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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Mellow erlebten! Das ist der Hintergrund dessen, was zum Tode von Banavred Borker und der Besetzung des Acaeras Alamdil, zur Aufgabe von Rudenforst und zum Angriff der vergangenen Nacht sowie zur Schlacht am Mürmelkopf führte!«
    Laute Zwischenrufe und Aufbegehren ertränkten jedes weitere Wort Circendils. Nahezu ein jeder sprang auf. Und jene wenigen, die sitzen blieben, sahen einander ungläubig und voll stummen Erschreckens an. Herr Wredian läutete heftig an seiner Glocke, bis sich die aufgesprungenen Vahits wieder setzten. Die aufgewühlten Gemüter vermochte er indes nicht zu beruhigen. Es war Gesslo, der die einhellige Meinung aller zum Ausdruck brachte. Er schwang sich auf den Tisch und überragte nunmehr den Dir um Haupteslänge.
    »Aber ein Krieg, Herr!«, rief, nein brüllte der Gauvogt mit beinahe überschnappender Stimme. »Noch dazu einer, der uns nichts angeht. Wieso bekriegt er uns? Was haben wir ihm getan? Und wo sind die Verbündeten, von denen Ihr sprecht? Sollen die doch ihren Krieg führen, wenn sie wollen, uns aber damit in Frieden lassen!« Tosender, ja wütender Beifall brandete auf, nur nach und nach und mühsam von Wredians Glocke im Zaum gehalten.
    »Die lorc’hennië cromairénaë gibt Lukather den Beinamen der Grausame«, antwortete Circendil ruhig. »Bedenket immer: Es schert die Grausamkeit nicht, ob sie Unrechtes tut. Sie tut es, wenn es ihr nützlich erscheint. Und manchmal tut sie es aus bloßem Vergnügen am Leid der anderen. Versteht ihr? Es kümmert den Herrn Ulúrlims nicht, ob ihr ihm etwas antatet oder nicht. Er will etwas, und er glaubt, es hier zu finden. Das ist für ihn von alleinigem Belang. Ob dabei ein paar tausend Vahits sterben, ist für ihn bedeutungslos. Es ist ihm gleichgültig. Er verlangt etwas, und seine Diener ziehen aus, um es zu holen. Es wäre ihr Tod, es nicht zu tun. Lieber töten sie.«
    »Gesslo fragte eben nach den Verbündeten«, warf Uranam Weidenmeis ein. »Wer sind sie? Wo sind sie? Und können wir sie zu Hilfe holen?«
    Erwartungsvolles Füßescharren folgte der Frage des Sverunmáhirs.
    Circendil hob die Brauen und drehte sich mit ausgebreiteten Händen wie suchend im Kreis. »Ja, die Verbündeten. Wo sind sie? Wo bleiben sie? Warum sehen wir sie nicht heranmarschieren mit fliegenden Bannern?«
    Er ließ die Arme sinken und sagte: »Es gibt sie nicht mehr, das ist die traurige Antwort. Jedenfalls nicht mehr in der Art, wie es sie einstmals gab. Das Reich Benutcane ist nicht mehr. Das einstige Bollwerk gegen Lukather ist zerbrochen. Die Benutcaerdirin haben versagt, als sie sich zerstritten, und sie vergaßen ihren Auftrag, als sie begannen, sich untereinander zu bekriegen.«
    »Aber Revinore, Arelian und Euer Vindland, sie gibt es doch noch!« Ludowig Gurler stand auf. »Was ist mit ihnen?«
    »Ich fürchte«, erwiderte Circendil, »sie erinnern sich ihres einstigen Auftrags nicht mehr. Und wenn, so fehlt ein sie einigender Wille. Ein Tisch, in drei Teile zerbrochen, ist nicht länger ein Tisch. Die Dreiteiligkeit ist und war stets ein brüchiger Friede. Als Benutcane aufhörte zu sein, ging mit dem einen Reich auch die Einigkeit verloren und mehr noch. Die Menschen verloren die Einsicht, dass jenes Reich einst wegen wahrlich wichtiger Dinge entstanden war. Ach, zu viel Zeit war seit den Tagen des Ersten Teners verstrichen! Die Erinnerung an das Vermächtnis der Féar verblasste längst in den letzten Tagen Benutcaers, lange ehe Dorf und Hütte brannten, schon bevor die alten Bücher Opfer jener Flammen wurden. Und heute? Heute ist keines der drei Königreiche mehr stark genug, an die Stelle des einstigen Bollwerks zu treten. Oder sich gar in offener Feldschlacht gegen Lukather zu stellen. Wehe! Die großen Jahre der Dirin sind vorbei. Wir Menschen haben sie allzu leichthin verspielt! Der Einsatz waren Kleingeistigkeit und Rechthaberei, der Gewinn unsägliches Leid, der Verlust Unwissenheit und Ehrlosigkeit. Und, damit nicht genug, meine ehrwürdigen Vahits   – ich befürchte ein Weiteres.
    Wenn Lukather wirklich den Stein ins Rollen gebracht hat, dann unter anderem, weil dieser Auftrag vergessen wurde. Über 700 Jahre lang war Kolryn geschwächt und ist es immer noch; Zeitgenug für den Herrn der Feste Ulúrlim, um zu rüsten, zu rüsten und nochmals zu rüsten. Und denkt nicht, die wenigen Gidrogs, die mit ihren Reitvögeln das Hüggelland überfliegen, seien seine einzige Streitmacht. Ach, nicht einmal das! Ich halte sie für Späher,

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