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Der Verlobte

Der Verlobte

Titel: Der Verlobte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Sylvester
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an und half durch vorsichtiges Pusten nach. »Geld, Geld, Geld! Das ist alles, was diesen rückgratlosen Waschlappen interessiert!«, stieß er voller Groll hervor.
    Er schüttelte die Flamme aus und warf das Streichholz voller Verachtung in den Aschenbecher. Dann nahm er die Zigarre zwischen die Lippen und zog einige Male kurz daran, bis die Glut aufleuchtete. »Und Louise sitzt zu Hause und lässt sich volllaufen. Was nützt ein teurer Sportflitzer, wenn man ihn dann besoffen vor den nächsten Baum setzt?« Der alte Herr schüttelte den Kopf. »Das einzig Gute, was dieser Fritz je zustande gebracht hat, ist meine kleine Lilly!« Er lächelte versonnen und paffte. Dann beugte er sich unvermittelt zu Tillmann herüber und sagte leise drohend: »Ich werde nicht dulden, dass Sie ihr irgendeinen Schaden zufügen, hören Sie! Wenn ihr irgendetwas passiert, mache ich Sie kalt, höchstpersönlich.«
    Tillmann zuckte unwillkürlich zusammen und beeilte sich zu nicken. »Aber ich liebe Lilly doch«, stammelte er unbeholfen. Na, ob das überzeugend war?
    Der Großvater schnaubte verächtlich. »Für einen Germanisten sind Sie aber nicht sehr redegewandt.«
    Tillmann schaute einen Moment lang schuldbewusst auf seine Schuhspitzen und überlegte fieberhaft, wie er seinen Worten Nachdruck verleihen konnte. Zum Glück klopfte es just in diesem Moment an der Tür.
    »Wer da?«, rief der Großvater prompt und drehte seine Zigarre zwischen den Fingern.
    »Ich bin ’ s, Fritz.« Lillys Vater betrat mit hängenden Schultern den Raum und stutzte kurz, als er Tillmann sah. »Ich will nicht stören …«
    »Zu spät! Du hast schon gestört«, stellte der Großvater fest und richtete sich drohend im Sessel auf. »Jetzt liefere mir wenigstens einen guten Grund dafür!«
    Fritz richtete sich etwas auf. »Sämtliche Telefonleitungen im Haus sind tot«, erklärte er. »Wir können Clara einfach nicht erreichen.«
    Erst jetzt bemerkte Tillmann, dass es draußen trotz der Vormittagszeit noch etwas dunkler geworden war. Die Baumwipfel wurden vom Sturm gepeitscht.
    »Und?«, fragte der Großvater ungehalten. »Soll ich jetzt persönlich hinausgehen und die Telefonmasten wieder aufrichten?«
    »Natürlich nicht.« Fritz versuchte zu lächeln, doch es misslang. »Ich habe mir überlegt, dass ich Clara entgegenfahren könnte. Vielleicht treffe ich sie am Bahnhof oder unterwegs.«
    »Mach das, mach das«, sagte der Großvater ungeduldig. »Und mach endlich die Tür hinter dir zu!« Er ließ sich wieder in seinen Sessel zurücksinken. Seine Zigarre war erloschen, sodass er erneut zu einem der langen Streichhölzer greifen musste.
    Tillmann beobachtete den alten Herrn. Seine Stirn lag in Falten und seine Handbewegungen hatten etwas Unwirsches.
    »Pfeife!«, stieß er mit der Zigarre zwischen den Lippen hervor. »Dieser Fritz ist eine komplette Pfeife!«
    Tillmann wollte kein Urteil über Lillys Vater abgeben. Stattdessen ließ er seinen Blick über die Buchrücken an der Wand wandern. »Sie haben wirklich eine beeindruckende Bibliothek«, sagte er anerkennend. »Darf ich mich mal umsehen?«
    »Sicher dürfen Sie«, sagte der Großvater. »Ich freue mich in dieser Familie ja schon über jeden, der überhaupt lesen kann.«
    Tillmann stand auf und ging ein paar Schritte an den Bücherwänden entlang. Dabei entdeckte er zahlreiche Klassiker und verkniff sich die Frage, ob der Großvater sie alle gelesen habe. Eine Reihe von modern anmutenden Büchern mit türkisfarbenem Rücken zog seine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Es waren bestimmt zwanzig Buchrücken, die sich glichen. »Sie mögen Kriminalromane?«
    Der Großvater konzentrierte sich ganz auf seine Zigarre. »Nun ja«, sagte er langsam. »Offen gestanden sind mir Abenteuerromane lieber.«
    »Aber Sie haben hier eine komplette Sammlung von Samson Perowski«, stellte Tillmann fest. Da die Zigarre nun gleichmäßig brannte und der Großvater seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete, nahm er seinen Platz wieder ein.
    »Perowski ist wirklich gut«, sagte er lächelnd. »Sie kennen seine Bücher?«
    Tillmann schüttelte bekümmert den Kopf. »Nicht wirklich. Ich habe beruflich andere Lektüren zu absolvieren«, erklärte er ausweichend. »Aber meine Mutter verschlingt diese Krimis geradezu!«
    »Das ist gut«, sagte alte Herr und paffte. »Das ist sehr gut! Ich schätze ihn sehr.« Er betrachtete fast liebevoll seine nur unwesentlich geschrumpfte Zigarre. »Dies ist eine Montecristo. Sagt Ihnen das

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