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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition)
Autoren: Robert M. Talmar
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richten?«
    »Schwer zu sagen. Bist du deshalb auf dem Weg zu Herrn Abhro?«
    »Wozu? Was? Nein. Ich bin von zu Hause fortgelaufen, wenn du es wissen willst. Die Lieferung für die Schmiede kam mir gerade recht. Mir quollen die armen Bälger schon zu den Ohren heraus. Aber lass das Fradha nur ja nie hören. Andererseits   – bedenklich ist’s schon, das alles. Wenn ich nur helfen könnt …«
    »Und dieses Verschwinden, sagst du, ist in Rudenforst geschehen?«, fragte Finn. »Sobald ich in Mechellinde fertig bin, ist das mein nächstes Ziel. Wenn du willst, kann ich mich ja mal nach dem Verbleib der Kinder erkundigen.«
    »Würdest du das tun? Das wäre sehr freundlich. Giunda Blässner, so heißt die Mutter. Und ich kann Fradha sagen, ich hätte wenigstens etwas unternommen. Nicht viel, aber zumindest das.«
    »Ja, aber sag ihr auf keinen Fall, ich hätte versprochen, nach den Kindern zu suchen. Dazu habe ich weder Zeit noch Geschick.«
    »Sie wird dir dennoch dankbar sein, Herr Finn. Es wird sie erleichtern, überhaupt Genaueres zu erfahren.«
    Die Mürmelstraße, der sie inzwischen folgten, verlief entlang des Südufers nach Osten. Finns Heimatdorf lag westlicher und ein wenig höher als Mechellinde, und so war der Weg hinab ins Tal der Räuschel eine Freude für die beiden Vahits und das Zugtier, besonders an einem so schönen Tag. Zehn Meilen waren es bis Mechellinde. Etwa auf halber Strecke lag die Schmiede.
    Bald hatten sie den Bruchdamm und das Quaken der Frösche hinter sich. Immer nur sanft bergab verlief von diesem Punkt an die Straße, und überdies nahezu geradeaus. Zu Finns linker Hand gluckste die Mürmel sanft dahin, nur dann und wann überwand sie natürliche Wehre aus vermodernden Stöcken und angeschwemmtem Laubwerk, um bald darauf wieder friedlich in sanften Biegungen in der Sonne zu glitzern. Mücken tanzten über dem Fluss, und die beiden Vahits auf dem Kutschbock sahen große Libellen in schnellem Zickzack über die Wasseroberfläche huschen und im Schilf verschwinden.
    Das Hüggelland wirkte so friedlich wie immer, und das, was Konkho über die verschwundenen Kinder gesagt hatte, wollte überhaupt nicht dazu passen.
    Die unbefestigte Straße umging einige zum Fluss abfallende und teilweise sumpfige Wiesen. Alsbald tauchte sie in ein Wäldchen ein, in dem Eichen, Buchen, Weißbirken und Eschen standen und Ahornbäume ihre Wipfel zu einem schattigen Tunnel über dem Wege wölbten. Ab und an fingen gerodete Lichtungen Flecken aus Sonnenlicht beiderseits der Straße ein.
    Das Grün des Blätterdachs hallte wider von einem unablässigen, gleichmäßigen Piangkang-Piangkang , einem Geräusch, das von Abhro Rabners Hammerschmiede herüberschallte, die linker Hand, im Dickicht verborgen, auf einer Lichtung direkt am Mürmelufer lag.
    Finn hielt den Wagen am Abzweig des Stichwegs an, der nach links zur Schmiede führte. Zwischen den Blättern bemerkte er den hellen Rauch des Schlotes über den Baumkronen   – eine weiße Fahne, die sich in den Himmel reckte. Die Luft im weiten Umkreis der Schmiede schmeckte nach verbrannter Kohle, nach Asche und Metall   – selbst hier noch, eine gute Meile entfernt.
    Finn reichte dem absteigenden Konkho den Korb herunter.
    Etwas ging Finn nicht mehr aus dem Kopf. »Sag, haben denn die Landhüter nichts Näheres über den Verbleib der Kinder herausgefunden?«, fragte er, erst recht verwundert, als er es sich selbst laut aussprechen hörte.
    »Kuaslom konnte nicht mal sagen, ob sie überhaupt davon wissen   – oder sich darum kümmern.«
    »Na, dann werde ich die ebenfalls fragen. Ich muss wegen einer anderen Angelegenheit ohnehin ins Landhüterhaus. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich zurück bin.«
    Damit trennten sie sich.
    Konkho tauchte unter das Blätterdach des Stichwegs ein, winkte und war im nächsten Atemzug seinen Blicken entschwunden.
    Finn schnalzte und ließ den Wagen rollen. Bis Mechellinde hatte er kaum mehr Arbeit zu verrichten als dazusitzen, dem Gezwitscher der Vögel zu lauschen und sich ab und zu nach der rumpelnden Ladung umzusehen, während Smod munter zu Tal strebte.
    Das etwa zwei Meilen durchmessende Wäldchen bedeckte einen größeren Hügel, dessen flache Kuppe wie eine Insel aus den Marschwiesen hervorschaute; eine Schwester der Erhebung, auf der Mechellinde einst erbaut worden war. Die Neigung der Straße war sanft, es ging geradenwegs bergab, ohne Windungen und immerzuunter dem Grün der Bäume, dessen Farbe den nahen Herbst schon
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