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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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Urins und ihres Duftsekrets stach ihm in der Nase und das schwangere rote Kätzchen, das sich neben ihm in die Decken kuschelte, gab schnurrende Laute von sich, die er noch nie zuvor gehört hatte.
    Prüfend stupste er sie an. Der Kratzer an seinem Daumen fühlte sich jedoch sehr echt an, und als er ihre Lefzen zurückzog, um die spitzen Zähne zu untersuchen, kam der alte Mann ins Haus.
    »Was ist das für ein Lärm?«, fragte Made und schaute zum Fenster.
    »Wyndaner«, sagte der Alte, ein Wort, das Made schon einmal aus dem Mund eines anderen Mannes gehört hatte. Der Alte sah aus dem kleinen Fenster an der Flussseite des Hauses. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten. »Sie kamen, weil sie um Frieden betteln wollten. Dabei habe ich ihnen gesagt, sie sollten nicht kommen. Vorher schon. Als er wegen der Dämonenhäute zu mir kam. Kein guter Geruch wird daraus entspringen.«
    Er gebrauchte die Worte zögernd, ähnlich wie Made, wenn er Sinnglas’ Sprache sprach. Made schob die Decken beiseite und versuchte aufzustehen, um aus dem Fenster zu schauen. »Wer?«
    Der alte Mann drängte ihn zurück auf sein Lager, sanft, aber dennoch energisch, ohne Widerstand zu dulden. Und ohne ihm zu antworten. Made war zu schwach, um sich zu wehren, und ließ es zu, wieder in Decken gehüllt zu werden. Die kleine, rote Katze rollte sich auf seinem Bauch zusammen.
    Der alte Mann kochte einen Topf voll Wasser und bereitete Tee, wie Sinnglas’ Frau es manchmal getan hatte. Draußen begann jemand zu schreien.
    Made schaute den Alten an. Der starrte jedoch unentwegt auf die Blätter in seiner Tasse. Die Katze schloss die Augen und schlief.
    Das Schreien hielt sehr, sehr lange an.

    *

    Made wachte im Dunkeln wieder auf. Ihm war heiß, und er fühlte sich träge, trocken und leer. Die Katze schlief auf seinem Gesicht und ließ seine Haut jucken, deshalb schubste er sie weg.
    Der alte Mann saß am Herd mit dem Rücken zu Made und sang. Das Feuer unter dem Teekessel war zu glühenden Kohlen herabgebrannt. Der Schatten des Mannes zuckte und flackerte dennoch über die Wände, als würden die gedämpften, schimmernden Lichter, die um seinen Kopf herum tanzten, den Raum erhellen. Manchmal konnte Made diese Lichter hüpfen sehen, manchmal nicht.
    Ohne sich umzudrehen oder aufzuschauen, unterbrach der alte Mann sein Lied. »Bist du hungrig, ja, richtig?«
    »Ja«, krächzte Made.
    Der Alte klopfte an seinen Kopf. »Neben dir.«
    Made rollte sich zur Seite und erblickte eine Tasse und eine Schüssel. Zuerst benetzte er seinen Mund mit dem lauwarmen Tee, dann schlang er das Essen hinunter. Gekochte Haferflocken, mit klebrigem Sirup vermischt. Die Katze kam zurück, schnupperte an der Schüssel und streckte eine rosafarbene Zunge heraus.
    In der gegenüberliegenden Ecke, neben dem alten Mann, entdeckte Made den Kopf des Uralten, der ihn angegriffen hatte.
    »Iss langsam«, mahnte der Alte.
    »Danke«, antwortete Made. »Wo… «
    Der Mann grunzte, stützte die Hände auf den Boden und drehte sich herum. Eine Hand legte er auf den Bauch, die andere streckte er aus. »Nenne deinen Namen, dann nenne dein Begehr. Mein Name ist Banya. Willkommen in meinem Haus.«
    »Ich werde mich an deinen Gestank erinnern, Banya. Mein Name ist Made. Wo… «
    »Made? Nicht Claye?«
    »Made. Made. Klein, weiß, krabbelt auf toten Sachen herum.« Er wackelte mit seinem Finger wie ein Wurm.
    Sichtlich verwirrt beugte sich der alte Mann vor, das Gesicht vor Konzentration verzerrt. »Made ist kein Name für einen Mann. Du heißt Claye.«
    »Claye?« Er dachte, dass der Alte - Banya - vielleicht die falschen Worte gebrauchte oder ihn nicht verstand. »Sinnglas nannte mich Mahdeh.«
    »Sinnglas? Dieser Name darf hier nicht laut ausgesprochen werden«, sagte der Alte auf einmal in Sinnglas’ Sprache, während er sich zurücklehnte und einen Blick zur Tür warf. »Sprichst du seine Sprache?«
    »Ja.«
    »An deiner Stelle würde ich diesen Namen nicht mehr erwähnen. Wo hast du diese Sprache gelernt?«
    »Von Sinnglas.« Made war verwirrt. Satt und schläfrig stellte er die Schüssel ab.
    Banya zog ein finsteres Gesicht. Die Flammen um seinen Kopf loderten und flackerten, als wären sie in wildem Aufruhr. »Nein. Die Sprache des Collegis .«
    »Ich kenne nur die Sprache, die meine Mutter mich lehrte«, sagte Made wieder in der Sprache der Trolle.
    »Ja, stimmt! Diese Sprache. Ist schon zu lange her, seit ich bei den Weisen im Collegis war.« Banya begann, sich hin und her zu

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