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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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könnten sie in diesem Falle allerdings. Aber wir haben keine Zeit versäumt und sind kaum zwei Minuten lang bei mir in der Stube gewesen. Wir sind ihnen sicher voraus. Uebrigens würde mein Hund es längst gemerkt haben, wenn irgend Jemand da vor uns gegangen wäre.«
    Jetzt begann erst die Schwierigkeit. Es führte kein eigentlicher Weg hinauf. Ueber wildes, taubes Gestein hinweg und zwischen Busch und Dorn hindurch mußten sie aufwärts klettern, doch kamen sie glücklich und auch verhältnißmäßig schnell oben an.
    Der Förster schritt gleich auf das Zechenhäuschen zu. Das Schloß der Thür war längst verrostet und intact geworden. Die Thür lehnte nur an. Er öffnete sie und lauschte hinein. Es ließ sich nichts hören.
    »Leuchten Sie doch hinein!« meinte Schulze.
    »Fällt mir nicht ein. Da drin sind sie noch nicht. Wenn ich Licht machte, würde ich doch nur unsere Anwesenheit verrathen. Und selbst wenn ich es nur einen Augenblick lang brennen ließe, würden sie es sehen können.«
    »Wo aber bleiben wir?«
    »Im Gebüsch da hinter dem Häuschen. Diese Kerls haben nämlich eine Strickleiter mit. Sie wollen in das Loch hinabsteigen und etwas holen. Da überraschen wir sie. Ich freue mich wie ein Schneesieber auf den Schreck, der ihnen in die Glieder fahren wird, wenn sie sehen, daß sie erwischt sind. Kommen Sie!«
    Er führte sie hinter die Holzhütte. Dort gab es Sträucher genug, sich zu verstecken.
    »Machen Sie es sich bequem, damit Sie später kein Geräusch verursachen,« warnte der Alte. »Die beiden Kerls könnten sonst auf den Gedanken kommen, sich zu überzeugen, ob sie auch wirklich allein sind.«
    »Sie können uns in den Sträuchern nicht sehen.«
    »O, sie haben eine Laterne mit.«
    »Wenn nur Ihr Hund uns nicht verräth.«
    »Der? Fällt ihm nicht ein!«
    »Wenn er bellt oder knurrt.«
    »Sie sind eben kein Förster. Ein dressirter Hund knurrt nur dann, wenn er soll. Wenn ich ihn aber mit der Schnauze auf den Erdboden lege, so würde er keinen Laut von sich geben, selbst wenn man auf ihm herumtrampelte. Also jetzt still! Horchen wir!«
    Es verging eine ziemlich lange Weile voller Erwartung. Endlich flüsterte der Förster.
    »Da vorn hörte ich Steine rollen. Man kommt!«
    Der Hund hatte es auch gehört. Er schlug mit dem Schwanze auf den Erdboden.
    »Still, Pluto!« gebot der Alte. »Keinen Laut!«
    Das Geräusch von rollenden Steinen kam näher. Der Mond beleuchtete hell die vom Gebüsch freien Stellen der Haldenplatte. Daher sahen die drei Lauscher jetzt ganz deutlich am Rande derselben die beiden Kommenden auftauchen und dort, um sich zu verschnaufen, stehen bleiben.
    »Verfluchte Kletterei!« sagte der alte Apotheker. »Unsereiner ist solche Spaziergänge gar nicht gewöhnt.«
    »Ich auch nicht!« brummte Seidelmann.
    »Ich denke, Sie sind sehr oft hier oben gewesen?«
    »Sehr oft nicht, nur einige Male.«
    »Gehen wir sogleich an’s Werk?«
    »Ja. Vorher aber wollen wir sehen, ob es hier oben auch recht geheuer ist.«
    »Pah! Wer soll da sein! Niemand!«
    »Man kann nie zu vorsichtig sein. Es giebt in dieser Gegend Pascher und Holzdiebe die schwere Menge; daher schweift das Aufsichtspersonal selbst bei Nacht im Walde herum. Es ist gar keine Unmöglichkeit, daß so ein Kerl auf den Gedanken kommt, sich einmal eine Extramotion zu machen und hier herauf zu steigen.«
    »Danke sehr!«
    »Gehen wir also einmal um das Häuschen herum.«
    »Die Laterne anbrennen?«
    »Unsinn! Von einer solchen Höhe leuchtet sie weithin. Das wäre doch gefährlich! Wir können sie erst anstecken, wenn wir uns im Innern dieser Bude befinden.«
    »Es ist unheimlich hier!«
    »Ja, ein Pläsir ist es nicht, hier herum zu kraxeln.«
    »Wenn doch Jemand hier wäre!«
    »Mit Einem nehmen wir es auf!«
    »Aber wenn er ein Gewehr hätte? Wir haben nur die Messer. Horch! Was war das?«
    »Nichts. Ein Stein, welcher rollte.«
    »Sollte Jemand kommen?«
    »Schwerlich! Es ist ein Stein von uns gelockert worden, und der ist dann hinabgerollt. Also vorwärts!«
    Sie gingen um das Zechenhäuschen herum und kamen so hart an dem Förster vorüber, daß dieser sie an den Beinen hätte fassen können. Der Hund bewegte sich nicht und gab auch keinen Laut von sich. Als die beiden Flüchtlinge den Rundgang beendet hatten, blieben sie stehen, und Seidelmann sagte:»Es ist Niemand hier. In einer Stunde graut der Morgen; da müssen wir fertig sein.«
    »Wer klettert hinab? Sie?« fragte Horn.
    »Alle Beide.«
    »Ich denke, Einer

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