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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Daß Sie sich aber nicht scheuen, Ihren Namen mit dem meinigen zu vereinen, das söhnt mich mit allem aus, was ich erlitten habe. Dennoch aber kenne ich meine Pflicht ebenso, wie Valeska erkannt hat, was Ihr zu thun übrig bleibt! Sie hatte das einzig Richtige ergriffen: die Entsagung.«
    »Herr Petermann?!«
    »Ja, ich wiederhole es. Valeska darf nicht die Frau Ihres Sohnes werden. Ich kenne sie; ich weiß, daß ihr Herz brechen wird; aber sie wird ihre Pflicht thun.«
    »Und ich die meinige!« fiel der Lieutenant ein. »Sehen Sie, Herr Petermann, ich nehme sie in meine Arme, und nun will ich sehen, wer sie von mir trennen wird!«
    »Ich, Herr Lieutenant!«
    »Wie wollen Sie das anfangen?«
    »Ich werde meine Tochter an ihre Pflicht erinnern, und sie wird mir gehorchen, so schwer es ihr auch fallen mag.«
    »Versuchen Sie es!«
    »Dessen bedarf es in diesem Augenblicke nicht. Wir Alle sind erregt. Es wird der Augenblick des ruhigen Nachdenkens kommen, und dann werden wir Alle deutlich erkennen, was zu unserem Frieden dient.«
    »Das erkenne ich bereits jetzt, und darum – –«
    Er wurde unterbrochen. Die Thür zu dem vorderen Zimmer ging abermals auf und eine Stimme sagte:
    »Edmund, Junge, wo steckst Du?«
    »Hier Vater.«
    »Da draußen? Schön! Ich höre soeben, daß wir nach dem Salon kommen sollen, und – ah, Sapperment!«
    Er war näher getreten und erkannte Valeska in den Armen seines Sohnes.
    »Bist Du erschrocken?« fragte dieser lachend.
    »Beinahe! Das ist ja – –«
    »Nun, wer?«
    »Die schöne Unbekannte im Coupee!«
    »Ja.«
    »Fräulein Petermann, wie Du sie nanntest!«
    »Das ist ihr Name.«
    »In Deiner Umarmung – –«
    »Du wolltest es ja so!«
    »Ich?«
    »Ja. Du meintest doch, daß ihr Anblick mich auf andere Gedanken bringen werde.«
    »Ah! Oh! Und diese anderen Gedanken sind wohl schon bereits da, wie ich sehe?«
    »Ja, ich gestehe es. Ich hoffe, daß Du mir nicht zürnst!«
    »Hm! Das läßt sich noch gar nicht sagen.«
    Da trat Petermann zwischen den Freiherrn und seinen Sohn und sagte:
    »Herr Baron, ich bin ebenso überrascht gewesen, wie Sie es jetzt sind. Ich beeile mich, Ihnen zu erklären, daß dieses außerordentliche Vorkommniß ganz ohne mein Wissen und auch ohne meine Einwilligung eingetreten ist. Ich habe bereits die Ehre gehabt, dies der gnädigen Frau zu erklären –«
    »Und ich aber,« fiel die Baronin ein, »habe im Gegentheile erklärt, daß dieses nicht so ganz außerordentliche Vorkommniß meine vollste Billigung findet.«
    »Wie? Was?« fragte er.
    »Ich habe meine Einwilligung gegeben,« nickte sie ihm im vollen Siegesbewußtsein zu.
    »Deine Einwilligung? Wozu denn?«
    »Zur Verlobung.«
    »Du bist des Teufels!«
    »Ja, aber ein desto größerer Engel ist unsere Schwiegertochter.«
    »Schwiegertochter? Das geht ja ungeheuer rasch!«
    »Ja,« lachte sie herzlich auf. »Dich muß man eben überrumpeln.«
    »Das halte ich nicht für nothwendig, beste Frau. Ich glaube, Du bist selbst auch überrumpelt worden.«
    »Ich hatte allerdings keine Ahnung.«
    »So will ich glauben, daß wenigstens der Hauptschuldige hier eine Ahnung gehabt hat!«
    Er wandte sich mit diesen Worten an Edmund. Dieser lachte munter auf und antwortete:
    »Eigentlich auch nicht, lieber Vater.«
    »Was? Auch nicht? Also Alle ahnungslos. Du bist mir von Allen aber doch der Unbegreiflichste. Weißt Du noch, was wir heute zu Hause gesprochen haben?«
    »Sehr gut.«
    »Du wolltest nicht heirathen?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Wegen – wegen – – na: weil die Betreffende und so weiter. Und weil ihr Vater, und so weiter!«
    »Ich weiß; ich weiß. Ich glaubte natürlich, daß Du Deine Einwilligung versagen würdest.«
    »Hier aber denkst Du, daß ich sie gebe?«
    »Ja.«
    »Warum denn, he?«
    »Na, weil Dir Valeska gefallen hat.«
    »Hm! Du bist ein Teufelskerl! Mußt Du das verrathen? Uebrigens habe ich mich außerordentlich in Dir geirrt. Ich hätte Deine Gefühle für anhaltender gehalten.«
    »Das sind sie auch.«
    »Du beweisest aber das Gegentheil. Vor wenigen Stunden konntest Du von der gewissen, betreffenden Dame unmöglich lassen, und jetzt nun – –«
    »Lasse ich noch immer nicht von ihr!«
    Da trat der Freiherr erstaunt zurück.
    »Wie? Verstehe ich recht?« fragte er.
    »Natürlich, lieber Vater.«
    »Jene Dame, die ich meine, und hier Fräulein Petermann sind wohl gar identisch?«
    »Gott sei Dank, ja!«
    »Wußtest Du das bereits, als ich von ihr sprach?«
    »Ja.«
    »Duckmäuser!

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