Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
Vom Netzwerk:
KAPITEL 1

    D iesmal aber wirklich. Nichts konnte mich aufhalten. Ich würde diese Lektion knacken. Ich würde dieses verdammte Magielicht erzeugen. Ich würde mir nicht noch einmal eine Augenbraue abfackeln …
    Während ich mich weiter anfeuerte, sah ich, wie eine winzige Kugel aus blauem Licht flackernd in meiner Handfläche zum Leben erwachte. Sie wurde immer größer, als ich sie mit meiner Kraft nährte und versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Trotzdem kribbelte es in meinem Bauch vor Glück, und eine Welle des Triumphes überkam mich. Ich speiste den kleinen Lichtball noch ein winziges bisschen mehr…
    Und mit einem gewaltigen Knall explodierte er. Ich wurde nach hinten geschleudert und landete unsanft auf meinem Hintern. Es verschlug mir den Atem.
    Als ich wieder klar sehen konnte, erkannte ich ein paar schmutzig-braune Augen, die in meine starrten. Sie gehörten zu Trill, der Kelpie, die die meiste Zeit im Atlantischen Ozean lebte, an dem mein Dorf Rockabill in Maine lag. Als Kelpie konnte sie zwei Gestalten annehmen: die merkwürdige
Seeponyform, in der sie jetzt gerade vor mir stand, und eine menschliche Form, die niemals als normal durchgehen würde, nicht einmal durch eine ordentliche Tequila-Brille.
    »Sie hat noch beide Augenbrauen«, meldete das Pony mit ölteppichglitschiger Stimme.
    »Gut«, ließ sich Nell in trügerisch großmütterlichem Ton vernehmen. »Mit nur einer sah sie grässlich aus.«
    Die Kelpie nickte wissend, und ich warf ihr meinen bitterbösesten Blick zu. »Danke für dein Mitgefühl, Trill«, sagte ich giftig und griff nach einem Büschel ihrer Seetangmähne, um mich daran hochzuziehen.
    »Kein Problem, Jane.« Dann zuckte sie zusammen und schüttelte meine Hand aus ihrer Mähne. Ohne diesen Halt fiel ich wieder zurück ins Gras, in meinem Kopf drehte sich alles. Magie kann ganz schön wehtun, besonders wenn sie schiefgeht. Ich stöhnte herzzerreißend, als Nells Gesicht über meinem auftauchte. »Komm schon, Jane. Steh auf. Jetzt ist nicht die Zeit, sich auszuruhen.«
    Ich atmete tief durch und blinzelte, um wieder klar zu sehen. Schließlich gelang es mir, immer noch ein bisschen benommen, mich aufzurappeln. Nell, die Zwergin, lächelte mir zu, aber ich ließ mich nicht täuschen. Hinter ihrer ländlichen Kleidung und dem freundlichen Auftreten lauerte ein Gemüt, das dem des Hauptfeldwebels aus Full Metall Jacket alle Ehre machte.
    »Komm jetzt, Jane. Steh auf, und versuch es noch einmal. «
    Tu es oder tu es nicht. Versuchen zählt nicht , zischte mein müdes Hirn die winzige, aber unerbittliche alte Dame an, die mich, ihre Fäustchen in die Hüften gestemmt, herausfordernd
anstarrte. Wenn ich nicht wüsste, dass sie mich im Nu überwältigen könnte, hätte ich sie bei ihrem überdimensionalen silbergrauen Haardutt gepackt und in die Bäume geschleudert wie einen Diskus. Stattdessen richtete ich mich mühselig auf und nahm mir ein paar Sekunden Zeit, um mir meinen Pony aus dem Gesicht zu klammern. Ich ließ ihn gerade herauswachsen, und er war mittlerweile in einem Stadium, in dem er mich schier verrückt machte.
    Dann befreite ich langsam und konzentriert meinen Geist, indem ich versuchte, meinen Kopf als einen leeren Raum zu visualisieren, völlig weiß und geräuschlos. Dann stellte ich mir vor, wie ich im Schneidersitz inmitten dieses weißen, stillen Raumes saß – mit geschlossenen Augen und der absoluten Kontrolle über meinen Körper und meinen Geist. Ich spürte, wie mein Atem flach wurde, während ich mich immer weiter in mich zurückzog, dahin, wo sich mein Kraftzentrum befand.
    »Konzentrier dich, Jane, und zieh die Kraft aus deinem Inneren«, erklang Nells beruhigende Stimme. »Und diesmal erzeuge das Licht, ohne dich direkt darauf zu fokussieren. Es ist bloß das natürliche Resultat davon, dass du dich deiner Kräfte bedienst. Lass dir durch das Licht nicht die Kontrolle abnehmen.«
    Ich hielt meine Handfläche vor mich. Eigentlich brauchte ich meine Hand gar nicht dazu, das Licht zu erzeugen, aber sie half mir, die Visualisierung meines Willens konkreter zu machen. Außerdem hatte ich gesehen, dass viele übersinnliche Wesen, mein Freund Ryu eingeschlossen, ihre Hände auf kreative Weise einsetzten, wenn sie Magielichter erzeugten.

    Und Ryu hat besonders kreative Hände , klinkte sich wie aufs Stichwort meine unbezähmbare Libido ein.
    »Jane!«, bellte Nell, als meine Aufmerksamkeit zu Ryu abdriftete und die zarte Hülle aus Kraft, die ich langsam um mich

Weitere Kostenlose Bücher