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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Kriegsrat ein, den Circendil vorgeschlagen hatte.
    Die drei Schöffen wünschten eine gute Nacht und zogen sich zurück. Noch bevor die Tür zuging, erschien Tuom und wies den Vahits ihre Zimmer an. Circendil versprach er ein weiches Lager im Heuboden, ehe er ihn fortführte.
    Neben den Betten fanden Finn und Mellow ihre Rucksäcke vor, die der Gildendiener aus dem Lesesaal herbeigeschafft hatte, aber sie waren zu müde, um es wirklich zu bemerken.
    Die Sonne hatte die Kante des Sturzes schon überschritten und erklomm allmählich ihren Weg zum Mittagspunkt, als sie sich zu einem späten Frühstück im Gemeinschaftsraum des Gästehauses trafen. Sie, das waren neben Circendil die Rohrsangbrüder und Finn.
    Sie hatten den Raum für sich, denn früh am Morgen, so erzählte Geng, waren alle Schüler bis auf wenige Ausnahmen von Herrn Ludowig heimgeschickt worden, für Ferien auf unbestimmte Zeit. Nur die Schriffer saßen wie stets über ihren Büchern in der Colpia. Die wenigen Bediensteten, die heute helfen sollten, waren jetztdraußen im Innengarten der Bücherey beschäftigt. Sie trugen unter der Aufsicht der Cuorderin Tische und Bänke hinaus und gruppierten sie unter den weit ausladenden Zweigen der Linde zu einem großen Geviert. Durch die Fenster sah Finn, wie ganze Bahnen von Tischtüchern in Körben herangetragen und ausgebreitet wurden. Auf der Tischwäsche verteilten sie Becher und Krüge und kleine Kohlebecken samt Kienspänen wie für ein großes Fest. Der Stuhl des Witamáhirs wurde herausgetragen und neben eine Reihe von anderen, besonderen Stühlen vor dem Máhirhaus abgestellt. Sie standen mit dem Rücken zum Gebäude auf einem Podest aus Brettern, und auf ihnen würden die Scepmáhin und anderen Würdenträger Platz nehmen: erhöht und für jeden sichtbar. Ein Dach aus Zeltstoff wölbte sich über dem Podest, obwohl es nicht mehr nach Regen aussah. Aber das Gras war noch feucht vom Gewitter der letzten Nacht, und ein Teil des Gevierts lag im Schatten. Noch saß niemand dort, weder auf den Bänken noch auf den erhöhten Plätzen. Dazu war es noch zu früh; einzig eine Reihe eigens unlängst aufgepflanzter Banner wehte rund um den Brunnen, während eifrige Vahits, beladen mit diesem und jenem, durch die Arkaden der vier Gebäude eilten.
    »Inzwischen«, sagte Finn und schob seinen Teller beiseite, »ist so viel geschehen, dass ich schon fast mit den Tagen durcheinanderkomme. »Heute ist Samstag, richtig? Dann bin ich seit vier Tagen von zu Hause fort. Ich muss dringend einen Brief für Abbado schreiben oder selbst nach Moorreet eilen. Sie werden sich höchste Sorgen um mich machen. Und was, bitte, sollte ich schreiben? Der Brief würde lang werden, auch wenn ich nur das Nötigste darin erwähne. Und ehe der Brief fertig würde, wäre ich in derselben Zeit die Mürmelstraße hinaufgeritten. Also kann ich mich gleich selber auf den Weg machen.«
    »Wie weit ist Moorreet entfernt?«, erkundigte sich Circendil.
    »Etwa zehn Meilen, dreieinhalb Wegstunden, wenn ich auf eigenen Füßen gehen müsste. Auf Smods Rücken bin ich indes in drei Stunden hin und zurück.«
    »Dann«, antwortete der Mönch nachdenklich, »findest du vielleicht nach dem Rat Gelegenheit dazu. Viele Dinge müssen besprochen und entschieden werden. Aber ich glaube nicht, dass mehr als das heute geschehen wird. Zumindest, was uns betrifft. Eile dich, und komm, sobald es geht, wieder. Ich würde dich und Mellow gern bei mir behalten. Für die nächste Zeit und wenn ihr es wollt«, fügte er hinzu. »Ich brauche eure Hilfe bei dem, was vor mir liegt. Wenn du also kannst, sei vor der Nacht zurück. Was denkst du: Wird dich dein Vater aus seinem Dienst freigeben?«
    Finn hob die Schultern und ließ sie seufzend wieder fallen. »Wenn ich es von ihm verlange   – nein. Aber«, er lachte auf, »wenn jemand wie der Witamáhir es forderte, dann sicher. Mein Vater hat noch nie einem Kunden einen Wunsch abgeschlagen. Doch um ihn zu fragen, müsste mein Vater erst einmal hier sein, das heißt in der Werkstatt zurück. Vielleicht ist er es, vielleicht noch nicht. Wenn die Entbindung meiner Tante nach der Art ihrer Familie schlägt, dann zieht sich die Sache mit Sicherheit hin. Tauberfrauen gebären schwer. Dann steckt er noch mit meiner Mutter in Aarienheim, rauft sich die Haare und macht alle mit seiner Ungeduld schier verrückt.«
    »Ich werde Herrn Ludowig bitten, deinem Vater einen Brief zu schreiben, in dem er um deine Freisetzung

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