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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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nicht.«
    Sie schien furchtbare Schmerzen zu haben. Und weil ihre Pein auch in ihm brannte, machte er erneut Anstalten, sie zu trösten.
    »Fasst mich nicht an!«
    »Ich wollte doch nur… «
    »Wir sind verflucht«, sagte sie. »Unseretwegen ist die Burg abgebrannt, dann hätte das Mammut Claye und mich fast umgebracht und… «
    Mit einer schroffen Handbewegung brachte Yvon sie zum Schweigen. Hastig schaute er zu den Soldaten hinüber. Ihre Gesichter wurden vom Feuerschein erhellt, und ihr Gelächter drang durch die Nachtluft zu ihnen herüber. »Hütet Euch, was Ihr sagt«, mahnte er leise. »Das falsche Wort, der falsche Name könnte uns das Leben kosten.«
    Xaragitte zitterte und ließ die Schultern hängen. »So wie den armen Jungen vor der Burg, den Ihr umgebracht habt? Er hätte uns bestimmt ziehen lassen, wenn ich mit ihm geredet hätte. Sein Gesicht, oh, sein armes, zerstörtes Gesicht.«
    Yvon musterte sie eingehend. Sie musste Fieber haben, wenn sie sich um einen toten Soldaten mehr sorgte als um ihn. »Er diente dem Baron; er hätte uns umgebracht.«
    »Nicht alles auf der Welt dreht sich ums Töten«, sagte sie, etwas besänftigt. Dann legte sie den Kopf auf den Arm. »Da - die Schmerzen haben nachgelassen«, sagte sie leise.
    Das Gelächter verstummte. Yvon schaute zum Lager der Soldaten hinüber und sah, wie sie ihre Decken ausbreiteten. Ein Gesicht starrte vom Feuer weg in die Dunkelheit zu ihnen herüber. Hier draußen in der Wildnis war es ein Kinderspiel, einen alten Mann, eine junge Mutter und ihr Kind zu töten. Jedes Verbrechen ließ sich vertuschen, sämtliche Beweise konnten im Wald jenseits des Hügels unter einer dicken Laubschicht begraben werden. Man brauchte dem Eunuchen nur zu sagen, seine Schützlinge seien weitergezogen. Yvon hatte solche Dinge schon erlebt. Er stand auf, reckte die Glieder und kauerte sich dann auf die Fersen.
    Claye erwachte und hob unvermutet den Kopf. Als er Xaragitte neben sich sah, lächelte er, kicherte und rupfte eine Handvoll Gras aus. Xaragitte gähnte, die Augen halb geschlossen, und streckte ihm einen Finger entgegen. Claye strahlte sie an, ließ die Grashalme fallen und stach mit seinem Finger nach ihrem.
    »Ich weiß nicht, warum wir diese alberne Scharade noch länger mitmachen«, sagte sie leise. Ihre Schultern fingen an zu beben. »Ich habe mich noch nie so müde gefühlt, nicht mal, als meine Tochter starb… «
    »Hört mir zu.« Yvon beugte sich vor und sprach beruhigend auf sie ein, so wie er in seinem Leben bereits mit vielen Soldaten auf zu vielen Feldzügen gesprochen hatte. »Wir haben Lord Gruethrist geschworen, den Sohn seiner Herrin vor dem Baron in Sicherheit zu bringen, und alleine schaffe ich das nicht. Ihr seid müde und verzweifelt, weil Eurem Geliebten Schlimmes widerfahren ist. Trotzdem müsst Ihr stark sein.«
    Clayes große Augen musterten Yvon aufmerksam.
    »Wenn Euch etwas zustößt«, sagte Yvon, »hat der Kleine hier nichts zu essen. Also müsst Ihr stark sein.«
    Xaragitte hörte auf zu weinen und atmete tief aus. Sie lachte Yvon albern an und gähnte wieder. Ihre Hand fuhr flatternd zu ihrem Mund und sank dann zu Boden. Sie war eingeschlafen.
    Sofort krabbelte Claye von ihr weg.
    »Halt, nicht so schnell«, flüsterte Yvon und versperrte ihm mit dem Arm den Weg. Claye lachte ausgelassen, ehe er kehrtmachte und in die entgegengesetzte Richtung davonsauste.
    Yvon tat einen Schritt vor, um ihn erneut aufzuhalten, worauf Claye sich mit Feuereifer in dieses neue Spiel stürzte. Bald krabbelte Yvon auf allen Vieren und trieb Claye immer wieder zu seiner schlafenden Amme zurück. Als der Junge allmählich ärgerlich wurde, begann Yvon ihn zu kitzeln. Gellendes Gelächter tönte über den Hang, und in der Dämmerung antwortete ein Mammut mit lautem Gebrüll.
    Yvon schaute zu Xaragitte. Nicht einmal dieser Krach hatte sie geweckt. »Mahmah«, rief Claye, um Yvons Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als der Ritter ihn ansah, rollte er sich erneut auf die pummeligen Knie, kicherte und schaute erwartungsvoll über seine Schulter.
    »Oh, du entkommst mir nicht«, flüsterte Yvon, und ihr Spiel begann von Neuem. Das war gut, dachte Yvon. Genau das wollte er. Sie würden das Kind zu Lady Eleuate bringen und dort warten, bis Lord Gruethrists Fehde mit dem Baron beigelegt war. Danach könnten er und Xaragitte zusammen ein neues Leben beginnen. An dieses Bild klammerte er sich.
    Nach einer Weile blieb Claye unsicher sitzen, rieb sich mit seiner

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