »Na großartig«, machte Mellow und sah bekümmert drein. »Du also auch noch. Reib ruhig Salz in diese Wunde. Das habe ich noch gebraucht nach Gesslos Vorwürfen und allem. Bei meinem Hute! Wenn ich ihn noch hätte, würde ich ihn dir sehr gerne leihen. Vielleicht hättest du mit ihm mehr Glück als ich. Er hat am Acaeras nicht viel ausgerichtet, wie du dich erinnerst.«
    »Er saß womöglich nicht auf dem richtigen Schopf.« Circendil blies den Dampf von seinem heißen Wein und grinste. Er tippte sich an die Schläfe. »Breitere Stirnen, wenn du verstehst, Herr Waldkrakeeler. Um Criargs zu vertreiben, braucht es größere Köpfe; solche, die denken können und nicht nur laut rufen.«
    »Genau!« Finn konnte nicht mehr an sich halten. »Große Vogelscheuche für große Vögel!«, platzte er heraus. Die anderen fielen auflachend ein.
    »Wer weiß, vielleicht nützt es sogar etwas?« Circendil schmunzelte, ehe er übergangslos sagte: »Indes glaube ich nicht, dass Schrecken die Vögel der Gidrogs wirklich aufhalten kann. Wenn es wahr ist, was ich vermute, kennen sie größeren Schrecken als einen jeden, den wir auch nur verursachen könnten. Selbst wenn«, er legte Mellow eine Hand auf die Schulter, »selbst wenn ein gewisser Jemand hinausliefe und lauthals im Wald …«
    »Es ist ja schon gut«, beeilte sich Mellow zu versichern. »Ich wollte dich nicht kränken, Circendil. Eines jedenfalls ist klar: Dafür, dass du kein Schwert mehr trägst, stichelst du immer noch ganz schön herum, du liebe Güte. Hut ab.«
    Er blickte verständnislos in die vor Lachen nach Atem ringende Runde, bis ihm auffiel, was er gerade gesagt hatte.
    In das abebbende Gelächter hinein öffnete sich die Tür, und die drei Schöffen betraten nacheinander den Raum.
    Sie rutschten zusammen. Wredian Gimpel, Uranam Weidenmeis und Ludowig Gurler nahmen auf den Bänken mit Platz. Ihre Gesichter waren ernst: sehr besorgte Mienen, die im Kaminfeuer kantig und voller tiefer Furchen wirkten.
    Schlagartig war die gute Stimmung verflogen, und an ihre Stelle trat die bittere Erkenntnis: Dies alles war mitnichten vorbei, sondern hatte soeben erst begonnen. Und schon dieser Anfang war eindeutig über ihre Kräfte gegangen. Sie hatten eine Schlacht gewonnen, mehr nicht. Und nicht einmal das, dachte Finn beklommen; ein winziges Scharmützel war es gewesen, ein Geplänkel allenfalls, im Vorfeld eines Krieges.
    Und gewonnen? Aus unerklärlichen Gründen hatte Saisárasar darauf verzichtet, sie auf der Stelle zu vernichten. Wer das einen Sieg nennen wollte, der irrte; und wenn es ein Erfolg war, so war es ein schaler. Die Kräfte des Feindes waren ungebrochen und in ihrer Stärke zudem völlig unberechenbar. Finn, Mellow und die Rohrsangbrüder wären Narren gewesen, wenn ihre Begegnung mit dem Dáirbáirithir unweit des Mürmelkopfes sie nicht mit jäher Furcht erfüllt hätte.
    Finn warf einen raschen Blick zu Circendil hinauf, der sie alle überragte; und in diesem Augenblick gewahrte er in den grünen Augen des Menschen etwas ihn ganz und gar Erschütterndes: Es erging dem Davenamedhir trotz all seiner Kampfeskunst und Erfahrenheit nicht anders als ihnen. Auch er empfand Angst, wenn auch sicher keine Furcht um sich selbst. Falls Finn sich nicht irrte, so rührte diese Angst daher, dass der Dir ihnen längst nicht alles erzählt hatte, was er über den Feind wusste oder zu wissen glaubte. Und es war eine Angst, die, seinen Blicken nach zu urteilen, vornehmlich um sie, die nahezu wehrlosen Vahits, kreiste.
    »Nur noch auf ein kurzes Wort vor der Nacht, Herr Circendil«, begann der Vahogathmáhir nach einem langen Räuspern. »Wenn Ihr erlaubt! Wir alle sind müde, und auch Ihr werdet gewiss zu Bett gehen wollen.«
    »Selbstverständlich seid ihr alle bis auf Weiteres Gäste der Bücherey«, fügte Herr Ludowig als Hausherr hinzu.
    »Und wenn es jemand je verdient hat, zu ruhen, dann ohne Frage ihr«, meinte Uranam Weidenmeis. »Die Kämpfer von der Mürmelkopfschlacht , wie man euch auf den Gängen inzwischen nennt.« Er deutete vielsagend über die Schulter zur Tür, hinter der sich prompt Getuschel erhob.
    Herr Wredian sah besorgt von einem zum anderen und blieb dann mit seinen scharfen Augen an Mellow hängen. »Du warst der einzige Landhüter dort draußen. Als dein Dienstherr frage ich dich: Was ist denn tatsächlich geschehen? Ihr habt gekämpft und gesiegt, heißt es. Aber ist damit die Bedrohung endgültig beseitigt worden, wie einige

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