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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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das man auch zur Darstellung der Zehner und Hunderter verwendet.«
    »Ganz genau! Und jetzt wirf mal einen Blick auf die zweite Rechenoperation: >Zwei geschnitten durch zwei Wurzel von eins< und >Zwei vergrößert in fünf Wurzel von x<, wie wir gesagt haben, das heißt: Zwei mal fünf ist gleich zehn. Die Wurzel ist folglich eins.«
    »Wenn ich das richtig kapiere«, warf Jabba ein, »ist es so, daß es auf dasselbe hinausläuft, wenn man die Nullen wegläßt. Egal, ob man durch zwei teilt oder mit fünf multipliziert.«
    »Absurd, oder?« sagte ich grinsend.
    »Nein, nein«, entgegnete Proxi, »im Rahmen einer Zahlensymbolik ist es stimmig: Wenn du die Leere wegläßt, das Nichts, für das die Null steht, und das Wichtige behältst, nämlich die Wurzel, was macht es dann für einen Unterschied, ob du dividierst oder multiplizierst? Das Ergebnis bleibt das gleiche.«
    »Na gut.« Jabba gab sich geschlagen. »Aber was nützt es uns, das zu wissen?«
    Lächelnd wandte sich Lola ihm zu, nahm seinen großen Kopf in beide Hände und gab ihm einen Kuß auf die Wange. Ich war überrascht, da die beiden ihre Gefühle im allgemeinen nicht vor anderen zeigten.
    »Auch wenn es nicht so aussieht«, sagte sie zu mir, »in diesem Körper eines Sumo-Ringers steckt ein gefühlvoller und intelligenter Kern.«
    Und noch bevor der erstaunte Jabba reagieren konnte, stand sie auf, legte sich mit einer geschickten Körperbewegung erneut flach auf den Bauch und kroch unter den Schnabel des Kondors, vor dem sie nicht den geringsten Respekt zu haben schien. Dann drehte sie sich auf den Rücken und tastete ganz vorsichtig den Stein ab. Und auf einmal, ohne daß wir gesehen hätten, was genau sie tat, setzte sich die riesige aus Stirn, Augen und einem Teil des Schnabels bestehende obere Kopfhälfte in Bewegung. Gleichzeitig brach ein schreckliches, nach Stein und Metall klingendes Getöse los, das an zwei aneinanderreihende Steinfliesen erinnerte oder an eine eiserne Brücke, über die ein Lastwagen rollt. Allerdings konnte das, was da ächzte und grollte, kein Eisen sein, da Eisen im präkolumbischen Amerika noch nicht bekannt war.
    Erschrocken stürzte Jabba zu Proxi hinüber, so rasend schnell, daß ich erst verstand, was er tat, als er sie schon an den Füßen gepackt hatte und unter dem Kopf hervorzog. Ich war starr vor Schreck. Die ganze Szene hatte etwas Surreales: Im Schneidersitz auf dem Boden hockend, beobachtete ich, wie Jabba an Proxi zerrte, während sich über ihnen der Schnabel des Kondors wie das Visier eines Helms unter so ohrenbetäubendem Lärm öffnete, daß man glaubte, das Ende der Welt sei gekommen. Würde er uns alle drei verschlingen? Ich war zu keiner Bewegung fähig.
    Nein, der Kopf verschlang uns nicht. Er verharrte genau unter der Decke und gab den Blick frei auf einen neuen Gang, der dem aufs Haar glich, in dem wir uns gerade befanden.
    Jabba war kreideweiß und schnaubte vor Wut. »Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?« fuhr er Proxi wütend an. »Hast du sie nicht mehr alle? Du hättest dich und uns umbringen können!«
    »Erstens: Schrei mich nicht an«, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen, und stand vom Boden auf, »und zweitens wußte ich ganz genau, was ich tat. Also beruhige dich, Mann, sonst wird dir wieder schwindelig.«
    »Mir ist schon schwindelig bei dem Gedanken, daß du hättest tot sein können, zerquetscht von diesem alten Stein da!«
    Sie ging achselzuckend auf den Schlund des Vogels zu. »Aber ich bin nicht tot, und ihr auch nicht, also kommt, laßt uns weitergehen.«
    »Wie hast du das gemacht, Proxi?« fragte ich und folgte ihr ins Innere des geöffneten Schnabels. Der wütende Jabba rührte sich nicht vom Fleck.
    »Das Naheliegende. Da die Wurzel aus >Zwei vergrößert in fünf< die Eins war und nur ein Tocapu unter allen neunzehn diese Zahl darstellte, nämlich das in >Zwei geschnitten durch zwei Wurzel von eins<, habe ich mich noch mal unter den Kondorschädel gelegt. Und das Tocapu, das laut JoviLoom das Zeichen für eins ist, hat tatsächlich auf Druck reagiert. Den Rest weißt du ja.«
    Sie erklärte mir dies, während wir im Schlund des Vogels verschwanden und in den neuen Gang gelangten. Gerade wollte ich Jabba zurufen, er solle sich beeilen und verdammt noch mal endlich kommen, als ich meinte, ein metallisches Klicken zu hören. Und unmittelbar darauf begann der Schnabel des Kondors, sich langsam wieder zu schließen.
    Erschrocken drehte Proxi sich um: »Marc!« schrie sie aus

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