Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition)
Autoren: Robert M. Talmar
Vom Netzwerk:
Wie viele Mahtfas-Becher hast du wieder gestemmt, Abbado? Weißt du wenigstens das?« Furgos Augen funkelten. Abbado verstummte und blickte zu Boden.
    Furgo schlug sich mit der Hand vor die Stirn und wandte sich wieder Finn zu.
    »Es war vor zwölf Tagen, Papa«, antwortete Finn an Abbados Stelle.
    »Vor zwölf Tagen! In der Tat! Wie wahr! Ich kenne Banavred gut genug, um zu wissen, was er an jenem zurückliegenden Sonntag tat, nachdem er den Brief geschrieben hatte. Ahnst du auch, was er getan hat, Herr Finnig?«
    »Er ist bis Rudenforst gegangen und hat den Brief zur Post gegeben?«
    »Oh ja, dies tat er, ganz genau! Und warum noch am selben Tag?«
    »Weil die Post am Montag abgeht.«
    »Oh ja, das tut sie. Immer am Montag. Und wann wird die Sendung am Postamt in Mechellinde eingetroffen sein? Na?«
    »Am selben Abend noch, Papa«, sagte Finn leise.
    »Am selben Abend noch, wie wahr. Und am nächsten Morgen trägt sie dann der Briefträger zu uns nach Moorreet. Das wäre dann der Wievielte gewesen? Abbado?«
    Der Geselle erschrak noch heftiger als vorhin und hob abermals seine Finger. »Ach, vergiss es«, schnappte Furgo und winkte ab.
    »Der vierundzwanzigste September, Papa.«
    »Das sind wie viele Tage bis Mahéren?«
    »Sechs.«
    »Sechs Tage. Gewiss. Zum Zählen reicht es, wie ich aufatmend erkenne. Nun die Preisfrage, mein ach so lerneifriger und aufmerksamer Sohn: Wäre genug Zeit geblieben, Herrn Banavreds Bestellung auszuführen?«
    »Ich denke ja.«
    »Er denkt, ja. Ja, das denke ich auch! In der Tat. Und Herr Banavred hätte seine Beobachtungen des Himmels fortsetzen können, nicht wahr? Du weißt doch, weshalb er den Turm zu seinem Wohnsitz erkoren hat?«
    »Weil er so hoch ist.«
    »Weil er so hoch ist. Näher am Himmel, so hat es mir Herr Banavred erklärt. Was meinst du, konnte er das tun? Jetzt, da ihm seine Tinte zur Neige ging und sein Papier und was nicht alles. Konnte er da seine Beobachtungen aufschreiben?«
    »Nicht mit Sicherheit, fürchte ich.«
    »Du fürchtest es? Ja, ich fürchte es auch. Und ich befürchte, Bürschchen, er wird ziemlich ungehalten deswegen geworden sein.«
    Das mit dem Bürschchen schoss nun ein wenig übers Ziel hinaus, fand Finn. Was war schon groß geschehen? Ja, er hatte einen Brief verschlampt. Ja, ein guter Kunde war schlecht bedient worden. Und, ja, einverstanden, dies würde dem Ruf der fokklinschen Werkstatt möglicherweise ein wenig, aber auch nur ein winzigesStückchen weit schaden. Wenn überhaupt! Dieser Ruf war der beste, den man sich nur wünschen konnte. Selbst ein Lieferverzug von elf oder zwölf Tagen würde ihm keinen Abbruch tun. Hoffte Finn wenigstens. Ganz sicher war er sich dessen allerdings nicht.
    »Damit hätten wir die Zeitfrage geklärt«, nahm Furgo den Faden wieder auf. Er redete sich immer mehr in Rage. »Aber wir sind noch nicht fertig …«
    »Das hoffe ich im Gegenteil sehr, denn es ist für uns längst allerhöchste Zeit!«, ließ sich in diesem Moment eine neue, nicht weniger ungehaltene Stimme vernehmen. Amafilia stand in der Tür und stemmte die Hände in die Hüften. »Wo bleibst du denn, Mann?«
    Furgo fuhr herum. »Wie? Was? Ich hab jetzt keine Zeit.«
    »Zumindest hast du genug davon, um hier herumzustehen und zu schwätzen, während ich in der Sonne verdorre.« Der Vorwurf war unüberhörbar.
    »Amie, ich kann jetzt wirklich nicht. Hier gehen die Dinge drunter und drüber …«
    »Papperlapapp! Wenn überhaupt, dann stehen die Dinge in Aarienheim kopfüber. Also spute dich!«
    »Aber Finnig hat diesen Brief hier«, er schlug mit der flachen Hand auf das Blatt, »vergessen zu bearbeiten.«
    »Dann wird er es jetzt nachholen, nicht wahr, Finn?«
    »Selbstverständlich, Mama.« Ich klinge wie Abbado , schoss es Finn durch den Kopf.
    Amafilia sah Furgo zufrieden an. »Da siehst du’s. Kommst du jetzt?«
    »Aber …« Furgo hob die Arme und ließ sie wieder fallen. Abbado betrachtete den Bronzeschild an der Wand so hingebungsvoll, als habe er ihn noch nie zuvor gesehen.
    »Amie, ich muss mich um diese Angelegenheit kümmern«, begehrte Furgo auf. »Der Brief ist weitaus mehr als eine Bestellung. Banavred bittet mich auch um Hilfe …«
    »Also willst du ihm helfen, und nicht mir?« Amafilias Stimme färbte sich auf eine Weise, die Furgo, der die ganze Zeit über inder Schriffenstube hin und her gegangen war, schlagartig stehen blieben ließ.
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint«, beeilte der Tintner sich zu versichern. »Herr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher