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Der Verlobte

Der Verlobte

Titel: Der Verlobte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Sylvester
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Tillmann.« Die alte Dame winkte ihn zu sich. »Leisten Sie mir Gesellschaft.«
    Es donnerte erneut. »Was für ein Wetter! Bert, bist du wohl so gut und holst die Hunde herein?«
    »Klar, Oma!« Nun erhob sich auch Bert und verschwand nach draußen.
    »Ich hoffe, Sie schenken Pauls zynischen Bemerkungen nicht allzu viel Glauben«, sagte die alte Dame im angrenzenden Salon und reichte Tillmann eine Tasse Kaffee. »Er macht sich immer gerne ein bisschen wichtig. Zur eigenen Schriftstellerei hat es eben nicht gereicht.«
    »Und das bei den Genen.« Paul gesellte sich zu ihnen.
    »Herkunft ist eben nicht alles. Man muss schon etwas für den Erfolg tun«, erklärte sie resolut.
    »Wie recht du hast, liebe Patentante.« Pauls Augen funkelten amüsiert. »Nein, für mich bitte keinen Kaffee. Ich möchte gleich schlafen gehen.«
    »Einen Cognac?« Sie griff nach einer Kristallkaraffe.
    Paul schüttelte den Kopf und deutete grinsend hinüber in eine Ecke, in der Lillys Mutter mit einem Glas in der Hand ein Tänzchen wagte. »Louise trinkt heute für mich mit.«
    Die Großmutter sah zu ihrer tänzelnden Tochter hinüber und rückte missbilligend die runde Brille zurecht. »Louise trinkt doch immer für alle mit!«
    Kaum hatte Paul sich verabschiedet, sah sich Tillmann plötzlich mit zwei riesigen Hundeschnauzen konfrontiert. Er erstarrte. Er hatte zwar eigentlich keine Angst vor Hunden, aber was hier auf ihn zukam, war nicht mehr zu vergleichen mit einem Retriever oder einem Schäferhund. Die Hunde hatten die Größe von Kälbern.
    »Hänsel! Gretel! Sitz!«, rief Lillys Großmutter und sogleich nahmen die beiden Riesenhunde die verlangte Position neben ihr ein. Es war ein imposantes Bild, wie diese beiden Doggen die würdige alte Dame einrahmten.
    »Hatschi!«, machte Veronika, hustete vernehmlich, kramte keuchend in ihrer Tasche und setzte ein Inhalierspray an. Dann verzog sie sich erneut in die hinterste Ecke des Raumes.
    »Eine Tierhaarallergie«, erklärte die Großmutter mit einem abschätzigen Blick auf Veronika. »Sie reagiert auf so ziemlich alles allergisch. Wenn Sie mich fragen, vor allem auf andere Menschen.« Dann tätschelte sie die riesigen Köpfe der beiden Hunde. »Hier im Haus sind Hänsel und Gretel ganz zahm. Draußen können sie allerdings zu reißenden Bestien werden. Sie sind besser als jede Alarmanlage. Sie sollten nachts also keinesfalls vor die Tür gehen, mein Lieber.« Sie gab einem der Hunde einen leichten Klaps. »Los, Hänsel, sag dem Herrn guten Abend!«
    Die Dogge setzte sich direkt vor Tillmann auf ihr großes Hinterteil und reichte ihm eine riesige Pfote. »Und jetzt du, Gretel!« Die Großmutter gab Gretel einen Klaps. Die Hündin machte einen Satz und legte Tillmann ihre Vorderpfoten auf die Schultern. Entsetzt starrte er auf die schlabbrige Hundeschnauze direkt vor seinem Gesicht. Er hörte Lilly noch kichern, dann wurde es schlagartig dunkel um ihn herum.
    Ein Raunen ging durch den Raum. Tillmann spürte den dampfenden Hundeatem nah an seiner Nase.
    »Ach, diese Stromversorgung«, sagte die Großmutter verärgert. »Das passiert hier draußen ständig bei schlechtem Wetter. Bestimmt ist wieder einer der Masten umgeknickt.« Sie klatschte in die Hände. Sogleich ließ die Hundedame von Tillmann ab.
    Kurz darauf erschienen zwei Dienstmädchen und tauchten den Raum mit einigen mehrarmigen Kerzenleuchtern in heimelig weiches Licht.
    Tillmann hielt Ausschau nach Lilly. Sie hatte wirklich noch untertrieben, als sie ihre Familie als »etwas eigenwillig« beschrieben hatte. Es war eine höchst skurrile Gesellschaft, die sich hier zu einem Familienwochenende zusammmengefunden hatte.
    Die Großmutter erhob ihre Stimme. »Meine Lieben, ich schlage vor, dass wir uns jetzt zurückziehen. Wir haben morgen alle einen anstrengenden Tag vor uns.«

Düstere Geheimnisse

Es dauerte nicht lange, da waren alle auf ihren Zimmern verschwunden. Zögernd folgte Tillmann Lilly nach oben in ihr gemeinsames Zimmer.
    »Wie wäre es denn mal mit einem kompletten Briefing?«, fragte er gereizt. »Ich werde das Gefühl nicht los, hier in einem ganz anderen Film gelandet zu sein als mir angekündigt worden ist.«
    Lilly lachte unbekümmert. »Das ist doch für dich alles gar nicht wichtig«, rief sie aus dem Badezimmer. »Mach einfach mit und warte, bis es vorbei ist!«
    Tillmann schlüpfte schnell in seinen Pyjama und unter die Bettdecke, als Lilly auch schon aus dem Bad kam.
    »Umdrehen!«, kommandierte sie.
    Er

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