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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Circendil für zu gefährlich   – sie würde ebenso bewacht sein wie die Brücke, höchstwahrscheinlich von fliegenden Augen.
    Sie legten sich neben Gatabaid ins Gras. Kaum dass sie eine den Umständen entsprechend annähernd behagliche Stellung gefunden hatten, fielen ihnen auch schon die Augen zu. Als Circendil sie weckte, war der Abend nahe. Die Sonne berührte bereits den Rand der Berge im Westen.

11 . KAPITEL
    Am Ringwall
    S IE BRACHEN IHR BEHELFSMÄßIGES Lager ab und machten sich zum Abmarsch bereit. Die Sonne versank blass in ihrem Rücken hinter dem Wirrelbachtal, eingehüllt in grauen Dunst, und der Abend zog mit dunklen Wolken über den Sturz herauf.
    Der Wind, der während des gesamten Tages hoch in den Wipfeln geseufzt hatte, legte sich nun mit der Abendkühle. Circendil führte sie jenseits der Sadesträucher einen Wildpfad hinab, der sich geschickt durch das Unterholz wand, dabei etliche Rinnsale querte und endlich den Rand des Kiefernwaldes erreichte. Zur rechten Hand hörten sie den Wirrelbach rauschen, während sie, dem immer flacher werden Ufer folgend, im Schatten des Waldsaumes nach Osten gingen. Bald traten die Bäume zurück, und vor ihnen erstreckten sich graue Wiesen, die zum Fluss hin abfielen. Circendil bedeutete ihnen, in Deckung zu gehen, und so verbargen sie sich im Schutz einiger Felsen und spähten vorsichtig um deren Kanten.
    Sie befanden sich jetzt, wie Finn zuerst dachte, auf einem Hügel. In Wirklichkeit handelte es sich um die rechte Anhöhe eines von den Bergen des Khênaith Eciranth herabführenden, auslaufenden Tals, dessen stumme, bewaldete Lehnen zu ihrer Linken hinter steil ansteigenden Stechfichten im Dämmerlicht nur noch zu ahnen waren. Vor ihnen aber traten Bäume und Buschwerk zurück und gaben den Blick frei auf das Gebiet nördlich der Brücke.
    Das Gelände zwischen Tal und Ufer erinnerte an eine gut eine Meile durchmessende Schale, die jemand in der Mitte zerschlagen und von der er nur die eine Hälfte behalten hatte. Von allen Seiten lief das Land muldenartig auf den Flusslauf zu.
    Dort, wo bei der Schale der Riss gewesen wäre, schäumte der Wirrelbach.
    Zum ersten Mal sah Finn jenen Ort aus dem gleichen Blickwinkel, der vor siebenhundert Jahren den von der Großen Wanderung entkräfteten Vahits ebenso seltsam und wundersam zugleich vorgekommen sein musste wie jetzt ihm.
    Zu seiner Linken, von den nördlichen Bergen, kam durch das Stechfichtental der Tennlén Alam herab, der Alte Weg. Er erreichte den Beginn der Mulde und teilte sie in wiederum zwei Hälften. Der Tennlén eilte, als scheue er sich, länger als nötig zu verweilen, schnurgerade die Senkung hinunter und eilte dem Ufer zu. Aus alten Berichten wusste Finn, dass es damals noch Reste eines Pflasters gegeben hatte und frei stehende Säulen längs der einstigen Straße; heute verriet nur noch ein Strich ihren Verlauf, eine dunklere Färbung des Grases. Das Pflaster und selbst die Säulen waren verschwunden, es sei denn, die vielen, regelmäßigen kleinen Hügelbuckel beiderseits des Alten Weges waren ihre Überbleibsel, längst bedeckt von Erdreich und schimmernden Weißklee-Teppichen.
    Gerade dort, wo bei einer echten Schale der flache Boden erreicht worden wäre, ragte der nördliche Ringwall der alten Verteidigungsanlage empor. Eine gewaltige, geschwungene Mauer war es, wenn man es denn eine solche nennen wollte, denn Finn sah nicht einen einzigen gemauerten Ziegel. Und unter einer Mauer verstand er etwas, das vielleicht alles in allem die Höhe eines Brochs erreichte und damit irgendwie für einen Vahitverstand erfassbar blieb.
    Aber dieses Menschenbauwerk verunsicherte ihn nicht allein, weil es so unbegreiflich hoch und massig war, sondern mehr noch durch die Fremdheit, die es verströmte wie den Hauch einer eisigen Luft. Alles bestand, genau wie drüben beim Acaeras, aus dem gleichen, weißen, fugenlosen und ebenso glatten wie unverwüstlichen Caeraban und wirkte, ein besserer Vergleich fiel Finn nie dazu ein, wie aus einem Guss .
    Wie war es nur möglich, fragte er sich, dass es die Benutcaerdirin nicht mehr gab, dass sie zerrieben worden waren von Neid und Missgunst, entzweit durch Hader und Streit? Wie konnte ein Volk, das solche unzerstörbaren Bauwerke zu errichten wusste, nur an sich selbst zerbrechen? Oder war das der Preis für eine Handwerkskunst, die alles übertraf, was für einen einfachen Vahit überhaupt nur denkbar schien? Hatten die Benutcaerdirin in ihrem Stolz zu hoch

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