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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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bot die dunkelhaarige Frau ihnen an.
    »Meine… meine Verwandten erwarten uns in den Bergen bei Lady Eleuates Burg«, erklärte Xaragitte.
    Der alte Mann stand neben ihr und strich sich mit der Hand über den kahlen Schädel. »Obstbäume«, sagte er zu Yvon. »Ich habe viele Samen.«
    »Mögen sie Euch reiche Ernte bringen, geschützt vor Kampf und Krieg«, erwiderte Yvon, zwei Götter anrufend. Irgendwann würde er mit Gruethrist zurückkommen und diese Leute vertreiben müssen, dennoch wünschte er ihnen nichts Böses. »Möge es Euch Wohlergehen.«
    Die jüngeren Kinder suchten sich bereits auf dem Wiesenhang einen Platz zur Rast und legten sich schlafen. Xaragitte sah Yvon an, Claye in ihren Armen schaukelnd, damit er nicht erwachte.
    »Gebt Ihr mir eine der Decken, um den Tau aufzusaugen und uns zu wärmen«, fragte sie und deutete mit einem Nicken auf das Bündel.
    »Nein«, entgegnete Yvon leise. »Wir dürfen nicht schlafen. Wir müssen weiter. Ehe der Morgen vorbei ist, werden die Soldaten mit den Mammuts eintreffen.«
    Er ging ein paar Schritte auf den Schäferpfad zu , der in die Berge führte, aber sie folgte ihm nicht. Ihr Blick war auf die anderen Familien gerichtet.
    Leise sagte er: »Wenn sie uns passieren und Lady Eleuate zuerst erreichen, werden wir Cla… - den Kleinen - niemals in Sicherheit bringen können. Sein Vater wird ihn niemals wiedersehen.«
    Ihr Kopf sank auf ihre Brust, und sie stolperte ihm nach.
    Als sie ihn erreicht hatte, flüsterte er ihr zu: »Es tut mir leid, Lady Xaragitte.« Schweigend trotteten sie auf den Schäferpfad, der sich zu den hohen Bergen über dem Fluss hinaufwand.

    *

    Später am Morgen machten Xaragitte und Claye ein kleines Nickerchen. Sobald sich die Amme auf einem Hügel zwischen einigen Bäumen ins Gras gelegt hatte, schlief sie ein. Yvon kauerte neben ihr und hielt Wache. Er wusste, dass man frische Kundschafter von der Burg ausschicken würde, sobald Sebius oder Baron Culufre sie verdächtigten, den Soldaten ermordet zu haben oder Gruethrists Kind bei sich zu tragen.
    Nachdem Claye durch sein Gezappel Xaragitte geweckt hatte, gab Yvon ihr etwas von dem kalten Haferbrei, den er am Abend zuvor aufgespart hatte. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, und sein Magen knurrte, aber vermutlich würden sie den Rest noch brauchen, ehe sie Lady Eleuates Burg erreichten.
    »Wie weit müssen wir noch gehen?«, fragte sie.
    »Mah!«, sagte Claye und griff nach dem Essen in Xaragittes Hand. Sie zog es von ihm weg.
    »Es ist ein Marsch von zwei Tagen«, erklärte Yvon. Eine entschlossene Streitmacht könnte den Weg auch in einem Tag zurücklegen, wenn sie Tag und Nacht marschiert. »Heute Abend machen wir Rast und schlafen uns aus, morgen früh überqueren wir die Furt, und morgen Abend sitzen wir an einem reich gedeckten Tisch.«
    Nach dem Essen leckte sich die Amme die Hände sauber. Claye schob seine Finger in den Mund und saugte daran.

    *

    Der Frühling hatte die hohen Gebirgsausläufer noch nicht erreicht, und das Land war kahl und braun. Der Pfad wand sich über immer steilere Felshänge, während er zu den hochgelegenen Weiden anstieg. Die Berge um sie herum wirkten nun nicht mehr so fern, und die Gipfel zeigten schroffe Kanten.
    Das war das Land der Bergbauern, einem Volk, das schon vor Gruethrists Ankunft hier gelebt hatte. Viele hausten immer noch in den abgelegenen Gebirgstälern, in die sie nach dem Aufstand vertrieben worden waren. Vor einem Jahrzehnt hatte Gruethrist versucht, die Bauern zu zwingen, ihre traditionellen Anbauweisen aufzugeben und Pflüge einzuführen, damit er höhere Getreidezölle erheben konnte. Einer ihrer Zauberpriester hatte jedoch die Heiligkeit der alten Ernteriten gepredigt und die Bergbauern in eine Rebellion geführt. Es kam zu schweren Kämpfen, und viele Siedler wurden in der Dunkelheit ermordet, ehe der Priester und seine Anhänger niedergemetzelt waren. Am Ende jedoch ließ Gruethrist die Bauern ihre Felder so bestellen wie sie es wollten, und sammelte seine zusätzlichen Zölle in Form von Wild ein.
    Da sein Heer schlechter ausgestattet war als Gulufres und er weniger Männer zur Verfügung hatte, würde Gruethrist einige Strategien der Bergbauern übernehmen müssen, um den Baron zu vertreiben und das Land zu schützen, das dem Sohn seiner Herrin zustand. Yvon würde ihn darauf hinweisen, wenn sie sich wieder trafen.
    Xaragitte bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten, und sang dem Jungen im Takt ihrer Schritte

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