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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zwingen, Alles zu gestehen, sonst ließen wir sie nicht heraus.«
    »Wollen wir?«
    »Nein, das ist unmenschlich. Sie würden Höllenqualen ausstehen. Ich bin ihr Richter nicht. Wir warten einfach, bis sie wieder oben sind.«
    »Und sie sich aber wehren können.«
    »Das haben wir nicht zu befürchten. Wir haben ja gehört, daß sie nur Messer besitzen. Sobald sie oben angekommen sind, halten wir ihnen unsere drei Gewehrläufe entgegen, so müssen sie sich ergeben. Uebrigens ist ja der Hund da.«
    »Gut. Aber, Herr Förster, wollen wir nicht einmal hineingehen in die Hütte?«
    »Wozu?«
    »Es müßte doch interessant sein, so hübsch von oben hinunter zu sehen, was sie machen.«
    »Na, das können wir ja thun. Aber wir müssen uns hüten, ein Geräusch zu verursachen. Kommen Sie!«
    Sie begaben sich leise nach der Thür und traten ein. Es war vollständig finster im Häuschen.
    »Nehmt Euch auch in Acht,« meinte der Förster. »Bücken wir uns nieder. Wir müssen uns bis zum Loche tappen, um ja nicht hinabzustürzen.«
    Sie erreichten und fühlten dasselbe. Dort legten sie sich auf die Erde nieder und blickten hinab. Unten stand die Laterne. Ihr Licht drang natürlich nicht herauf. Beim Scheine desselben waren die beiden Verbrecher beschäftigt, den erwähnten Stein zu entfernen. Er wich ihren vereinten Anstrengungen und nun entstand ein mannestarkes Loch, in welches der fromme Schuster hineinleuchtete.
    »Ist etwas drin?« fragte der Apotheker.
    Seine Stimme drang nur dumpf herauf.
    »Ja,« antwortete Seidelmann.
    »Hoffentlich auch das Geld!«
    »Wenn nicht, so wäre es unangenehm für uns.«
    »Wer kriecht hinein?«
    »Ich. Aber warten wir noch einige Augenblicke. Die Luft da drin ist zu schlecht. Lassen wir sie erst nach oben ziehen.«
    Die Laterne brannte wirklich, seit die Oeffnung frei geworden war, nicht mehr so hell wie vorher, ein sicheres Zeichen, daß da unten schlechte Luft vorhanden sei.
    Die Beiden unten warteten schweigsam und die Drei oben blickten ebenso schweigsam hinab. Endlich meinte der einstige Schuster: »Jetzt wird es gehen. Sie bleiben kurze Zeit im Finstern, denn ich nehme die Laterne natürlich mit hinein.«
    Er kauerte sich nieder, streckte die beiden Arme mit der Laterne in das Loch und schob Kopf, Körper und Beine langsam nach. Nun war es unten dunkel, so daß die Lauscher nichts mehr zu sehen vermochten.
    Aber bereits nach ungefähr fünf Minuten wurde es wieder hell. Seidelmann kam zurückgekrochen, mit den Beinen voran. Als er heraus war, hustete er tief und ängstlich auf und sagte: »Fast wäre ich erstickt. Mein Kopf ist so schwer, als ob er von Blei sei.«
    »Haben Sie das Geld?«
    »Ja. Ich mußte ewig suchen.«
    »Wieviel ist es?«
    »Ich habe natürlich da drin nicht nachgezählt; es hätte mich diese Neugierde das Leben gekostet.«
    »Dann jetzt.«
    »Warum? Muß das gleich sein?«
    »Wir haben ja Zeit.«
    »Später noch viel mehr.«
    »Aber besser ist’s, man weiß, woran man ist!«
    »Mißtrauen Sie mir etwa? Denken Sie vielleicht, daß ich Sie betrüge?«
    »Sie haben gesagt, daß wir theilen werden. Wie nun, wenn Sie nicht Alles haben, wenn noch ein Theil des Geldes da in dem Loche steckt?«
    »Ich habe Alles. Wir können oben oder unterwegs, wenn es hell geworden ist, besser theilen als hier. Jetzt machen wir hier wieder zu.«
    »Das ist nicht nöthig.«
    »Oho! Warum nicht?«
    »Wir kommen doch nicht wieder hierher.«
    »Das kann man gar nicht wissen. Es giebt da drin noch mancherlei Werthvolles, was man sich später holen kann. Und selbst wenn wir nicht wieder herkommen sollten, so gönne ich diese Sachen doch keinem Anderen. Man kann doch einmal auf die abenteuerliche Idee kommen, hier herabzuspringen; dann würde man Alles finden und das halte ich keineswegs für nöthig. Da, helfen Sie! Der Stein muß unbedingt wieder an seine Stelle.«
    Sie schoben den Stein mit ziemlicher Anstrengung wieder in die Oeffnung; dann sagte der Schuster:
    »Ich steige voran und Sie folgen nach!«
    »Warum?«
    »So sind wir ja auch herabgestiegen.«
    »Ach so! Und Sie nehmen natürlich auch die Laterne mit sich nach oben?«
    »Ja.«
    »Danke sehr, mein bester Herr Seidelmann! Darauf gehe ich nun freilich nicht ein.«
    »Aus welchem Grunde denn?«
    »Ich bin klug genug, Ihre Absicht zu durchschauen!«
    »Ich begreife nicht, was Sie meinen.«
    »Verstellen Sie sich nicht und nehmen Sie die Hand aus der Tasche, in welcher Sie das Messer haben. Sehen Sie, ich halte das meinige schon in

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