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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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heimliche Augen, die vielleicht schon seit Monaten über Kolryns Wäldern kreisen und unbemerkt die Straßen und Häfen und Städte ausgekundschaftet haben. Es war ein dummer, ärgerlicher Zufall, dass sie von zwei kleinen Vahits entdeckt wurden. Bedenkt: Wer Späher aussendet, der hat sein eigentliches Heer noch nicht geschickt. Aber es wartet oder rückt, während wir hier reden, bereits an. Das aber bedeutet: Die Drei Könige in Nordost, Südost und West werden früher oder später einer gewaltigen Streitmacht gegenüberstehen   – vielleicht schon in allernächster Zukunft. Lukather kennt inzwischen dank der Flüge seiner Criargreiter die Stärke seiner Gegner, und er wird ihnen mit drei- oder auch zehnfacher Übermacht begegnen, ganz wie es ihm beliebt.«
    »Ich verstehe«, sagte Herr Ludowig. »Ihr wollt damit sagen, keiner wird auch nur eine Hand rühren, um uns zu helfen? Weil sie jede Hand brauchen, die ein Schwert führen kann? Selbst die Hände von Weibern und Kindern?«
    Circendil hob die Schultern und neigte bejahend und bedauernd zugleich den Kopf.
    »Eines lasst Euch sagen: Ihr versteht es wahrlich, düstere Bilder zu malen, Herr Circendil.« Der Vahogathmáhir blickte die Tische entlang, sah in dutzende von zutiefst betroffenen Vahitgesichtern und hob dann die Augen zu dem immer noch stehenden Mönch. »Also gut, dann frage ich es Euch: Was können wir tun?«
    Bleierne Stille senkte sich über den grünen Platz. Nur das Plätschern des Brunnens war zu hören, doch plötzlich klang es so laut wie ein Wasserfall, und der Wind, der in den Blättern der Linde säuselte und ihre Äste wiegte, selbst dieser geringe Lufthauch wirkte, als stünde ein Sturm kurz bevor.

    »Nun denn: Was können wir tun?« Der Davenamedhir wiederholte laut Wredians Frage, trat um den Tisch herum und begann, im Innengeviert hin und her zu gehen.
    »Die Wahrheit, die allzu bittere Wahrheit lautet: So gut wie nichts. Wenn Ihr den nahenden Krieg meint, und ob es möglich sein wird, sich gegen Lukathers anrückende Streitmacht zu wehren. Was sollte das Hüggelland aufbieten, was den Feind beeindrucken könnte? Oder ihn aufhalten? Oder gar zurückdrängen? Nein, hier können wir gar nichts tun. Nicht die Vahits, und seien sie noch so tapfer, und auch kein Davenamönch, selbst wenn er zehn seiner Ordensbrüder an seiner Seite hätte, oder hundert oder noch mehr. Kein Kampf kann von uns gefochten werden, dem auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg beschieden wäre. Aber das ist die fernere Zukunft. Kümmern wir uns zuvorderst um die vor uns liegende Zeit.
    Wenn Ihr die Criargs und ihre Reiter meint, dann sieht die Sache anders aus. Nicht ganz und gar hoffnungslos, sollte ich eher sagen. Hier können wir ein wenig tun. Zu wenig, um sie zu besiegen, fürchte ich, aber genug, um ihren Sieg über uns hinauszuzögern, bis   … Ich weiß nicht, bis wann. Und vielleicht tritt auch ein unvorhergesehener glücklicher Umstand ein. Oft wendet sich ein Blatt im letzten Augenblick oder bekommt neuen Auftrieb durch einen unerwarteten Wind. Also müssen wir sie hinhalten, solange uns dies möglich ist. Und wenn das nicht reicht, so wird ihr Sieg sie einen hohen Preis kosten, das verspreche ich, denn wir können uns teuer verkaufen. Und das werden wir auch, so wahr ich hier stehe, wenn ihr meinen Vorschlägen folgt.«
    »Aber   – Ihr wollt doch nicht etwa allen Ernstes kämpfen?« Es war die Stimme Bholobhorg Feldschwirls, die dies ungläubig fragte. Er saß neben dem wieder vom Tisch gekletterten Gesslo, und er trug seinen Hut. »Womöglich noch mit einem Heer von Vahits?«
    »Ach, und warum nicht mit einem Vahitheer?« Mellow sprang von seiner Bank auf und funkelte seinen Landhüterkameraden zornig an. »Selbst Saisárasar glaubte, es gäbe eines. Warum sollte es keines geben? Nenn mir einen einzigen Grund!«
    »Wie wär’s damit: weil wir keine Krieger sind.«
    »Ach nein? Was macht denn einen Krieger aus? Er ist mutig und steht für sich und die Seinen ein, wenn ihm Unrecht getan wird. Er greift zur Waffe, wenn ihm nichts anderes übrig bleibt, und verkauft sein Leben so teuer wie möglich.«
    »Aber klar. Den Vahit möchte ich sehen!«, meinte Bholobhorg abfällig.
    »Dann schau zu Finn und Kampo und Sahaso hin. Und sieh meinetwegen mich an, wenn dir das besser gefällt. Wir vier haben genau das getan gestern Nacht, wie du sehr wohl weißt. Falls Mut dazu gehörte, dann besaßen wir ihn. Was aber uns möglich war, ist jedem Vahit

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