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Der Verlobte

Der Verlobte

Titel: Der Verlobte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Sylvester
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hörte, wie sie zwischen die Kissen kroch, dann wurde das Licht gelöscht. »Gute Nacht, mein ritterlicher Tillmann.« Sie kicherte noch mal leise.
    »Gute Nacht.« Tillmann gähnte. Doch während Lilly fast augenblicklich neben ihm schnarchte, hatte er eine unruhige Nacht. Er wand sich in Träumen von Kellerverliesen und Lösegeldübergaben. Immer wieder rissen ihn Donner und Sturmgeheul aus dem Schlaf. So war er froh, als draußen endlich der Morgen dämmerte. Doch statt Sonnenstrahlen war es mattes herbstliches Licht, das die verlassene Gegend trübe beleuchtete. Der Sturm hatte sich nur wenig beruhigt. Auch der Regen hatte nur unwesentlich abgenommen.
    Tillmann seufzte beim Blick aus dem Fenster. Dann sah er, dass Lilly noch selig schlummerte, und kleidete sich schnell und leise an. An Schlaf war ohnehin nicht mehr zu denken, außerdem verspürte er Hunger; die frische Landluft machte Appetit.
    Das ging den anderen Wochenendgästen offenbar ähnlich, denn binnen weniger Minuten versammelte sich fast die ganze Gesellschaft um die Frühstückstafel. Die Sitzordnung des Vorabends wurde beibehalten. Man schien in dieser Familie gesteigerten Wert darauf zu legen.
    Neben Rührei, Müsli, Aufschnitt, Früchten und allerhand weiteren Köstlichkeiten schufen die vielen brennenden Kerzen eine heimelige Atmosphäre. Allerdings konnte Tillmann durch die großen silbernen Kerzenleuchter hindurch nicht allzu viel von den anderen sehen. Ihm fiel nur auf, dass die sauertöpfische Veronika und der kritische Paul fehlten. Die beiden Plätze neben Bert waren ebenfalls immer noch leer.
    »Post für unsere Vroni!«, rief Lillys Tante Lilo und hielt einen Briefumschlag in die Höhe.
    »Paul hat auch Post«, sagte Tillmann und deutete auf den Sitz neben sich. Dort lag ein Briefumschlag, auf dem in sauberer Handschrift »Paul« stand. Weitere Angaben oder gar ein Poststempel fehlten.
    »Abschiedsbriefe!« Bert lachte laut auf. »Die geile alte Jungfer und der romantische Zyniker sind zusammen durchgebrannt.«
    »Bert, reiß dich bitte zusammen!«, verlangte Lillys Vater. »Du bist hier nicht unter deinesgleichen.«
    »Du etwa, mein lieber Fritz?« Das war der Großvater, der seinen Schwiegersohn mit einem strengen Blick bedachte.
    Tillmann zuckte zusammen. Da konnte jemand Lillys Vater ja überhaupt nicht leiden!
    »Du magst dich gut anpassen in unseren Kreisen«, der Großvater legte geräuschvoll sein Besteck auf den Tellerrand, »aber das gibt dir noch lange nicht das Recht –«
    »Lass gut sein, Karl-Gunter«, mischte sich die Großmutter schnell ein. »Veronika und Paul werden sicher jeden Moment erscheinen. Apropos, Bert, hast du etwas von deiner Mutter gehört?«
    Bert schüttelte kauend den Kopf. »Funkloch«, brachte er mühsam hervor. »Mein Mobiltelefon findet kein Netz.«
    Onkel Leopold nickte. »Stimmt, hier bekommt man nie ein Netz.« Dann schüttelte er den Kopf. »Unglaublich, dass es immer noch solche weißen Flecken in dieser Republik gibt …«
    »Schon gut, Leopold«, ging die Großmutter dazwischen. »Ich werde sie gleich nach dem Frühstück vom Festnetz aus anrufen. Sicherlich hat sie eine beschwerliche Reise bei diesem Wetter.«
    »Sauwetter. Jemand sollte Clara vom Bahnhof abholen.« Der Großvater blickte mit zusammengezogenen Brauen in die Runde. Dann blieb sein Blick an Lillys Vater hängen. »Fritz, wie ist es? Willst du dich nicht mal nützlich machen?«
    Lillys Vater nickte beflissen.
    »Na schön, dann werde ich einen kleinen Spaziergang machen«, verkündete Onkel Leopold und erhob sich. »Ihr entschuldigt mich bitte.«
    »Bleib aber hier auf dem Gelände«, sagte die Großmutter. »Das Wetter verheißt nichts Gutes. Wer weiß, wann wir wieder Strom haben. Wir kennen ja nicht einmal den Wetterbericht.«
    Als sich auch die Großmutter zurückzog, nahm Tillmann im Nebenraum bei den Damen Platz. Tante Lilo und ihre Freundin Elisabeth sahen ihn erwartungsvoll an und Mama-Lou schien sich köstlich zu amüsieren.
    »Lilly, mein Kind, sei so gut und hol uns ein Likörchen«, flötete sie. »Wir kümmern uns so lange um deinen hübschen Förster!«
    Tillmann fuhr herum. Richtig, da stand Lilly in der Tür. Sie hatte also endlich ausgeschlafen.
    »Mama-Lou, er ist Lehrer, er heißt nur Förster«, erklärte Lilly grinsend.
    »Das ist doch völlig egal«, sagte Louise. »Hauptsache, er ist ein Mann!« Sie zwinkerte ihrer Schwester Lilo zu. »Was meint ihr? Wollen wir eine Runde Karten spielen?«
    Tante Lilo

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