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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Brücke warf. Ich vermute, es werden auch nachts nicht mehr sein. Vergesst nicht, dass sie einen Auftrag haben, den sie erfüllen müssen. Darum werden nicht alle nach euch suchen, sondern vordringlich tun, weswegen sie gekommen sind. Doch solange die Wachen aufmerksam sind, genügen an dieser besonderen Stelle zwei vollkommen. Und ich bin obendrein sicher, sie werden einander ablösen.«
    »Na, wenn das ein Trost sein sollte, so ist er Euch jedenfalls misslungen, Herr Medhir.« Mellows Mut sank, und er gab sich nicht die Mühe, es zu verbergen.
    »Trost habe ich auch keinen zu bieten, Mellow Rohrsang. Was uns weitaus mehr hilft, ist, vorauszusehen, was unser Feind tut oder zu tun gedenkt. Solange sie so wenige sind, laufen sie Gefahr, zu viele Aufgaben zugleich erfüllen zu müssen.«
    »Was meint Ihr?«
    Circendil zählte an den Fingern ab: »Zwei Wächter bei der Brücke, des Tags wie des Nachts. Das bedeutet, zwei weitere werden ruhen, während die ersten beiden wachen. Das sind vier, die einander ablösen und die unser Freund Saisárasar nicht für andere Dinge einsetzen kann. Ihm bleiben somit, sich selbst eingerechnet, nur drei , um die eigentliche Aufgabe zu leisten. Worin auch immer sie bestehen mag: Er hatte sieben dafür eingeplant. Und vergesst nicht, sie haben daneben noch sechs Criargs zu versorgen. Eure Flucht hat ihn somit weitaus stärker behindert, als ihr es vielleichtahnt. Ihr habt ihm damit mehr geschadet, als wenn ihr gar einen oder zwei seiner Gidrogs getötet hättet. Wobei noch zu berücksichtigen ist: Jener Tuluk wird nach Mellows Stich vermutlich nicht mehr ganz so schnell rennen, wenn er nicht gar lahmt; und wie sehr Saisárasar selbst verletzt ist, bleibt abzuwarten. Erinnert euch, was er zu euch sagte: Meine Geduld ist bemessen, meine Zeit ist begrenzt. Er wird rasen vor Wut, dessen sei gewiss, Mellow; und meinetwegen, nehmt dies als Trost, falls es denn einer ist.«
    Mellow nickte und klopfte auf seinen Landhüterstab. Das waren Gedanken, denen er folgen konnte, und ein Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück.
    »Was indes mein Schwert betrifft, Finn Fokklin, so lass dir sagen: Ich bin gut damit; gut genug für zwei oder auch vier Gidrogs zur gleichen Zeit, falls du das wünschst. Aber ein Davenamedhir tötet nicht, wenn er es vermeiden kann. Versteht mich recht: Wir wehren uns, wenn wir angegriffen werden. Doch wir meucheln nicht. Nicht Mensch noch Gidrog noch Vahit noch irgendwen. Selbst im Kampf töten wir nur, wenn kein anderer Ausweg bleibt.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Herr Circendil«, sagte Finn. »Ich sah Anselma vor meinen Augen, wie sie zerrissen wurde, und den Gidrog, der Gatabaid in seinen Fäusten hielt, während Saisárasar sie quälte. Und beides war entsetzlicher als alles, was ich zuvor erlebte. Ich glaubte wohl einen Augenblick lang, dass Menschen so sind. So wie   … na, eben wie er. Blutrünstig und schnell mit dem Schwert bei der Hand.«
    Circendil hob den Kopf und sah für einen Moment zum Himmel hinauf, ehe er sagte:
    »Blut will Blut sehen, wie wir im Kloster lehren. Deswegen vergießen wir es nicht, außer in höchster Not. Und jeder Davenamönch ist zugleich immer ein Heiler. Nun, vielleicht müssen wir kämpfen. Es mag sein, dass wir in diese Not geraten. Es mag aber auch sein, dass sich Schleichen als klüger herausstellt als alles andere. Es mag sein, dass es die Not zu umgehen weiß. Und, Finn, was das Schleichen selbst betrifft   – jemand hat mir schon bei unserer ersten Begegnung hierin ein gewisses Zeugnis ausgestellt, falls du dich erinnerst.«
    Finn und Circendil blickten sich streng an; und obwohl die Stimme des Davenamönchs ernst geklungen hatte, zuckten seine Mundwinkel, als könne er ein Schmunzeln nur mühsam unterdrücken. Nach wenigen Sekunden konnten beide nicht an sich halten und prusteten los, und die angespannte Stimmung verflog wie ein taumelnder Falter im Sonnenlicht.
    So war es beschlossen   – bis zum Einbruch der Nacht wollten sie warten und erst in ihrem Schutz die Brücke zu überqueren suchen. Circendil riet ihnen, bis zum frühen Abend zu schlafen, um so viele Kräfte wie möglich zu sammeln. Während der Nacht würden sie sehr wahrscheinlich kein Auge schließen können. Denn nach der Brücke durften sie nicht verweilen, sondern sie würden den Acaeras Alamdil umgehen müssen, um danach Meile um Meile ins Innere des Hüggellandes zu laufen; ungesehen, im Dunkeln und vermutlich querfeldein. Die Straße zu nehmen, hielt

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