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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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in der Gwaendia, der Schule der Bücherey, gelehrt.
    Die drei Brücken und der Acaeras Alamdil waren vor wenigstens tausend Jahren von den geheimnisvollen Benutcaerdirin errichtet worden; zu welchem Zweck, darüber stritten sich die Cuorderin. Genau wie über die Frage, was die Menschen hier gewollt hatten und weshalb die Vahits das Hüggelland frei und vollständig verlassen vorgefunden hatten, als sie den Tennlén Alam heraufkamen und staunend die Hügel und Wiesen und Wälder erkundeten. Ihnen hatte es damals genügt, dass niemand   – und vor allem keiner von den Großen Leuten   – Anspruch auf das heimelige Land diesseits des Khênaith Eciranth erhob. So hatte ihre damalige Wanderung(die in Wahrheit eine Flucht gewesen war) ein glückliches Ende gefunden; und die Vahits hatten begonnen, sich Uvaithlian, das Land der vielen Hügel oberhalb der Linvahogath, zu eigen zu nehmen.
    Die Mittelstraße, die übrigens wie alle anderen Straßen des Hüggellandes nicht aus dem weißen Brückenstein bestanden, sondern großenteils festgestampfte Karrenwege waren, umrundete den Lammspringer See auf dessen linker Seite, um nach einigen Meilen das Dorf zu erreichen, das dem See seinen Namen gegeben hatte. Hier hielt Finn an, um Smod verschnaufen und ein wenig aus dem Hafersack fressen zu lassen.
    Lammspring war ein winziges Brada, noch kleiner als Moorreet; fünf oder sechs Familien lebten hier nur. Es gab auch kein Gasthaus, nur einen Ziehbrunnen, an dem er Smod tränkte. Die wenigen niedrigen Brochs standen eng gedrängt um den Brunnen herum.
    Kuaslom Pfuhlig bewohnte den ältesten Broch am östlichen Dorfende. Er lag ein Stück abseits der Straße und blickte hinter Obstbäumen hinaus auf die Pfuhle :eine Handvoll winziger, von Schilf umstandener Tümpel, die zurückgeblieben waren, als der Fluss seinen Lauf geändert hatte. Die Luft roch modrig und war vom Gequake zahlloser Frösche erfüllt.
    Der Postler sprang ab, lief den schmalen Pfad entlang zu seinem Heim und kam kurz darauf mit einem Schlauch Wasser und einem Korb eilends gepflückter Pflaumen zurück.
    »Mit vollem Mund reist es sich leichter«, meinte er beim Aufsteigen.
    Es sollte leichthin und zufrieden klingen, was ihm aber misslang. Auch machte er keine Anstalten, zu essen, dafür lauschte er plötzlich und blickte mehrfach um sich, als erwarte er, schon hinter der nächsten Hecke würde etwas Unangenehmes auf sie lauern.
    Auch Finn lauschte: Grillen sägten unsichtbar in den Gräsern. Kein Vogel zwitscherte. Eine seltsame, schwelende Stille lastete miteinem Mal als drückende Hitze über dem Dorf. Finn bemerkte keinen einzigen Vahit, weder auf der Straße noch hinter einem der Fenster. Es gab auch keine Gänse, die neugierig heranwatschelten, und nicht einmal Katzen, die auf Zäunen hockten und Fremde mit abweisenden Blicken straften. Fast konnte man meinen, Lammspring sei vor kurzem verlassen worden. Alle Türen an allen Brochs waren geschlossen. Niemand kam, und niemand ging.
    Doch musste das auch nicht zwangsläufig etwas Schlimmes bedeuten; die Einwohner mochten einfach auf den umliegenden Weiden und Feldern sein. Als Finn und Kuaslom weiterfuhren, begegneten sie aber keiner Vahitseele. Erst hinter den Pfuhlen weidete eine große Schafsherde. Die Tiere starrten sie aus hunderten geweiteter Augen von beiderseits der Straße an. Noch lange klang ihr mööh-määh! dem davonholpernden Wagen nach, während Smod von ganz allein zu traben begann und sich an ihnen vorbeidrängte. Bald machte die Straße eine steile Kurve den Hügel hinauf und verlief nun in gerader, östlicher Richtung. Finns Herz klopfte unerklärlicherweise heftig, und er ließ Smod die Zügel schießen. Erst, als er das Geblöke nicht mehr hören konnte, atmete er erleichtert auf; warum das so war, hätte er nicht sagen können.
    Kuaslom neben ihm kniff die Lippen zusammen und nickte; doch er sagte nichts. Finn verstand auch so, was er meinte. Es dauerte, bis sein Herzschlag sich beruhigte.
    Bis Rudenforst waren es von Lammspring aus noch fünfzehn Meilen. Die Straße wand sich von jetzt an den einen Hügel hinauf und den anderen wieder hinab. Schwach violettfarben schimmerte Heide. Sie löste die Wiesen ab und bedeckte das Land, so weit das Auge reichte. Höhere Gehölze wuchsen in dieser Gegend kaum. Buschwerk zog sich um die Senken und sammelte sich an den Ufern kaum fußbreiter Bäche, die dem Sturz entgegeneilten. Nur einzelne Ahornbäume und Linden hielten stumme Wacht auf den

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