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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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möglich! Zumindest denen, die gerade keinen Pflaumenkuchen im Ofen haben!«
    Mellow hatte sich in einen Jähzorn hineingeredet, und er blickte sich wild entschlossen um, als ob er sich gleich auf den nächsten Gidrog stürzen wollte. Vermutlich würde er das sogar tun, dachte Finn, käme jetzt einer zum Torweg herein.
    Er stand auf und stellte sich neben seinen Freund. Die beiden Rohrsangbrüder sahen sich nur kurz an und folgten seinem Beispiel. So standen auf einmal vier entschlossene Vahits da, Schulter an Schulter. Jeder, der sie sah, wusste, dass an ihnen so leicht kein Vorbeikommen sein würde.
    Irgendwer begann Beifall zu klatschen, und ehe sich Bholobhorg versah, fielen die übrigen Anwesenden mit ein, es gab zustimmende Pfiffe und Gejohle, und jemand schrie sogar: »Ein Hoch den Kämpfern vom Mürmelkopf!« Sahaso, der sie alle überragte, grinste über sein kantiges Waldarbeitergesicht.
    Als sich der Tumult etwas legte, trat Gesslo vor und bat um Ruhe. »Schön,«, sagte er, »ihr jubelt, und das vielleicht zu Recht. Aber was Bholobhorg sagte, ist dennoch nicht von der Hand zu weisen. Wir sind nun mal kein Volk von Kriegern, was immer Ihr sagt, Herr Mensch. Ich frage Euch: Wenn das Verhängnis so nahe ist, wie Ihr behauptet   – warum ziehen wir uns nicht in die Berge zurück? Mechellinde steht auf vollkommen freiem Feld, esist förmlich eine Einladung für gewisse große Vögel. Aber oben im Hohengau, in seinen engen Tälern und Schluchten, dort hätten die Criargs nur wenig Raum zum Fliegen. Es gibt ferner Höhlen dort, und Bergwerksstollen, in die sie nicht hineinkommen, wenn wir uns darin verschanzen. Also: Warum ziehen wir uns nicht einfach in die Berge zurück, nach Salzbuckel oder Hinterzarten? Mut ist das eine. Aber wir haben Frauen und Kinder zu schützen. Das war es, was Bholobhorg meinte, und ich finde, er hat Recht!« Er setzte sich wieder und erntete immerhin ein nachdenkliches Gemurmel.
    Circendil nickte, sah einen Moment in den Wipfel der Linde hinauf und sagte dann: »Gut, dass Ihr diesen Punkt ansprecht, Herr Gauvogt. Ja, fliehen! Fliehen, in die Berge zurückziehen. Das ist verlockend, ich gebe es zu. Und eine Weile dachte ich so wie Ihr. Aber denkt die Sache zu Ende. Wenn die Criargs keinen Raum zum Fliegen haben, dann landen sie, und ihre Reiter gehen zu Fuß gegen euch vor. Macht das die Sache besser? Gewiss nicht. Und wenn ihr euch in den Höhlen und Stollen verschanzt, wie Ihr vorschlagt, dann kommen sie nicht oder nur schwerlich hinein, da habt Ihr abermals völlig Recht. Aber ihr, begreift Ihr, kommt auch nicht mehr hinaus! Und was dann? Ihr würdet ausgehungert werden. Und weiter oben in den Bergen kommt der Winter früher als hier. Wollt Ihr, dass eure Frauen und Kinder zitternd in eisigen Höhlen sitzen und jämmerlich erfrieren, während draußen messerwetzende Gidrogs an wärmenden Feuern warten? Wenn sie es nicht gar vorziehen, eure Verschanzungen wegzubrennen und euch in den Höhlen einfach auszuräuchern? Wollt Ihr das, Herr Gauvogt?«
    Circendil hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Nein! Ihr und ich   – wir alle stehen vor der Wahl des kleineren Übels. Wir können nicht viel gewinnen, wenn wir uns wehren, aber wir können immerhin Zeit gewinnen   – und ihnen vielleicht sogar ein wenig Achtung abtrotzen.
    Indes: Ich bin mit Euch in einem Punkt einer Meinung. Solange die Gidrogs in großer Höhe das Hüggelland überfliegen, können sie tun und lassen, was immer sie wollen. Sobald sie aber niederstoßen, um Vahitdörfer anzugreifen, gelangen sie gezwungenermaßen in unsere Reichweite, und hier liegt unser einziger Vorteil. Wir können ihnen in diesen Augenblicken ihren Angriff zumindest erschweren, ihn vielleicht sogar zurückschlagen. Wenn wir vorbereitet sind! Darum lasst uns vorbereitet sein!
    Und eben das, werte Vahits, ist mein Rat: Schickt Boten in alle Bradas! Noch heute und mit klarem Auftrag! Ein jeglicher Jäger soll sich bereitmachen und hierher nach Mechellinde kommen. Und sie sollen jeden Bogen und alle Pfeile mitnehmen, die sie haben.«
    »Das sind dann höchstens fünfzig Vahits, Herr Dir«, erwiderte Gesslo missmutig. »Junge und alte, wie ich hinzufügen sollte. Und wie stellt Ihr Euch das vor? Vahitbögen sind klein. Unsere Pfeile sind   – nun ja, sie sind dazu gemacht, Kleinwild zu erlegen, kranke Hasen oder dann und wann ein verletztes Reh. Schon Borstler werden von unseren Jägern durch Lärm verscheucht und in Fallen gefangen, weil

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