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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Mellow warf unwillkürlich einen Blick über die Schulter. »Von wem? Von weiteren Gidrogs?«
    »Ich weiß nicht, ob es weitere sind oder ob sie zu jenen sieben zählen, von denen ihr spracht. Es sind zwei, und nach eurer Beschreibung sind es Gidrogs, ja. Sie halten die südliche Mauer besetzt. Genauer gesagt: Sie lauern an der einzig passierbaren Stelle, an der einst ein Tor zwischen den Mauertürmen hindurchführte. Jeder, der ins Hüggelland will, muss dort vorbei. Und jeder, der hinauswill, ebenso. Jetzt weiß ich auch, was diese Wachen bedeuten: Sie sollen verhindern, dass ihr auf diesem Weg aus dem Hüggelland entkommt.«
    »Es gibt einen dritten Weg«, überlegte Mellow. »Wir könnten umkehren.«
    »Umkehren?« Finn starrte seinen Freund fassungslos an. »Du willst in die Höhle zurück?«
    »Ob ich will? Das ist nicht die Frage. Die Frage ist, ob wir eine andere Wahl haben, jetzt, da wir von der Brückenwache wissen.«
    »Und was dann? Soll Gatabaid etwa mit ihrem Arm die Brunnenwandung hinaufklettern?«
    »Ich fürchte, Herr Finn hier hat leider Recht«, sagte Circendil. »Zwar wissen eure Feinde nichts von dem verborgenen dritten Weg durch die Höhle. Aber ich denke, das würde uns dem Feind nur in die Arme treiben. Es sei denn   … Seid ihr sicher, da unten keine Abzweigungen übersehen zu haben? Keine Seitenstollen? Keine scheinbar nirgendwohin führende Sackgassen? Auf dem ganzen Weg von der Brunnensohle bis zu den Höhlen?«
    »Wenn es welche gibt«, antwortete Mellow, »sind sie so gut verborgen wie der steinerne Balken. Wir haben nichts bemerkt.«
    »Dann«, sagte Circendil, »bleibt uns nur die Bogenbrücke. Schon um Gatabaids willen.«
    »Und eben die ist bewacht.« Finn hob hilflos die Arme und ließsie wieder fallen. »Na großartig. Ich glaube, allmählich beginne ich, Brücken zu hassen. Immer wenn ich in letzter Zeit vor einer stehe, gibt es ein Hindernis, und ich gelange nicht hinüber. Wieder einmal können wir nicht vor und nicht zurück. Es wird langsam lästig, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    »Immerhin ist diese Brücke sichtbar«, sagte Mellow; und es klang nicht nur so, als ob er sich selber Mut zuspräche. »Und die Wachen scheinen es auch zu sein. Das ist ein Vorteil, wenn du mich fragst.«
    »Ich möchte mal wissen, was daran vorteilhaft sein soll. Besser wäre es, wir wären unsichtbar. Dann könnten wir uns wenigstens an den Wachen vorbeischleichen.« Finn zupfte einen Grashalm aus und kaute missmutig darauf herum.
    »Das mit dem Vorbeischleichen ist kein übler Plan«, sagte Circendil nachdenklich. »Ich habe euch vorhin beobachtet: Ihr versteht alle, euch sehr leise zu bewegen. Wenn ihr nicht gerade redet, heißt das. Eure Füße haben weit weniger Gewicht zu tragen als die eines Menschen. Ich musste lange Zeit üben, ehe ich mich so unhörbar bewegen konnte wie ihr. Allerdings verstehe ich mich nicht auf das Unsichtbarmachen, Finn Fokklin. Ich kann euch ersatzweise allenfalls die Nacht empfehlen. Eine der Künste Davenas besteht darin, auch in der Dunkelheit scharf sehen zu können. Wenn ihr euch mir anvertrauen wollt, so könnte ich euch selbst in der größten Finsternis sicher führen.«
    »Auch an den Wachen vorbei?«, zweifelte Mellow.
    »Auch an den Wachen vorbei. Vorausgesetzt, ihr könnt euch auf einer Brücke ebenso leise bewegen wie im Wald. Und dabei schweigen.« Circendil sprach mit großem Ernst und sah sie beide auffordernd an.
    Mellow wandte sich Finn zu und fragte: »Was hältst du davon?«
    Finn warf den Grashalm fort und rupfte einen anderen aus. »Ich weiß nicht. Alles drängt mich dazu, sofort aufzubrechen. Ich fürchte, wir verlieren Zeit. Kostbare Zeit, wenn wir bis zur Dunkelheit warten. Wir müssen so schnell wie möglich ins Hüggelland. Niemand ahnt dort etwas von der drohenden Gefahr. Wenn wirwarten, könnte   – ich weiß nicht   – irgendetwas etwas Schlimmes geschehen derweil. Sie könnten uns aufspüren bis zum Einbruch der Dunkelheit, zum Beispiel. Oder andere Vahits fangen und töten. Ich weiß nicht. Mir ist einfach unwohl dabei, zu warten. Allerdings weiß ich auch nicht, wie wir beim hellen Tageslicht an den Wachen vorbeikommen sollen. Es sei denn   … Wie gut seid Ihr mit dem Schwert, Herr Circendil? Sie sind nur zu zweit dort, wenn ich euch richtig verstanden habe.«
    »Heute am frühen Morgen waren sie zu zweit«, erwiderte der Mönch. »Und vorhin schienen sie es immer noch zu sein, als ich heimlich einen Blick über die

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