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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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genau hast du dort oben gefunden? Was wollte der Ledir von dir? Und wo … So hört doch, was ist das?
    Glimfáins Kopf ruckte hoch. Noch ehe er antworten konnte, geschahen mehrere Dinge rasch nacheinander und atemlos wie der hetzende Takt einer Trommel.
    Ein leises, erst schmatzendes, dann pochendes Fauchen lag in der Luft: ein Laut, als würde jemand in der Dunkelheit ein Tuch ausschlagen, mehrmals, gleichmäßig, und so, als würde er sich dabei der notgelandeten Galim nähern.
    Dann brach es ab.
    Ein dünnes Rauschen trat an seine Stelle. Wie Wind, der über eine schmale Mauer strich.
    Sie lauschten. Das Rauschen schwoll an und war dann wieder fort. Ratlos blickten sie sich an. Für einen oder zwei Atemzüge schenkte ihnen das Schicksal den Anschein fast völliger Stille.
    Die Dunkelheit verschmolz die Binsen und Krüppelkiefern der Auwiese zu einem Brei aus ineinanderfließenden Schatten. Glimfáin bückte sich und griff nach seiner Axt. Tallia stellte sich an Finns Seite. Finn starrte in den Himmel hinauf und versuchte, im dunklen, eilenden Grau über ihm mehr zu erkennen als formlose Schleier und Bänder einander umwogender Schlieren, die sich zu beklemmend auftürmenden Gewölken ballten.
    Der die Luft zerreißende Schrei ließ ihre Herzen gefrieren.
    »Criarg!« schrie Finn.
    Er versetzte Tallia einen heftigen Stoß und warf sich selbst neben sie ins Gras. Er meinte, etwas streife seine Haare, und ein zischender Luftzug drückte ihm den widerlichen Gestank der Feindesvögel in die Nase.
    Ein Klirren und ein ohrenbetäubender Knall erfolgten. Ein zweiter, dritter, vierter Donnerschlag vereinigten sich in schneller Folge zu einem einzigen.
    Finn warf sich entsetzt herum. An mehreren Stellen brannte das Ried. Er sah weitere, winzige Glimmerzungen an der Nacht lecken, sah sie in taumelnden Bögen zur Erde fallen. Wieder klirrte es. Im nächsten Moment zerbarsten sie krachend zu grellen Feuerlohen. Die aufragende Bordwand der Galim ertrank in einer Gischt aus geifernden Flammen. Weitere Schläge ließen ihn für Sekunden gänzlich ertauben.
    Vier oder fünf der Feuerkelche taten sich auf wie die giftigen Blüten einer verbotenen Frucht. Funkenregen gingen nieder. Schlieren aus Feuer spritzten in alle Richtungen. Plötzlich brannte es an vielen Stellen gleichzeitig. Die Flammen fraßen wahllos, ob modriger Baumstumpf, Riedgras oder Schneelballstrauch. Von einigen Büschen tropfte es: weiße, glühende, zähflüssige Feuertränen troffen herab und entzündeten knisternd das Gras, in das sie fielen.
    Beissender Qualm stieg auf.
    Der Dwarg sprang auf. Er rannte um eine der Kiefern herum. Er schrie laut und schlug nach etwas. Glimfáins Schwung schleuderte ihn selbst ins Gras. Er fiel hin. Für einen Moment lang konnten sieihn nicht sehen. Dann tauchte er hinter einem Flammenkamm auf, der einer jähen Brandung gleich durch die Auwiese lief. Finn sah nurmehr den breiten Oberkörper des Dwargen über der rollenden Welle aus Feuer ragen. Das, und die muskulösen Arme, die sich um den Griff seiner Waffe klammerten, während seine Augen im Feuerschein aufleuchteten.
    Glimfáin kreiselte mehrmals um sich selbst und schwang seine Axt in hohen, pfeifenden Bögen   – immerzu in die Dunkelheit schlagend, die jenseits der Feuerschlieren lauerte. Seine Bewegungen wirkten wie ein Unheil verkündender, wütender, verzweifelter Tanz, der dem Schlagen und Knallen der aufberstenden Feuerkelche folgte. Als gliche deren hämmerndes Dröhnen Trommelschlägen, die den Dwarg zu seinen seltsamen Sprüngen und Drehungen zwangen. Woher er die Kraft nahm, trotz seines verletzten Beines auf und ab und kreuz und quer zu springen, um immer wieder und erneut mit Wucht um sich zu hauen, war Finn unerklärlich.
    Eine neue Glimmerzunge fiel herab, ein Lichtkorn nur; es landete platzend zu Glimfáins Füßen.
    »Wehe! Feuer von Ulúrcrum!«, hörte Finn ihn brüllen.
    Ringsum krachte und knallte es wieder; neue Feuerkelche erblühten. Einer dort, wo der Dwarg eben noch gestanden hatte. Dessen Rufe gingen darin unter. In Finns gepeinigten Ohren klangen die gekeuchten Worte verwirrend leise, wie durch Watte gesprochen, dumpf und zugleich voller Qual.
    Dann sah er den Grund dafür.
    Glimfáin brannte. Seine stämmigen Beine glichen tanzenden Feuersäulen, deren Flammen gierig an seinem Gürtel leckten. »Feuer von Ulúrcrum!« Glimfáin schrie es wieder und wieder und wie vor ohnmächtiger Wut. Vor unsäglichen Schmerzen.
    Plötzlich knickte der Dwarg

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