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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wollen die Yatiri uns mit den Tocapus was beibringen. Ich glaube, beim Lösen dieses Rätsels werden wir etwas erfahren, das uns später nützlich sein wird.«
    »Gib dir keine Mühe, Root«, sagte der Jabba-Wurm schnippisch, die Arme in die Seiten gestemmt, und sah mich von der Seite an. »Oder ist es dir noch nicht aufgefallen? Wenn diese beiden Felder nur Muster sind, müßte es ein drittes geben, in das man die Lösung eingibt. Und wo ist das, na?«
    »Hier!« schrie Proxi von irgendwoher.
    »Was zum Teufel ...?« Ich sprang auf und lief hinter Jabba her, der bereits losgestürmt war, um Proxi zu suchen. Zum Glück hielt der breite Rücken meines Kollegen auch mich auf, als er plötzlich bremste und leicht ins Wanken geriet. Denn als wir um den Schnabel herumlaufen wollten, wären wir fast über den Körper meiner Lieblingssöldnerin gestolpert, die, den Rücken auf den Boden gepreßt, ihren Kopf unter den des Vogels geschoben hatte.
    »Hier sind neun Tocapus«, tönte eine durch die große Steinskulptur gedämpfte Stimme. »Soll ich sie dir beschreiben, Root, oder guckst du sie dir selbst an?«
    Teufel, war diese Frau verwegen.
    »Warum versuchst du nicht, sie dir zu merken, und gibst sie selbst in den Computer ein?«
    »Okay, gute Idee«, erwiderte Proxi und kroch aus ihrem Versteck hervor.
    »Was hast du dir bloß dabei gedacht, dich da drunterzulegen, du verrücktes Huhn?« schimpfte Jabba.
    »Na, war doch logisch, oder? Es fehlte ein Tocapu-Feld, und irgendwo mußte es ja sein. Da blieb nur noch der Kopf des Kondors.«
    »Aber sich einfach so, ohne nachzudenken, auf den Boden zu legen. Und wenn sie die Dinger oben drauf eingraviert hätten?« gab ich zu bedenken.
    »Na ja, das wäre dann natürlich der nächste Schritt gewesen.«
    Seelenruhig nahm sie mir den Laptop aus den Händen. Wir sahen zu, wie sie geschickt den elektronischen Webstuhl bediente. Dann seufzte sie tief, hob den Kopf und warf uns einen ratlosen Blick zu. »Zwei geschnitten durch zwei Wurzel von eins«, murmelte sie. »Zwei vergrößert in fünf Wurzel von .«
    »Von was?«
    »Das steht hier nicht. Hast du vergessen, hier sind nur neun Tocapus, in den beiden seitlichen Feldern befinden sich insgesamt zehn.«
    »Das muß man doch herausfinden können«, sagte ich. »So schwierig kann das nicht sein . Wenn wir die vier Sätze genau analysieren, müßten wir eigentlich die verborgene Logik verstehen und den Code herausfinden können. Mal sehen ...« Ich nahm den Laptop wieder an mich, startete das Textverarbeitungsprogramm und tippte die vier Prämissen ein. »>Sechs geschnitten durch zwei Wurzel von drei<, >Sechs vergrößert in fünf Wurzel von drei<, >Zwei geschnitten durch zwei Wurzel von eins<, >Zwei vergrößert in fünf Wurzel von .<, hier setzen wir x ein, okay? Und jetzt schreiben wir das Ganze noch mal mit Zahlen auf. Nehmen wir an, Jabba hatte recht, und es handelt sich um Fälle von einfacher Division und Multiplikation: Sechs durch zwei ist drei, und sechs mal fünf ist dreißig.«
    »Nein, in dem Satz steht drei, nicht dreißig«, verbesserte der Wurm mich pedantisch.
    »Ja, aber eine Sache haben wir nicht berücksichtigt. Die Doctora hat mir erklärt, daß die Inka und die präinkaischen Kulturen, trotz ihrer großen mathematischen und astronomischen Kenntnisse, keine Null kannten. Deshalb hatten sie keine Ziffer für das Nichts oder die Leere.«
    »Okay, Root, verstanden«, sagte Proxi. »Aber die Kulturen, die keine Null kannten, und davon gab es viele, konnten Zehner, Hunderter, Tausender und so weiter bestens darstellen. Sie benutzten einfach andere Symbole. Oder sie wiederholten ein und dasselbe Symbol so oft wie nötig. Deine Theorie ist also falsch.«
    »Nein, sie ist nicht falsch, denn wir sprechen ja von Wurzeln, von dem unreduzierbaren und unveränderbaren Bestandteil eines Wortes oder einer Rechenoperation. Vergiß nicht, daß das Aymara aus Wurzeln besteht, an die unendlich viele Suffixe angehängt und auf diese Weise alle möglichen Sätze gebildet werden können. Achtet mal auf die beiden Sätze >Sechs geschnitten durch zwei Wurzel von drei< und >Sechs vergrößert in fünf Wurzel von drei<. Wenn man in dem Ergebnis aus der Multiplikation mit fünf die Null streicht, ist die Wurzel genau dieselbe wie bei der Division durch zwei.«
    »Was bedeutet, daß das Anhängen von Nullen die Wurzel selbst nicht verändert«, überlegte Proxi laut. »Die Wurzel bleibt dieselbe. Man nimmt einfach dasselbe Zeichen oder Symbol,

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