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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Kohlebecken hielt. Sein Kopf verschwand in einer Wolke dichten Rauchs, innerhalb dessen der Pfeifenkopf aufglühte wie ein erwachendes Drachenauge.
    »Sehr gut«, meinte Circendil. »Vor allem die Frauen und Kinder sollen nach Kopfgeißblatt suchen. Lasst die Sträucher armlang schneiden. Die Triebe wachsen meist sehr gerade, sie sind wie für den Pfeilbau gemacht. Lasst sie im Bündel trocknen, am Kamin, noch in der Rinde, für eine Woche; dann könnt ihr sie über dem Feuer geradebiegen, sollte dies noch nötig sein. Als Federn nehmt ihr Gänsefedern, oder die von Raben oder Schwänen. Spitzen aus Eisen könnt ihr schmieden, und wo es an Eisen fehlt, habe ich euch für den Anfang die Schwerter des Feindes vom Mürmelkopf mitgebracht. Tuom verwahrt sie. Schmelzt das Eisen ein und gießt es neu. Jeder Schmied im Hüggelland muss zudem benachrichtigt werden, auf dass er Pfeilspitzen körbeweise fertigt wie nie zuvor inseinem Leben; auch das sollen die ausschwärmenden Boten verkünden überall im Land.«
    Er hielt inne und sah Frau Amagata an. »Gefällt Euch das? Ihr nickt, wie ich sehe. Dann lasst uns zu den Bögen kommen. Auch Ulmen wachsen im Hüggelland. Deren Stämme sind mit viereinhalb Vahitklaftern hoch genug, sodass ihr aus jedem Stamm gut vier Bögen gewinnen könnt. Lasst nur nach unverdrehten Ulmen suchen, deren Stämme möglichst frei von Ästen sind. Vielleicht sind sogar einige um den letzten Neumond herum geschlagen und noch nicht weiter verarbeitet worden; nehmt diese zuerst. Je weniger Wasser das Holz enthält, umso besser. Alle übrigen lasst zwei bis drei Tage bei Sonne und Wind trocknen, das muss genügen. Wir brauchen also rund hundertdreißig Ulmenstämme. Und die sollten sich finden lassen. Schnellstens, wie ich hinzufügen möchte. Dann habt Ihr Eure fünfhundert Bögen, Frau Amagata.
    Für die Sehnen nehmt ihr gedrilltes Leinen oder, wo das nicht vorhanden ist, nehmt Ponyhaar. Und wieder: Die Boten sollen jeden Bogenbauer und jeden Zimmerer auffordern, seine Axt, seinen Hammer und seine Keile zu nehmen und gleichfalls nach Mechellinde zu eilen. Und ihr Übrigen«, sagte er an die atemlos lauschenden Vahits gewandt, »ihr Übrigen seid mit der wichtigsten Aufgabe gefordert. Es gilt, jeden der hier alsbald eintreffenden Säger, Bogenbauer und Jäger zu verköstigen. Darum, Herr Wredian, müsst Ihr Euch vorrangig kümmern: Schafft zusätzliche Nahrung aus allen Teilen des Hüggellandes heran. Fünfhundert kräftige Bogenschützen und die Handwerker wollen gesättigt werden, und das vielleicht auf Wochen hinaus.«
    »Ich verstehe«, antwortete der Vahogathmáhir knapp. Er wechselte einen vielsagenden Blick mit Uranam Weidenmeis.
    »Bis dahin, ihr Vahits, haltet Ausschau!« Circendil wandte sich an die übrige Menge. »Stellt Wachtposten auf die Dächer der Brochs. Sie sollen einander nach wenigen Stunden ablösen, da sonst ihr Auge ermüdet. Beobachtet jede Bewegung am Himmel. Haltet ein Auge auch auf die Felder. Eure Gänse treibt zusammen, und lasstsie längs der Dorfhecke die Nacht verbringen. Sie warnen euch vor jedem sich näherndem Feind!«
    Zustimmendes Gemurmel, aber auch erschrockenes Flüstern erklang reihum.
    »Und Euch, Herr Gesslo, fällt eine völlig neue Aufgabe zu. Eure Landhüter setzt ab jetzt vor allem ein, um alle diese Dinge zu lenken und zu ordnen. Es wird ein Durcheinander geben, und Mechellinde wird aus allen Nähen platzen. Sorgt für Ruhe und leistet Hilfe, wo immer sie benötigt wird.«
    »Ihr habt mir nichts zu befehl…«, begehrte Gesslo auf, wurde aber von Herrn Wredian rüde unterbrochen.
    »Nein, aber ich«, sagte der Vahogathmáhir und legte dem Gauvogt die Hand schwer auf die Achsel. »Ich bin der Hauptmann aller Hüter dieses Landes. Und ich befehle es!«
    Und so ging es weiter. Endlos, wie es Finn bald vorkam. Die Beratung zog sich hin und mündete in einem beständig sich ergehenden Strom von Anordnungen. Finn schwirrte allmählich der Kopf, und es erstaunte ihn, woran der Davenamedhir alles dachte. Er nannte und forderte Dinge ein, auf die Finn selbst nie im Leben gekommen wäre, wie er sich eingestand. An unzählige Kleinigkeiten dachte der Mönch, die mit dem eigentlichen Kriegshandwerk, wie Mellow es nannte, nicht das Geringste zu tun zu haben schienen und sich dennoch schnell als unverzichtbar herausstellten.
    Da waren Decken für die Nacht zu besorgen, sobald die ersten der Herbeigerufenen eintreffen würden. Feuerholz musste geschlagen und

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