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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Sendung bis zum Erntedankfest Mahéren erreicht. Ventane steht an, wie Ihr wisst, und die Tag- und Nachtgleiche des Herbstes ist, wie Ihr Euch denken könnt, für einen Himmelsforscher ein ganz besonderes Ereignis.«
    Finn wollte schlucken, doch sein Mund war plötzlich staubtrocken.
    »Ein ganz besonderes Ereignis!«, schnaubte Furgo. »Für das Herr Banavred unsere Hilfe benötigt. Weil er um die hohe Güte aller Fokklinhand -Waren weiß! Und sie deshalb vor allen anderen Tintnereyen bevorzugt für seine Arbeit im Turm! Und diesen Brief hast DU unter dem Tisch versteckt!« Es war eine Feststellung. Jetzt wurde Furgos Stimme lauter, und das » DU « knallte nur so durch den Raum. Finn warf einen ratsuchenden Blick zu Abbado hinüber. Der schüttelte ebenso hilf- wie fassungslos den Kopf. Und hütete sich, etwas zu sagen. Auch Finn getraute sich nicht, das Wort versteckt richtigzustellen.
    »Wo war ich   – ah, hier geht es weiter«, rief Furgo und begann jetzt, in der Schriffenstube erregt hin und her zu gehen.
    »Und eine ergebene Bitte habe ich darüber hinaus, Herr Furgo   – hörst du, eine Bitte hat er, der Herr Banavred, eine Bitte!   – Anselma sagt, ich erzähle Gespenstergeschichten, doch ich weiß, was ich gesehen habe.
    Bitte schickt einen Boten ins Landhüterhaus. Ich fürchte, es ist dringend nötig, einen oder zwei der Hüter zum Turm zu entsenden. Seltsame Dinge gehen hier vor, die ich mir nicht erklären kann.
    Es ist eine Unruhe im Wald, als ginge etwas um, das   …
    Ich fand vor einer Woche die ersten Spuren, unweit der Wirrelbachbrücke, im feuchten Ufer waren sie klar zu erkennen. Vorgestern sah ich weitere, diesmal noch frischere, und sie waren nahe beim Turm. Zu nah, um mir keine Sorgen zu machen. Große Krallenfüße oder Klauen haben diese Spuren verursacht, oder meine alten Augen werden blind. Und wenn ich groß schreibe, dann, glaubt mir, meine ich GROSS   – die Krallenabdrücke waren länger als der längste Vahitfuß, und mein Lebtag habe ich derlei beängstigende Spuren nicht gesehen.
    Ich weiß nicht, ob es Raubtiere sind, die irgendwie den Weg aus den Tiefen Landen heraufgefunden haben. Doch ich weiß, dass sie meine Schafe reißen. Wenigstens eins fand ich heute morgen   – grausam zerstückelt   –, und ich habe Anselma nichts mehr davon gesagt, um sie nicht weiter zu ängstigen. Aber ich mache mir zunehmend Sorgen, Herr Furgo, wenn Ihr versteht, und ich hoffe, dass Ihr meiner Bitte entsprecht.
    Euer Geld gebe ich wie stets Eurem Gesellen mit, wenn er die Lieferung bringt. Meinen Dank und meine besten Wünsche an Euch und Eure Familie entbiete ich Euch schon jetzt,
    und verbleibe als Euer treuer
    Banavred Borker
    am Sonntag, den 22. September 710
    PS: Wie macht sich denn Euer Sohn Finn? Er ist aufgeweckt und lerneifrig, soweit ich mich vom letzten Besuch her erinnere; Ihr werdet gewiss Eure helle Freude an ihm haben, nicht wahr? Bitte grüßt ihn recht herzlich von mir. B.B.«
    Furgo stieß den Atem aus und ließ das Blatt sinken. Die nachfolgende Stille wurde unerträglich. Wind säuselte in den Zweigen der Kastanie, die sich leicht vor dem Fenster wiegten. Finn hörte sein eigenes Herz pochen.
    »Papa, lass mich dir erklären …«
    »Erklären?«, schnitt ihm Furgo das Wort ab. »Du willst und kannst mir erklären, was ich hier sehe? Oh, das ist gut   – das istsogar sehr gut, denn eine Erklärung ist es, nach der es mich jetzt dringend verlangt! Fangen wir von hinten an. Wollen grad mal sehen. Da ist die Rede von meinem Sohn, an dem ich gewisslich meine helle Freude habe, nicht wahr? Der so lerneifrig ist und so aufgeweckt. Der Briefe unter dem Tisch verwahrt statt obendrauf!« Die letzten drei Worte brachten die Luft in der Schriffenstube zum Zittern.
    »Ich habe es nicht bemerkt, Papa«, sagte Finn kleinlaut.
    »Er hat es nicht bemerkt, der Herr Sohn! Hat nichts bemerkt, sagt er, als wäre es das! So hast du wenigstens jetzt bemerkt, von wann der Brief hier stammt?«
    »Vom 22. September.«
    »Vom 22. September, in der Tat! Lass uns nachrechnen   – das war vor wie vielen Tagen? Abbado?«
    Abbado schrak zusammen. Mühsam begann er an den Fingern abzuzählen. Im Rückwärtsrechnen war er nicht gut. Feiner Schweiß trat auf seine Stirn. »Es sind   … es waren   … Ich meine, es war vor neun Tagen, Herr Furgo«, stammelte er. Hinter seinem Rücken zählte er mit den Fingern nochmals nach. Er behielt einen über, was zwei zu wenig waren.
    »Sieh an! Neun?

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