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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht da. Ich habe mit Clifford gesprochen.«
    Inzwischen waren Proxi und Jabba herübergekommen und hörten angespannt zu. Ihnen war klar, daß etwas passiert sein mußte.
    »In welchem Krankenhaus seid ihr?«
    »Im Custodia.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr und überlegte, wie lange ich bis dorthin brauchen würde. Ich hätte eine Dusche vertragen können, aber das mußte warten. Frische Sachen hatte ich im >100<. In fünf Minuten konnte ich in der Garage sein, und mit dem Auto waren es weitere zehn bis nach Guinardo.
    »Ich komme sofort. Gib mir eine Viertelstunde. Ist der Kleine bei dir?«
    »Wo denn sonst!« Der Unterton in ihrer Stimme war fast feindselig.
    »Ich bin sofort da. Beruhige dich.«
    Proxi und Jabba rührten sich nicht vom Fleck und sahen mich abwartend an. Ich berichtete ihnen, was meine Schwägerin gesagt hatte, während ich einen sauberen Pullover überstreifte und Jeans und Turnschuhe wechselte. Ohne zu zögern boten sie an, den kleinen Dani über Nacht zu sich zu nehmen.
    »Wir fahren nach Hause, sobald Jabba hier fertig ist«, erklärte Proxi, »ruf einfach an, falls du uns vorher brauchst.«
    Im Nu war ich aus dem >100<, lief bis zur gegenüberliegenden Tunnelwand und kletterte die senkrechte Leiter hinauf in die Abstellkammer im Keller von Ker-Central. Drinnen schob ich hastig den Eisendeckel über die Luke, riß die Tür zur Garage auf und rannte zu meinem dunkelroten Volvo, der neben dem Dodge Ram von Jabba und Proxi stand. Es waren die einzigen Autos, die um diese Zeit noch in der Tiefgarage parkten. Taheb, der Nachtwächter, der hinter dem Sicherheitsglas friedlich kauend vor seinem kleinen Fernseher saß, folgte mir ungerührt mit dem Blick. Als ich vorfuhr, entschied er zu meiner Erleichterung, das Sicherheitsgitter zu öffnen und mich rauszulassen, ohne mir einen seiner üblichen Vorträge über die politische Lage in der Sahara zu halten.
    Kaum hatten die Reifen den Bürgersteig berührt, wurde mir schlagartig klar, daß es die schlechteste Zeit war, um mit dem Auto durch die Stadt zu fahren. Durch die Calle Arago wälzte sich eine Blechlawine, alles gierte danach, vor dem heimischen Fernseher zu Abend zu essen. Mir pochte das Blut in den Schläfen, und der friedliebende Bürger, der ich eben noch gewesen war, verwandelte sich in einen aggressiven Raser, dem beim geringsten Anlaß der Kragen platzt. Ich fuhr auf der Conseil de Cent bis zur Roger de Lluria. An der Kreuzung Passeig de Sant Joan und Travessera de Gracia mußte ich die Ampel bei Rot überfahren, weil mir ein Skoda mit Vollgas an der Stoßstange klebte. In der Secretari Coloma steckte ich erst mal fest, was ich dazu nutzte, Ona auf dem Handy meines Bruders anzurufen und ihr zu sagen, daß ich gleich da sei und sie mich bitte unten abholen solle.
    Das Custodia-Krankenhaus erwies sich als alter, grauer, reichlich deprimierender Kasten. Es sah aus wie ein Haufen übereinandergestapelter Betonwürfel mit winzigen Löchern darin. Wenn dem Architekten nach all den Jahren Studium nichts Besseres eingefallen war, überlegte ich auf der Suche nach der Einfahrt, wäre er beim Kanalbau besser aufgehoben gewesen. Zum Glück verließen vor mir etliche Autos den Parkplatz - wahrscheinlich war gerade Schichtwechsel -, und es blieb mir erspart, auch noch Runden um diese Beton gewordene Scheußlichkeit zu drehen. Ich war noch nie hiergewesen und hatte keine Ahnung, wo ich hinmußte. Doch Ona war schon da und kam, während ich ausstieg, mit dem schlafenden Dani auf dem Arm auf mich zu.
    »Danke, daß du so schnell gekommen bist«, sagte sie leise, um den Kleinen nicht zu wecken. Mit einem traurigen Lächeln drückte sie mir einen Kuß auf die Wange. In eine blaue Kinderdecke gehüllt, lehnte Dani an ihrer Schulter, den Schnuller im Mund. Sein raspelkurz geschnittenes Haar war unglaublich blond und stand so stachelig vom Kopf ab, daß es im Gegenlicht manchmal flirrte wie elektrisch aufgeladen. Das hatte er von seinem Vater.
    »Was ist mit Daniel?« fragte ich, während wir über den Parkplatz zum Eingang gingen.
    »Sie haben ihn eben auf die Station gebracht. Der Neurologe ist noch bei ihm.«
    Wir betraten das riesige Gebäude, durchquerten Flure und noch mehr Flure, an denen der Putz von den Wänden bröckelte. Der Marmorfußboden war kaum noch als solcher zu erkennen. Wo die Platten nicht abgewetzt waren, klebten Placken von etwas, das wie schwarzes Gummi aussah, und die Räder der von den Pflegern geschobenen Betten holperten über

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