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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Leben nicht vergessen. Hättest Du mich nicht gerettet, wer weiß, wie es heute mit mir stände!«
    »Vergessen wir das, Engelchen! Er hat seine Strafe, und wir wollen uns das Glück nicht durch solche Erinnerungen trüben.«
    Der Fürst war der Erste, der sich zurückzog. Er hatte die Gastfreundschaft Hausers acceptirt und wurde von diesem nach Hause begleitet, während Engelchen vorausgeeilt war, um eine Stube in Stand zu setzen.
    Der alte Förster amüsirte sich so gewaltig, daß er sich nur schwer zu trennen vermochte. Es war weit nach Mitternacht, als seine Barbara ihn endlich überredete, mitzukommen, morgen sei ja auch noch ein Tag. Als sie das Dorf hinabgingen, sagte er: »Schau, Bärbchen, wie hell der Mond scheint! Da brauchen wir den Umweg auf der Straße gar nicht zu machen. Wir gehen den Waldpfad, der gleich stracks zur Försterei führt.«
    Sie war einverstanden. Sie fürchtete sich nicht. Sie hätte sich auch nicht gefürchtet, wenn sie diesen Weg jetzt bei Nacht hätte allein gehen müssen. Wer so lange Jahre im Walde wohnte, der wird vertraut mit allen Schatten desselben.
    So schritten sie still hinter einander her. Sie hatten bereits drei Viertheile des Weges hinter sich und wollten eben über einen Querweg gehen, als der Alte plötzlich stehenblieb und aufmerksam horchte.
    »Was ist’s?« flüsterte sie.
    Er faßte sie bei der Hand.
    »Pst, leise, leise! Komm zurück, da hinter diese buschige Kiefer; aber schnell, schnell!«
    Er drückte sie hinter den dichten Zweigen nieder und kauerte sich neben sie hin.
    »Ich hörte da rechts drin einen Fuß über eine Wurzel stolpern,« raunte er ihr zu.
    »Wer weiß, was es gewesen ist!«
    »O, dieses Geräusch weiß Unsereiner von jedem Anderen zu unterscheiden. Horch!«
    »Wahrhaftig, es kommt Einer!«
    »Nein, es sind Zwei.«
    Die Schritte näherten sich. Gerade vor der niedrigen, aber dichten Kiefer, hinter welcher das alte Ehepaar steckte, kreuzten sich die beiden Pfade. Dadurch entstand am Kreuzungspunkte ein offenes Plätzchen, in welches das Licht des Mondes zu dringen vermochte. Und gerade da blieben die beiden Kommenden stehen. Der Förster konnte ihre Gesichter sehen und auch ihre Worte hören, obgleich sie nicht laut, sondern mit gedämpfter Stimme sprachen.
    »Hm!« sagte der Eine. »Ich glaube, ich bin irre.«
    »Das wäre dumm! Es wird bald Tag, und wir dürfen nur des Nachts hin. Wir verlieren dadurch einen Tag.«
    »Leider! Ich muß mich besinnen.«
    »Ich denke, Sie kennen die Gegend?«
    »Freilich kenne ich sie; aber man irrt sich doch einmal. Hierher kommen wir. Grad aus geht es nach der Försterei, an welcher wir vorüber müssen, wenn wir nach dem Zechenhäuschen wollen.«
    »Daß wir auch nicht eher mit dieser verteufelten Strickleiter fertig wurden! Wir konnten längst wenigstens das Geld aus dem Schachte geholt haben!«
    »Na, dazu haben wir noch Zeit, ehe es Tage wird. Ich besinne mich. Wir sind auf dem richtigen Wege. Also hier weiter, immer gradaus!«
    Sie gingen in derselben Richtung weiter.
    »Wer war das?« fragte die Försterin.
    »Komm schnell, schnell!« antwortete er, ihren Arm ergreifend und sich mit sich fortziehend.
    »Herrgott, was giebt’s denn? Warum diese Eile?«
    »Das sage ich Dir unterwegs. Nur vorwärts, bis der Weg wieder breiter wird!«
    Als sie diese Stelle erreicht hatten und nun neben einander gehen konnten, sagte er:
    »Hast Du den Einen, den Langen, erkannt?«
    »Nein.«
    »Der fromme Seidelmann.«
    »Gott stehe uns bei!«
    »Ja. Er steht in den Blättern. Zweitausend Gulden für ihn, und ebensoviel für den Andern!«
    »Willst Du ihn etwa fangen?«
    »Natürlich!«
    »Du, das wage ja nicht!«
    »Warum denn nicht?«
    »Die werden sich wehren!«
    »Wollen sehen, ob sie etwas vermögen. Wollen sehen, ob die beiden Burschen zu Hause sind. Leider wollten sie nach dem Haingrunde, der Holzdiebe wegen, die jetzt dort ihr Wesen treiben. Lauf nur, lauf! Ich darf nicht zu spät kommen. Ich muß eher dort sein, wie sie.«
    »Wo denn?« fragte sie, ganz athemlos neben ihm her eilend.
    »Nach dem Zechenhäuschen natürlich. Es muß von der Pascherzeit her dort Geld und noch Anderes stecken, was sie holen wollen.«
    »Da sind Sie aber doch auf falschem Wege!«
    »Freilich! Und das ist gut. Der Seidelmann hat sich doch geirrt. Sie müssen an unserem Hause vorüber, sind aber auf dem falschen Pfade fortgegangen. Sie gerathen viel zu weit links in den Wald hinein, und ehe sie dies merken, bin ich bereits beim

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