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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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wiegen, und die wild flackernden Flammen wurden kühler, beruhigten sich. Er wechselte zurück zu Sinnglas’ Sprache. »Ich kenne deine Mutter. Sie hat dich nicht gelehrt.«
    »Du kennst Windy?« Made stemmte sich etwas zu schnell hoch. Schwarze Punkte wirbelten vor seinen Augen, und er sank benommen zwischen die Bärenfelle und Decken zurück. Die Katze floh, um nicht unter ihm zerdrückt zu werden.
    »Windy?«
    Made pfiff wie ein Wind, der durch die Felsen wehte. »Windy.«
    Banya begann erneut, sich hin und her zu wiegen. Doch anstatt ins Feuer zu schauen, musterte er Made. Das tat er lange Zeit, ohne etwas zu sagen. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, so heißt sie nicht. Die Ähnlichkeit mit ihr und ihrem Begleiter damals ist fast unheimlich.«
    »Wo?«, fragte Made. »Wo hast du gelernt, wie ein Troll zu sprechen?« Er wechselte zu dem Wort, das Sinnglas verwendet hatte. »Wie die Riesen? War deine Mutter auch ein Riese?«
    »Riesen?« Die Augen des Alten leuchteten auf, und er saß stocksteif da. »Windy war ein Riese?«
    »Ja.«
    »Sag es dreimal, sag die Wahrheit!«
    »Meine Mutter war ein Riese. Ja, ja, ja.«
    »Nein!« Der Alte schaute sich ängstlich um, die Flammen wie tanzende Speere. »Du darfst es nur zweimal sagen!«
    »Aber du hast gesagt… «
    »Narr! Nun hast du die Aufmerksamkeit des eifersüchtigen Gottes auf uns gelenkt!«
    Der Mann erhob sich, seine Knie knackten wie Eis in der Frühlingssonne. Er nahm ein Bündel Kräuter, setzte sie in Brand und verteilte den nassen Qualm in allen Ecken des Raumes. Dabei sang er leise, als wolle er nicht, dass Made die Worte hörte. Dann holte er etwas aus einem Topf, nahm einen Stab und ging hinaus. Made hörte, wie er an die vier Ecken des Hauses klopfte.
    Als er zurückkehrte, sprach er nicht mit Made. Stattdessen setzte er sich ans Feuer und sprach leise mit dem toten Gesicht des Uralten. Die Katzen schmiegten sich an ihn, aber er beachtete sie nicht.

    *

    Made dachte, er sei kurz eingenickt, aber er war sich nicht sicher - er hatte die Augen geschlossen und sie wieder geöffnet, und nichts hatte sich verändert. Irgendwann musste er aufstehen, um sich zu erleichtern.
    Als Banya sah, wie Made sich abmühte, zog er ihn hoch und hielt ihn mit einem sehnigen Arm aufrecht. Seine Kupferarmreifen pressten sich kalt in Mades Haut. Gemeinsam humpelten sie zur Tür.
    Sie standen mit dem Rücken zum Fluß. Made wollte sich umdrehen, um nachzusehen, woher das Geschrei gekommen war, aber Banya stellte ihn direkt neben der Tür an einen Strauch. Als sich sein Strahl über die Blätter ergoss und die Wand entlang rann, musste Made lachen.
    »Was?«, fragte der alte Mann.
    »Ha - ich markiere die Hütte als meine Höhle.«
    Armreifen klirrten, und Made spürte einen scharfen Schmerz, als Banya seinem Hintern einen Schlag versetzte. Eine schwarze Katze rieb sich an seinen Knöcheln, und es fiel ihm schwer, seine Blase vollends zu leeren.
    Wieder im Haus setzte sich Made aufrecht zwischen die Decken. Die Kohlen waren erloschen, die Flammen um Banyas Kopf schienen ebenfalls abgekühlt und verblasst.
    Banya schüttelte den Kopf und murmelte: »Gruethrist nahm Lord Eleuate mit auf die Jagd nach den Riesen, damals, als er sich im Tal niederließ. Ich hoffe, Verlogh fand keine Freude daran.«
    »Was?«, fragte Made.
    »Ich denke nur laut«, sagte Banya. »Es ist eine Angewohnheit der Alten, unsere Gedanken in die Freiheit zu entlassen, auf dass sie uns überleben.«
    Die Nacht war warm, aber Made zitterte. Er fürchtete, das Fieber könnte zurückkehren.
    »Im Collegis sagen manche, dass die Menschen die Sprache von den Riesen stahlen. Die Riesen wurden zuerst erschaffen und beherrschten die Welt, aber dann kam der Mensch, und obwohl wir nur wilde, sprachlose Kreaturen waren, kannten wir das Geheimnis des Feuers, und mit dem Feuer vertrieben wir die Riesen.«
    Made schloss die Augen, um Banyas Stimme zu lauschen, und sah ein verblasstes Nachbild der leuchtenden Silhouette des alten Mannes vor sich schimmern. Er schreckte auf und öffnete die Augen.
    »Pramantha, der geliebte Sohn der Göttin Bwnte, ein menschlicher Mann, ging mit anderen Männern auf die Jagd in die Berge, wo sie von Riesen angegriffen wurden. Er war jedoch sehr schlau und versprach den Riesen durch Handzeichen, er würde ihnen zeigen, wie man das Feuer löschte, wenn sie ihm dafür das Geheimnis der Sprache gäben. Und dann zeigte er ihnen, wie man die Flammen mit Wasser erstickte.«
    »Ha«, sagte

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