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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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dich zu sehen.«
    »Ganz meinerseits. Du bist geradezu ein Lichtblick an trüben Tagen, nach allem, was sich zugetragen hat.« Mellow trat neben Finn an den Wagen heran und lugte neugierig auf die Packen, Kisten und Fässer hinter dem Kutschbock. »Fokklinhand?«, fragte er verwundert, als er das Mühlensiegel erkannte. »Du arbeitest jetzt bei deinem Vater?«
    »Sagen wir   … erst einmal. Vorübergehend.«
    »Ich dachte immer, du wolltest der Buoggagilde beitreten.« Mellow warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Ich mag die Gilde.« Finn tätschelte Smods Kruppe. »Und mehr denn je. Aber immer, wenn ich dachte, ich könnte mich entscheiden, ein Buoggir zu werden, da kam etwas dazwischen. Oder es fühlte sich falsch an   – Papa gegenüber. Da ist sein   … sein großer Traum, dass ich eines Tages in seine Fußstapfen trete und die Tintnerey erbe und was nicht alles. Dass ich bei ihm Lehrling würde, stand für ihn immer felsenfest. Für ihn ist es schlichtweg unvorstellbar, dass ein Fokklin kein Tintner sein möchte. Ich habe es, ehrlich gesagt, einfach noch nicht übers Herz gebracht, ihm die Wahrheit zu sagen. Oder, wie du sagen könntest: Irgendwie habe ich den richtigen Zeitpunkt bisher immer verpasst. «
    »Na, freuen wird er sich jedenfalls nicht, wenn er sie hört, fürchte ich.«
    Finn verzog das Gesicht. »Da sind wir schon zwei.«
    »Ja. Zwei Volljährige   – sag selbst, ist das zu fassen? Wie die Zeit vergeht   … Und, ehe ich es vergesse: Meinen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Finn, auch wenn es nachträglich ist. Ich hatte ernsthaft vor, nach Moorreet zu kommen, aber mein Dienst ließ es nicht zu. Hast du wenigstens meinen Brief erhalten?«
    »Ja, sicher; und vielen Dank dafür. Und jetzt, wo du es erwähnst   – entschuldige, ich habe es glatt verschwitzt, ihn zu beantworten. Weißt du, die viele Schreiberei in der Tintnerey …«
    Mellow winkte ab. »Dafür bist du jetzt ja hier, und das in voller Lebensgröße. Was ist, hast du Lust auf ein Bier?« Er beugte sich vor, als hielte er einen Krug in der Hand. »Das neue Krumm ist vorzüglich, sag ich dir.«
    »Lust schon, und Durst erst recht   – nur keine Zeit. Wie du siehst, bin ich geschäftlich unterwegs.«
    »Mag schon sein. Nur sag mal, wo willst du eigentlich hin? Ich meine: um diese Stunde noch, mit dem ganzen Zeug?«, fragte Mellow verwundert. »Bald ist es stockdunkel, und vor dir liegt ein Wald, falls du es nicht weißt.«
    »Hinaus zum Alten Turm. Eine Lieferung für Herrn Banavred. Und danke, dass du mich erinnerst   – so gern ich mit dir auch rede, ich muss dringend weiter, ehe es eben stockdunkel ist. Also, auf ein andermal, Mellow   – und dann auf ein Bier, ja?«
    »Du klingst, als hättest du dich ziemlich verspätet.« Mellow holte ungerührt eine Möhre aus seiner Tasche und hielt sie Smod zum Knabbern hin.
    Finn lachte gequält auf. »Das habe ich auch   – um ganze zwölf Tage, um ehrlich zu sein.«
    Mellow konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Na, das ist spät, keine Frage. Herr Banavred vermisst dich so oder so. Oder er hat es längst aufgegeben, und ein weiterer Tag macht die Sache nicht wirklich schlimmer, nehme ich an. Also komm, schirr aus. Lass uns das Bier gleich heute Abend stemmen, was meinst du?«
    »Wirklich, sehr gern, Mellow.« Finn griff zum Wagen, um sich hinaufzuziehen. »Aber Herr Banavred wartet nun mal schon länger, als gut ist, auf seine Tinte und alles.«
    Mellow musterte Finn skeptisch, während er Smods Hals tätschelte.
    »Falls du auf einen alten Freund hören willst: Wenn ich du wäre, würde ich es mir doch überlegen, ob ich heute noch weiterfahre. Nicht zu dieser Stunde, jedenfalls, und nicht dorthin, wo du hinwillst.« Er senkte seine Stimme, ehe er hinzufügte: »Die Rudenforster hier gehen bei Nacht nicht mehr in den Wald. Und ich versichere dir, sie haben ihre Gründe.«
    »Was denn für Gründe genau?   – Kuaslom drückte sich reichlich verworren aus. Er sagte, der Wald sei anders als früher …«
    »Etwas ist dort.« Mellow schwieg und starrte einen Augenblick zum Waldrand hinüber. Die Schalkhaftigkeit war schlagartig aus seinem Ausdruck gewichen. Nur Erschöpfung machte sich noch in seinen Zügen breit. Rotgeränderte Augen sprachen Bände.
    »Was, wissen wir nicht. Alle sagen, es ist nicht länger geheuer im Forst. Was immer jeder damit auch meint. Aber jeder hier ist vorsichtig geworden, seitdem die Kinder plötzlich verschwunden sind.«
    »Ach du

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