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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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des Barons die Festung vermutlich längst eingenommen, ehe sie beide dort eintrafen.
    Yvon führte sie lautlos vom Heereslager weg, auf einen Pfad, der sich den Hang oberhalb des Flusses entlangschlängelte. Er gab acht, dass Xaragitte ihm ohne Mühe folgen konnte, und schaute mehr nach ihr als nach dem Weg, während er bereits verzweifelt überlegte, wie sie die Brücke überqueren könnten. So entging es ihm, dass sie umzingelt waren, als die ersten schemenhaften Gestalten zwischen den Bäumen hervorkamen.
    Eine Frau trat vor, eine Gefolgsfrau aus dem Heereslager.
    Die anderen Schatten entpuppten sich als alte Männer und halbwüchsige Knaben, die Stöcke und kurze Messer trugen. Yvons Hand legte sich auf sein Schwert. Sobald er einen oder zwei von ihnen verletzt hatte, würden die anderen fliehen.
    »Wartet!«, sagte die Frau. Sie trat zu Xaragitte und strich Claye über die Wange. »Junge oder Mädchen?«
    »Junge«, erwiderte Xaragitte.
    Die Frau murmelte ein paar Worte der Anteilnahme für dieses Unglück. »Wie heißt er?«
    Es war eine Geste der Höflichkeit, so zu tun, als wären sie zwei Frauen, die sich bereits kannten und in einem ihrer Häuser aufeinandertrafen. Xaragitte hob das Kinn. »Cl-Kady.«
    Yvons Kehle war auf einmal staubtrocken, und er hatte einen Knoten im Hals. Mehr denn je verlangte es ihn, das Lager und den toten Soldaten weit hinter sich zu lassen.
    »Klady?«, fragte die Frau.
    »Kady«, verbesserte Xaragitte.
    »Stammt Ihr aus diesem Tal?«
    Xaragitte zögerte einen Moment. »Ja.«
    »Wir werden heute Abend die Burg erreichen. Wo finden wir das beste Land, diesseits oder jenseits des Flusses?«
    Nun erst begriff Yvon. Baron Culufre brachte die Nachhut als Siedler mit ins Tal, um ein zweites Dorf zu gründen, dessen Bewohner ihm treu ergeben waren. Diese Gruppe wollte einen Vorsprung vor den anderen gewinnen und sich das beste Ackerland sichern. Offenbar plante Culufre, lange Zeit in diesem Tal zu bleiben. Das musste Lord Gruethrist unbedingt erfahren.
    Xaragitte schien unsicher, wie sie auf die Frage antworten sollte. Yvon konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber ihre Stimme kam nur zögernd. »Es gibt Löwen… «
    »Der Großteil guten Ackerlandes auf dieser Seite des Flusses ist bereits vergeben«, sagte Yvon. »Doch gleich hinter der Brücke liegen einige Berge, wo vermutlich ebenfalls fruchtbarer Mutterboden zu finden ist.«
    Die Frau trat zurück. Ihre Augen glitzerten, als sie Yvon ansah. »Das haben wir auch gehört. Wollt Ihr mit uns kommen? Ihr könntet Euch in Sebius’ Namen ebenfalls Land suchen.«
    Dieser verfluchte Eunuch! Eines Tages würde Gruethrist ihn unschädlich machen müssen.
    Claye zappelte unruhig auf Xaragittes Arm.
    Yvon ging einen Schritt vor. Wenn er diese Leute vor dem Morgengrauen zur Brücke führte, könnten er und Xaragitte gemeinsam mit ihnen die Brücke überqueren. »Ich kenne den Weg dorthin gut.«
    Die Frau nickte, und Yvon durchquerte den Kreis der Männer.
    Ein kahler, alter Mann mit gebeugtem Rücken gesellte sich zu ihm. »Das Bergland ist für Obstwiesen besser geeignet«, sagte er und klopfte auf die Samensäcke an seiner Schulter. »Alte Knaben wie Ihr und ich werden sie vielleicht nicht mehr in Blüte erleben, aber dafür unsere Töchter und ihre Kinder.«
    »Sie ist nicht meine Tochter«, erwiderte Yvon.
    »Sie werden uns dennoch überleben«, sagte der alte Mann.

    Yvon marschierte, so schnell er konnte, über Pfade, die er einst geschlagen hatte, in der Erwartung, dass die Familien irgendwann langsamer werden würden. Aber die dunkelhaarige Frau hielt ihre Leute gut beisammen und drängte die älteren Jungen und Mädchen dazu, ihre jüngeren Geschwister zu tragen, wenn diese zurückzufallen drohten. Dennoch zogen die Sterne am Himmel an Mitternacht vorbei und näherten sich der Morgendämmerung, bis sie die Burg erreichten.
    Die zerstörten Balken des Burgsaals stachen in den heller werdenden Himmel wie ein Baum, der von einer Flut angeschwemmt worden war, und die Dächer der kleinen Stadt türmten sich wie Trittsteine über einem dunklen Fluss. Die Soldaten des Barons schienen von ihrer Ankunft bereits erfahren zu haben. Zwei mürrische Männer kamen ihnen entgegen, geleiteten sie zur Brücke und ließen sie ohne weitere Fragen passieren. Die Eichenbalken knarrten und bogen sich unter dem Gewicht der vielen Menschen, dann hatten sie die andere Seite erreicht, und Yvon stand neben Xaragitte und Claye.
    »Ihr könnt gerne mit uns kommen«,

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