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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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es entsteht, wenn Hände rau zupacken, weil sie eine schwere Last zu tragen haben.
    Und das, was dort herabkam, murmelte leise vor sich hin, wie Finn zu seinem Erstaunen erkannte, und ganz nach Vahitart, wenn er sich nicht täuschte.
    »Hier muss es irgendwo sein«, hörte Finn. »Es muss hier sein. Oder du hast dich in etwas verrannt, mein lieber Mellow, und dann geschieht es dir ganz recht, wenn du ein wenig nass wirst. So tief wie möglich, aber eben nicht ganz beim Wasser   – dort muss es einfach sein.«
    »Mellow?«, fragte Finn mit gedämpfter Stimme. »Bist das wirklich du?«
    Das Kratzen und Schaben verstummte. Dafür hörte er Mellows erleichterte Stimme.
    »Finn? Den Brunnengeistern sei Dank, du lebst! Bist du verletzt?«
    »Nein, aber mir ist lausig kalt. Wir liegen im Wasser, wie du dir vielleicht denken kannst.«
    »Wir?«, kam es erstaunt aus der Dunkelheit zurück.
    »Das Mädchen. Ich habe Gatabaid bei mir.«
    »Du hast …? Wie ist   … Nein, das hat Zeit bis später. Wie   … wie geht es dem armen Kind?«
    »Sie hat das Bewusstsein verloren. Und sie ist verletzt, wie du weißt. Und sie muss raus hier aus dem kalten Wasser. Und zwar schnell, wenn es geht. Mellow?«
    »Ja?«
    »Ich kann mich nicht mehr allzu lange halten. Ich hänge an einer Mulde und habe keinen weiteren Arm frei. Bitte hilf uns!«
    »Halte aus, Finn. Ich komme herunter. Ich muss vorher nur etwas finden. Es muss hier sein. Hab noch etwas Geduld.«
    »Was um alles in der Welt willst du hier unten finden?« , fragte Finn fassungslos. »Ich meine, was außer Finsternis, glitschigem Stein und, nun ja, dem, was so alles in den Brunnen gefallen ist in letzter Zeit?«
    »Du wirst witzig, Finn, und das ist ein schlechtes Zeichen. Spar deine Kräfte, und halte noch ein bisschen durch. Im Übrigen suche ich unsere Rettung, wenn du es unbedingt wissen willst.«
    Abermals hörte Finn das Titsch! einer zugreifenden Hand, und Mellow schien einmal mehr sein Gewicht zu verlagern, denn erneut rieselte Steinstaub in das Brunnenwasser.
    Finn starrte mit zwinkernden Augen in die Dunkelheit hinauf, obwohl alles Starren vergeblich war, denn es gab nicht mehr zu sehen als finsterste Schwärze   – allein seine Ohren verrieten ihm, dass Mellow sich bewegte und über die Wände tastete. Erst jetzt begann er, sich über die Tatsache an sich zu wundern. Das Seil war doch fort   – woran hielt Mellow sich überhaupt fest?
    »Erschrick nicht   – ich komme weiter herunter«, sagte Mellow nach einer Weile. »Es ist zum Mäusemelken, wie Herr Gesslo immer sagt. Ich hätte wetten mögen, doch hier ist nichts. Lass einmal ein wenig Wasser spritzen, Finn   – ich möchte schätzen, wie weit du noch von mir fort bist.«
    Finn hob einen Fuß aus dem Wasser und ließ ihn kraftlos wieder hineinplatschen. »Hm!«, machte Mellow, als sich die Wellen wieder beruhigt hatten. »Schwer zu sagen. Der Hall hier verzerrt jeden Laut. Aber ich glaube, du bist direkt unter mir, vielleicht ein oder zwei Klafter tiefer, schätze ich. Ich muss also nur noch ein kleines Stückchen weiter runter. Und es wird Zeit, fürchte ich; auch meine Finger können sich nicht ewig klammern.«
    »Woran klammerst du dich überhaupt?«
    »Hier sind Griff- und Trittmulden im Stein. Sie sind ziemlich breit und tief, natürlich für Menschenhände und -füße gemacht. Und leider entsprechend weit auseinander. Aber es geht einigermaßen. Warte! Hier geht’s nicht mehr weiter, hier ist   – ha! Na also, dacht ich mir’s doch!«
    Ein leises Lachen ertönte, dann hörte Finn so etwas wie ein Aufplumpsen.
    »Donner und Dudelsack! Ich hatte Recht, Finn! Ich habe unsere Rettung gefunden. Ein Hoch auf Benutcaer! Und auf mich, wenn du gestattest. Ich hatte wirklich Recht! Es ist kaum zu fassen!«
    »Was treibst du denn da?«
    »Warte! Ich will jetzt ein wenig Licht machen.« Kurz darauf hörte Finn, wie Mellow einen Zündstein bearbeitete; wenig später flackerte ein dünner Schimmer auf, und Finn sah drei Armlängen über sich ein Loch in der Brunnenwand gähnen, das so hoch wie breit war und gerade so weit hinaufreichte, dass Mellow gerade noch darin stehen konnte. Er beugte sich in den Brunnen vor. In seiner Hand hielt er ein Stück Strick, das an einem Ende kokelte.
    »Entschuldige die unzureichende Beleuchtung, aber etwas Besseres habe ich nicht«, meinte Mellow und kniete sich in die Öffnung.Er legte das glimmende Stück Seil neben sich, sodass das brennende Ende in den Brunnen ragte;

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